Wie Senne Lynen aus dem Formtief kommen wollen

Wie Senne Lynen aus dem Formtief kommen wollen


Eine Woche ist mittlerweile vergangen, seitdem sich diese Saison endgültig nicht mehr so anfühlt wie zuvor. Nicht nur in der Liga geriet der SV Werder Bremen gehörig ins Schlingern, auch aus dem DFB-Pokal hat sich der Club verabschiedet, obwohl ganz weit hinten am Horizont bereits das Olympiastadion in Berlin zu sehen war. Und das schmerzt. Auch jetzt noch. Gefühle, aus denen Senne Lynen kein Geheimnis macht. „Das Aus im Pokal tut immer noch weh“, gab der 26-Jährige am Dienstag unumwunden zu. „Das ist brutal, denn es ist einfach vorbei. Fertig. Für mich ist das unheimlich schwer, denn es war der Weg, den ich unbedingt gehen wollte.“ Die Krux: Genau diesen Willen hatte es nicht nur in Bielefeld, sondern auch an anderer Stelle zuvor mannschaftlich kaum zu sehen gegeben. Nun bleibt nur noch die Liga, um zu zeigen, dass es auch wieder anders geht. Die Partie gegen Wolfsburg soll da trotz der 1:2-Niederlage einen ersten Mutmacher symbolisieren. Lynen glaubt jedenfalls fest an die Wende.

Auf der Suche nach Erklärungen

„Ich habe schon schwierigere Phasen erlebt in meiner Karriere“, betonte der Belgier. „Ich war mal in der zweiten niederländischen Liga – jetzt spiele ich in der Bundesliga und es wurde zwischendurch über Europa oder das Pokal-Halbfinale geredet. Da habe ich also schon Schlimmeres erlebt.“ Die Art und Weise, mit der Lynen und seine Kollegen diese großen Themen aber in der Versenkung haben verschwinden lassen, erschütterte amtlich. Das Vertrauen in das Team ging mancherorts verloren und muss nun mühsam zurückerarbeitet werden. „Wir haben richtig daran gearbeitet – für die Fans und uns selbst –, dass man auf dem Platz wieder die richtige Körpersprache sieht“, erklärte der Mann aus Antwerpen. „Es war gut, dass wir jetzt gegen Wolfsburg eine Reaktion gezeigt haben. Wir haben in dem Spiel gemerkt, dass wir es besser gemacht haben, unsere Chancen hatten – jetzt müssen wir uns nur noch belohnen.“

Senne Lynen will dabei ein zentraler Baustein sein. Muss er sogar. Als Sechser ist er bei Werder nicht nur regelmäßig der Akteur, der die meisten Kilometer während einer Begegnung sammelt, sondern an besonders guten Tagen auch derjenige, der für die perfekte Balance zwischen Angriff und Abwehr im Bremer Spiel sorgt. Ähnlich wie viele andere Kollegen durchläuft aber auch der Belgier derzeit ein Formtief. Lynen, der von den Verantwortlichen gern als Taktgeber oder Herzstück der Mannschaft bezeichnet wird, sucht selbst den bewährten Rhythmus. So kämpft er schon per se mit sich, doch wenn dann auch noch die dringend notwendige Unterstützung seiner Nebenleute ausbleibt, verpuffen seine laufintensiven Bemühungen zusehends.

Eine Erklärung dafür, warum die ganzheitliche Stabilität im Vergleich zur Hinrunde auf einmal nicht mehr vorhanden ist, sucht Senne Lynen ebenfalls noch. „Das kann ich leider auch nicht sagen. Wenn ich die Antwort darauf hätte, dann wäre ja alles wieder gut“, meinte er lächelnd. „Aber ich spüre im Mittelfeld auch, dass es so ist – und ich fühle mich dafür mitverantwortlich. Deswegen will ich das so schnell wie möglich wieder stabilisieren.“ Nur die Suche nach dem Wie, die läuft eben noch. Ein Faktor könnte die Personalsituation im Werder-Kader sein. Während im Angriff oder in der Defensive nach schwächeren Leistungen schon mal die Besetzung durchgewechselt wird, ist das im Zentrum aus freiwilligen Stücken kaum einmal möglich. Qualitativ und quantitativ. „Wir haben im Mittelfeld nicht so viele Spieler, ich spiele meistens auch das ganze Spiel durch“, weiß auch Lynen. „Die Konkurrenzsituation gab es, aber es ist eben nicht so, dass wir mal eben zwei, drei Spieler tauschen.“

Lynen ist bei Werder trotz Formdelle unersetzlich

So genießt der Werder-Profi einen Status der Unersetzlichkeit. Auch nach schwächeren Darbietungen wird nicht an seiner Rolle gerüttelt. Ob mehr Druck von der Bank auch für seine eigene Leistung förderlich wäre? „Das kann sein, ich weiß es nicht. Vielleicht“, grübelte Lynen. „Das ist schwierig zu sagen. Ich gebe mein Bestes, garantiert nicht nur 70 oder 80 Prozent. Man sagt immer, dass Konkurrenz einen besser machen würde, aber ich spüre das eigentlich nicht. Da ist schon ein großes Vertrauen vorhanden.“

Und mit dieser Einstellung nimmt Senne Lynen nun den Saisonendspurt in Angriff. Zehn Ligapartien stehen noch an, in denen sich die Bremer noch einen halbwegs versöhnlichen Abschluss bescheren können. Ob man nun nach oben oder unten im Klassement schauen werde, wurde der Rechtsfuß noch gefragt, der bei der Beantwortung aber den Weg durch den Nebenausgang wählte. „Es ist vielleicht ein Klischee: Aber für mich bringt es im Moment gar nichts, auf die Tabelle zu schauen“, hob Lynen hervor. „Das hilft uns nicht weiter. Wir müssen jetzt erst einmal die Dinge stabilisieren und wieder in die Siegerspur zurückfinden.“

Zur Sache

Sextett um Friedl kehrt zurück – doch weitere Leistungsträger fehlen

Zum Trainingsauftakt vor dem Auswärtsspiel gegen Bayer 04 Leverkusen (Samstag, 15.30 Uhr) hat sich die Personal-Lage etwas entspannt. So standen die zuletzt kranken Romano Schmid, Justin Njinmah, Marco Grüll, Abdenego Nankishi und Patrice Covic am Dienstag anteilig wieder mit den Kollegen auf dem Platz.

Mit dabei war erstmals auch wieder Marco Friedl, der sich Ende Januar gegen Mainz eine Innenbandzerrung zugezogen hatte. Dass der Kapitän damit schon wieder eine Option für das Leverkusen-Spiel darstellt, ist allerdings nicht zu erwarten, nachdem er am Rande des Wolfsburg-Spiels frühestens für die Partie gegen Borussia Mönchengladbach (15. März) ein Comeback in Aussicht gestellt hatte. Ganz aussetzen mussten unterdessen Jens Stage (individuelle Belastungssteuerung), Skelly Alvero (krank), Marvin Ducksch (Reha nach Muskelverletzung) und Niklas Stark (Knieprobleme). Zudem fehlte Keeper Michael Zetterer erneut krankheitsbedingt, nachdem er sich bereits in der Vorwoche krankgemeldet und dann gerade rechtzeitig für die Partie gegen Wolfsburg fit gemeldet hatte.

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