
Ob Eric Smith am Dienstagabend den TV eingeschaltet hat, um sich das DFB-Pokal-Viertelfinale zwischen Drittligist Arminia Bielefeld und Werder Bremen (3:1) anzugucken, bei dem der Drittligist sensationell weiterkam, ist nicht verbrieft. Vermutlich aber hatte der Schwede, der seit vergangenem September stolzer Vater ist, mit seinem Töchterchen zu tun. Der Abwehrboss von Bundesligist FC St. Pauli braucht ohnehin keinen Fernseher für besondere Pokalabende, vor drei Jahren war er bei einem Hauptakteur.
Im Januar 2022 schlugen die damals noch zweitklassigen Hamburger den schier übermächtigen Gegner Borussia Dortmund mit 2:1. Smith ist neben Kapitän Jackson Irvine der einzige verbliebene BVB-Bezwinger [Vasilj und Ritzka saßen auf der Bank, d. Red.], wird bei der Neuauflage am Samstagabend (15.30 Uhr/Sky live) Revanche für die 1:2-Hinspielpleite nehmen wollen. Die Erlebnisse von damals würden heute zwar nicht mehr helfen, sind aber dennoch schöne Erinnerungen. Erst recht, weil es gegen heutige Weltstars wie Erling Haaland (Manchester City) und Jude Bellingham (Real Madrid) ging. „Wir hatten damals schwierige Platzverhältnisse“, erinnert sich Smith am Dienstag nach dem Wochentrainingsauftakt an der Kollaustraße, „das hat uns sehr geholfen.“
Der Platz im Millerntor-Stadion dürfte am Samstag in einem gepflegten Zustand sein, St. Pauli sich nicht verstecken wollen. Hinten Beton anrühren und vorne auf einen Standard hoffen ist nicht der Stil der Mannschaft von Alexander Blessin. Vielmehr giert diese danach, sich für mutige Auftritte auch gegen die großen Namen der Liga zu belohnen.
Er hoffe auf den viel besprochenen „Ketchupflaschen-Effekt“, so Smith, darauf, dass ein erzieltes Tor den Knoten platzen lassen könne. Schon am Samstag? Der BVB, qua Namen und Status großer Favorit, hatte in den Vorwochen so seine liebe Mühe in der Liga, fegte aber am Samstag Union Berlin mit 6:0 aus dem Stadion. „Wenn sie einen guten Tag haben, wird es schwierig, ihnen wehzutun“, prognostiziert Smith und lobte des Gegners individuelle Qualität.
St. Pauli schlug einst BVB mit Haaland und Bellingham
Haaland und Bellingham sind beim BVB zwar Geschichte, in Serhou Guirassy etwa aber haben die Schwarz-Gelben immer noch einen Stürmer mit internationalem Format in ihren Reihen. „Es ist ein Privileg in dieser Liga in Deutschland zu spielen, die so viele gute Spieler hat. Es macht Spaß und ist herausfordernd“, befindet Smith. Herausfordernd für das eigene Gemüt waren auch die vergangenen Wochen für den FC St. Pauli. Drei Niederlagen am Stück, zuletzt das bittere 0:2 in Mainz, wo die Hamburger über weite Strecken der Partie die gefälligere Mannschaft waren. „Wir kreieren genug Chancen“, sagt Smith und verweist auf den Pfostenschuss von Noah Weißhaupt auf der sechsten Minute: „Es fehlen nur Zentimeter.“ Schmerzhafte, teure Zentimeter.
„Wenn sie einen guten Tag haben, wird es schwierig, ihnen wehzutun“
Eric Smith
über die individuelle Qualität bei Borussia Dortmund
Smith spielte bei den Nullfünfern aufgrund der Verletzung von James Sands im zentralen Mittelfeld an der Seite von Irvine. Schon 2022 hatte er gegen den BVB den „Sechser“ gegeben. Erst ein halbes Jahr nach der Pokal-Sensation rückte der Schwede auf die Innenverteidigerposition, war dort nicht mehr wegzudenken, ehe die Personalbeschwerden zu groß wurden. Wie Blessin am Samstag aufstellt, steht noch nicht fest. Smith ist es egal: Der Schwede hat sich von der lauf intensiveren Arbeit im Mittelfeld am Samstag wieder erholt – trotz des geringen Schlafes wegen seines Töchterchens.