

Eintracht Frankfurt reist mit breiter Brust zum Bonusspiel nach München und freut sich fast ein bisschen mehr auf Ajax Amsterdam
So eine faustdicke Überraschung war das jetzt nicht mehr, ohnehin hat es nur zwei Optionen gegeben: Ajax Amsterdam oder FCSB Bukarest. Dass es dann Ajax geworden ist, hat bei den Protagonisten für Aufatmen gesorgt. „Das ist ein sehr klangvolles Duell“, sagte Eintracht-Trainer Dino Toppmöller in einer ersten Reaktion zur Auslosung am Freitag zu Mittagszeit in Nyon am Genfersee. Der Fußballlehrer erwartet „spannende Spiele auf dem Platz und auf den Rängen“, er freue sich auf „tolle und friedliche Fußballabende“. Ajax sei eine Mannschaft, die „richtig guten Fußball spielt“.
Die Hessen dürfen im Achtelfinale am 6. März zuerst in der Johan-Cruyff-Arena antreten, das Rückspiel in Frankfurt findet eine Woche später am 13. März statt.
Sollte die Eintracht die Hürde Amsterdam überspringen und in die Runde der letzten Acht einziehen, könnte das Team im Viertelfinale (10. und 17. April) auf den Sieger der Partie AZ Alkmaar gegen Tottenham Hotspur treffen. Danach wären in einem möglichen Halbfinale Viktoria Pilsen, Lazio Rom, Bodö/Glimt oder Olympiakos Piräus die Gegner. Aber das ist Zukunftsmusik.
Davor wartet auf die Frankfurter das nicht ganz unbedeutsame Spiel beim FC Bayern München, am Sonntag (17.30 Uhr/Dazn) geht es in Fröttmaning gegen den aktuellen Tabellenführer. Ein Spiel mit besonderem Reiz, wie immer, weil ein Spiel gegen die Bayern immer „sehr speziell“ sei, ein Spiel auch, das die Eintracht nur dann halbwegs erfolgreich gestalten kann, wenn „wir nahe an der Perfektion“ spielen, wie Kapitän und Torwart Kevin Trapp in dieser Woche sagte.
Zu dieser Perfektion müssten sich laut Toppmöller fünf weitere Komponenten gesellen: Eigene gute Phasen, eine Topleistung, Spielglück, eine hohe Frustrationstoleranz, und schließlich sollten die Bayern ein wenig schludrig mit ihren Tormöglichkeiten umgehen. „Dann“, so Toppmöller, „können wir uns einen Punkt ausrechnen oder mehr“. Und dies habe mitnichten zu tun mit dem berühmten Pfeifen im Wald, er, Toppmöller, hält den FC Bayern, trotz kleinerer Schwächephasen, nach wie vor für die beste Mannschaft in der Liga, sie sind „souveräner Tabellenführer“. Dazu komme, dass die Bayern in dieser Runde zu Hause in elf Spielen nur einen Punkt abgegeben (1:1 gegen Bayer Leverkusen) und die letzten neun Heimspiele gewonnen haben, und davon in jedem Spiel mindestens drei Treffer erzielten, manchmal auch fünf.
Und dass mutmaßlich Toptorjäger Harry Kane nicht spielen kann, tue dem famosen Gebilde der Bayern wenig bis kaum Abbruch. „Für unseren taktischen Plan spielt das keine Rolle“, sagte Toppmöller, der seit seiner Zeit als Co-Trainer beim FCB die Münchner natürlich haarklein kennt. Und doch hat er ein bisschen mehr tüfteln müssen, ehe er seinen Matchplan aufgestellt hatte.
Götze ist sehr fraglich
Und in diesem am Reißbrett entworfenem Konzept steht freilich noch ein mittelgroßes Fragezeichen: Mario Götze, zuletzt in herausragender Form, hat sich in den letzten beiden Tagen krank abgemeldet, ob er dennoch wird spielen können, ist ungewiss, eher unwahrscheinlich, weil nur 100prozentig fitte Spieler eine Chance gegen diese Bayern haben, denn da „werden wir leiden und viel hinterherlaufen müssen“. Ein etwaiger Ausfall des filigranen Spielers würde den Hessen in der Tat weh tun, denn Götze, das ist kein Geheimnis, hat durch seine Spielintelligenz „der Mannschaft eine gute Stabilität“ verliehen. Sein Fehlen werde man mit Bordmitteln aufzufangen versuchen, „das gibt unser Kader her“, findet Toppmöller. Definitiv fällt Stammverteidiger Robin Koch aus, dessen Bänderriss in der Schulter einen Einsatz noch ausschließt.
Und doch reist Eintracht Frankfurt mit einer einigermaßen breiten Brust gen Süden. Kann man als Tabellendritter allemal tun, in diesem Jahr sind die Hessen in der Liga bei sieben Spielen ungeschlagen, dazu spielen sie einen ordentlichen Ball. Im übrigen sei nur an das Hinspiel erinnert, an jenes tolle 3:3, diese Partie „haben wir offen gestalten können“. Freilich wirbelte da noch ein gewisser Omar Marmoush bei den Frankfurtern. Dessen ungeachtet: „Wir wollen den Bayern die Stirn bieten.“
Da wird sicherlich ein gewisses Maß an Mut gefragt sein. Allein zu reagieren auf die bajuwarische Übermacht dürfte die falsche Herangehensweise sein, und wenn das Hinspiel eines gelehrt hat, dann dass die Bayern mit Umschaltspiel und Tempoläufen vielleicht in die Bredouille zu bringen sind. Eine Überlegung, die für die schnellen Ansgar Knauff, Nnamdi Collins oder Elye Wahi sprechen würde und eher gegen den Ball gern am Fuß führenden Can Uzun.
Andererseits: Im Grunde sind die Partien gegen Bayern und danach gegen Meister Bayer Leverkusen reine Bonusspiele. Die wirklich wichtigen Begegnungen folgen dann, wenn es darum geht, den sonnigen Platz unter den ersten Vier zu verteidigen. Von entscheidender Bedeutung werden die Spiele gegen Union Berlin, VfL Bochum, VfB Stuttgart, Werder Bremen, 1. FC Heidenheim, FC Augsburg sein. Und dazwischen zweimal Ajax Amsterdam. Dabei gibt es einiges zu verlieren, gegen die Bayern gibt es das nicht.