FC St. Pauli mit Tor-Problemen in der Fußball-Bundesliga auch gegen BVB


Manchmal wirkt es, als hätten sie es verlernt. Elias Saads Kopfball – drüber. Jacksons Irvines Schuss – auf die Tribüne. Hauke Wahls Versuch mit links nach einem Eckball – kullert neben das Tor. Der Innenverteidiger schlug die Hände vor das Gesicht: Kann doch nicht wahr sein!

Mit Möglichkeiten, aber ohne Treffer, entwickeln sich Spiele des Aufsteigers seit ein paar Wochen in ähnlichem Muster. Nach einem überzeugenden Anfang mit Überlegenheit und gepflegtem Spiel – ob in Mainz, Leipzig oder wie am Samstag gegen Dortmund – kommt statt eines Führungstores mit ziemlicher Sicherheit ein Abwehrfehler, der die Pläne durchkreuzt. Wenn der FC St. Pauli einmal 0:1 hinten liegt, richtet er nur noch wenig aus: Das 0:2 gegen den BVB am Samstagnachmittag war die vierte Niederlage nacheinander ohne eigenen Treffer. Noch kein Spiel hat St. Pauli in dieser Saison „gedreht“.

Da es Trainer Alexander Blessins Team misslingt, wenigstens ohne Gegentor auszukommen und in Form einiger schmuckloser 0:0-Spiele zu punkten, ist Rang 16 bedrohlich nah gerückt – dem man sich Ende Januar nach dem 3:0 gegen Union Berlin noch weit entfernt fühlte. Doch mit kümmerlichen 18 Treffern ist es bei aller Abwehrstärke schwierig, genügend Abstand zur Abstiegszone zu halten.

Schon 13 Mal beendete St. Pauli ein Spiel, ohne über ein eigenes Tor gejubelt zu haben – dass die Hamburger noch aussichtsreich im Rennen sind, liegt auch an der Schwäche der anderen. Morgan Guilavoguis fünf Tore sind das Beste, was der FC zu bieten hat. Der Franzose ist derzeit verletzt.

Pech, falsche Taktik oder mangelnde Qualität?

Liegt die Flaute in Pech, der falschen Taktik oder mangelnder Qualität im Angriff begründet? Trainer Blessin führt gern an, dass es genügend Chancen gebe. Das stimmt. Zumindest zwei, drei Hochkaräter erzeugt sein spielfreudiges Team pro Auftritt. Nur fehlt es dann an Abnehmern. Während Saad (zwei Tore) lange verletzt war und eher vorbereitet als vollendet, ist Johannes Eggestein (drei) als Verbindungsmann zwischen hinten und vorn unverzichtbar.

Ein Torjäger war er zuletzt in Werder Bremens B-Jugend. Zugang Guilavogui brauchte Zeit, um in der Liga anzukommen; sein Fehlen reißt eine Lücke. Oladapo Afolayan müht sich, nach einem tollen Zweitliga-Jahr auch in der höchsten Klasse ein wertvoller Stürmer zu sein.

Anders als sonst hat der Geschäftsleiter Sport Andreas Bornemann gemeinsam mit Blessin im Winter nachgebessert. Hier kommt ein Lichtblick: Noah Weißhaupts Tempo auf der rechten Außenbahn könnte in den verbleibenden zehn Spielen ein Plus sein. Die eher abschlussschwache Leihgabe aus Freiburg begann auch gegen Dortmund stark, um dann nachzulassen.

Blessin sieht keine Taktikschwächen. Er verbucht für sich, das Team so ein- und aufzustellen, dass es selbst gegen Bundesliga-Prominenz zu Chancen kommt. Doch was nutzen die schnellsten und dribbelstärksten Außen, wenn in der Mitte keiner einnetzt? Auch sind die Konkurrenten in der Bundesliga auf Details wie Irvines gefährlichen Offensivkopfball besser eingestellt. Schmerzlich wird zudem Gefahr aus der Mitte des Feldes vermisst, wie sie der abgewanderte Marcel Hartel im Aufstiegsjahr verkörperte.

Eine Lösung könnte sein, als Team mutiger zu spielen, weiter aufzurücken, das Mittelfeld offensiver aufzustellen – dann aber würde womöglich die gesamte Statik verlorengehen. Man kommt an dem Urteil nicht vorbei, dass es der Mannschaft für mehr Tore an Können, Cleverness und „Punch“ fehlt, verglichen mit den Gegnern der vergangenen Spiele, die aus sehr wenig sehr viel machten.



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