
Zukunft ab Sommer offen

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„Magische Nächte“ auf der Bielefelder Alm gab es in der aktuellen DFB-Pokal-Saison bereits mehrfach zu bestaunen – und immer waren sie auch verbunden mit dem Namen Marius Wörl. Der 20 Jahre alte Mittelfeldspieler zählt mit vier Torbeteiligungen in drei Partien zu den Top-Scorern des Wettbewerbs. Vor dem Viertelfinal-Duell der Arminia mit Werder Bremen (Dienstag, 20:45 Uhr) sprach Transfermarkt ausführlich mit dem Leihspieler von Hannover 96 über die Chancen des Drittligisten sowie seine persönliche Zukunft. Auch Hannovers Sportdirektor Marcus Mann bezog zu letzterer Stellung.
Rund um die SchücoArena ist die Vorfreude auf das Kräftemessen mit Werder in diesen Tagen fast allgegenwärtig. Dreimal stand Arminia Bielefeld in diesem Jahrtausend im Pokal-Halbfinale, gegen ein viertes hätte hier niemand etwas. Seit 2019 schaffte es einzig der 1. FC Saarbrücken als Drittligist im Pokal so weit vorzudringen wie das Team von Mitch Kniat. Hannover, Union Berlin und der SC Freiburg mussten in der SchücoArena bereits die Segel streichen, in Bremen ist man entsprechend gewarnt. „Wir wissen um die Gefährlichkeit der Aufgabe, auf der Alm ist es immer schwierig“, hatte Werders Kapitän Marco Friedl nach der Auslosung Mitte Dezember betont. Dennoch will Werder seiner Favoritenrolle gerecht werden, wie Trainer Ole Werner unterstrich.
„Wir hatten in den ersten drei Runden starke Gegner und auch Bremen wird es uns als Bundesligist nicht einfacher machen. Dort ist eine große individuelle Klasse vorhanden, vor allem spielt Werder auch schnell nach vorne. Aber dass man auch mit uns rechnen kann, haben wir in den ersten Runden gezeigt. Auch da haben ja nicht viele an uns als Drittligisten geglaubt. Das ist auch diesmal etwas, das mich im Vorfeld gut und zuversichtlich stimmt“, blickt Wörl im Gespräch mit TM auf die anstehende Aufgabe. Der gebürtige Münchner und Ex-Löwe ist ein Gesicht der bis dato erfolgreichen Bielefelder Pokalrunde. Gegen seinen Stammklub 96 leitete er mit seinem Assist zum 1:0 durch den im Winter nach Mannheim verliehenen André Becker den Sieg ein, beim 2:0 gegen Union traf er zunächst selbst per Traumtor und legte anschließend erneut Becker auf. Gegen Freiburg assistierte er wiederum Christopher Lannert zur Führung.
Arminia Bielefeld im DFB-Pokal: „Das Stadion hat uns getragen“
Auf seine Statistiken angesprochen und auf die Frage, warum ihm der Pokal scheinbar so gut liegt, sagt Wörl: „Ich bin ja noch relativ jung und daher sind das natürlich mit die größten Spiele, die ich persönlich in meiner Karriere bislang hatte. Ich bin dann komplett bis oben hin motiviert und versuche immer, alles für den Verein, das Team und ein Weiterkommen zu geben. Ich liebe Abendspiele, ich liebe es, wenn das Stadion ausverkauft ist. Mir macht jedes einzelne Pokalspiel bis hierhin total Spaß und ich hoffe, dass ich am Dienstag darauf aufbauen und an die Leistungen der ersten Runden anknüpfen kann.“
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Eine zentrale Rolle werde gegen Werder aber nicht nur der Mannschaft, sondern erneut den Arminia-Anhängern zukommen, betont Wörl, der die Stimmung auf der Alm als „überragend“ bezeichnet. „Ich denke, das hat man in allen drei Heimspielen gesehen. Es war eine unfassbare Stimmung von der ersten bis zur letzten Minute und man kann schon sagen, dass das Stadion uns auf jeden Fall getragen hat. Unsere Fans spielen immer eine ganz wichtige Rolle und jeder freut sich auch deshalb schon unheimlich auf das Spiel am Dienstag. Das wird für alle ein super Ereignis, wir haben richtig Bock!“

Mit den Fans im Rücken will Arminia Bielefeld ins DFB-Pokal-Halbfinale einziehen.
Wörl hat sich in seinem zweiten Jahr in Bielefeld den Status des Leistungsträgers und Führungsspielers erarbeitet. Im Sommer 2023 war der Youngster im Alter von 18 Jahren vom Ausbildungsklub 1860 München, wo er bereits früh den Ruf des Nachwuchsjuwels besaß, nach Hannover gewechselt und direkt an den DSC verliehen worden. Bereits in seiner ersten Saison kam er auf 30 Partien und 24 Startelfeinsätze, insgesamt stehen seither 14 Scorer in 65 Pflichtspielen zu Buche. Im vergangenen Sommer wurde der Leihdeal mit den Roten um ein weiteres Jahr bis Saisonende 2025 verlängert. „Ich habe nach dem ersten Jahr gesehen, dass ich mich hier, auch dank des Trainerteams rund um Mitch Kniat, richtig gut entwickle. Und ich glaube, ein junger Spieler muss so viel wie möglich spielen. Dazu hat es mir in Bielefeld einfach super gefallen und das waren zusammengenommen die ausschlaggebenden Faktoren für die Entscheidung. Auf dieser Basis haben wir gemeinsam mit Hannover und Arminia entschieden, dass es für mich das Beste ist, wenn ich ein weiteres Jahr bleibe, um mich stetig weiterzuentwickeln“, erklärt Wörl.

Marius Wörl ist bei Arminia Bielefeld zum Führungsspieler geworden.
Am Maschsee läuft Wörls Vertrag noch bis 2026. Dem Vernehmen nach besitzt Bielefeld eine Kaufoption, die unterschiedlichen Medienberichten zufolge im Bereich von einer Million Euro liegt. Gerüchten zufolge sollen auch andere Vereine längst ein Auge auf den 20-Jährigen geworfen haben, darunter Klubs über die Grenzen Deutschlands hinaus. Über seine Zukunft ab Sommer macht sich der Profi aber aktuell noch keine Gedanken. „Ich bin vielmehr im Hier und Jetzt unterwegs. Ich will erstmal eine gute Saison mit Arminia spielen und Stand jetzt ist es danach natürlich so, dass ich zurück nach Hannover gehe. Aber ich befasse mich damit nicht viel, weil jetzt erstmal noch sehr viele Spiele anstehen. Und die möchte ich, die möchten wir, erfolgreich bestreiten.“ Mit 96 herrscht ein regelmäßiger Austausch, „sie schauen auch viele meiner Spiele an und geben mir Feedback.“
Hannover 96: Mann nimmt Wörl-Entwicklung „extrem positiv“ wahr
Bielefelds Geschäftsführer Michael Mutzel attestierte Wörl zuletzt auf und abseits des Platzes „eine extreme Entwicklung“ und betonte gegenüber der „Neuen Westfälischen“, dass man ihn gerne über den Sommer hinaus halten würde: „Er hat sich super entwickelt und sich durch gute Leistungen einen Stammplatz erspielt. (…) Er selbst hat schon mehrfach gesagt, dass er sich bei uns in Bielefeld sehr wohlfühlt. Wir würden ihn gerne dauerhaft hierbehalten und werden alles versuchen, um dies möglich zu machen. Allerdings ist er nach wie vor Spieler von Hannover 96 und es liegt nur bedingt in unseren Händen.“ Mit Blick auf den medial spekulierten Betrag der kolportierten Kaufoption stellte er aber auch klar: „Vertragsinhalte werde ich nicht preisgeben. Nur so viel: Dass wir als Drittligist eine derartige Ablösesumme bezahlen werden, schließe ich kategorisch aus.“
Der Entwicklungssprung Wörls und dessen Qualitäten sind auch bei den Niedersachsen nicht unbemerkt geblieben, wie Hannovers Sportdirektor Marcus Mann auf Nachfrage gegenüber TM bestätigt: „Wir nehmen die Entwicklung als extrem positiv war. Im letzten Jahr hat man schon gesehen, dass ihm die Spielzeit in der 3. Liga sehr gut getan hat. Dieses Jahr ist er zum absoluten Stammspieler geworden bei der Arminia. Seit dieser Saison wird er auch noch einmal deutlich offensiver eingesetzt, was gut zu ihm passt, weil er ein gutes Gefühl für den Raum hat. Im Pokal hat er ganz besonders auf sich aufmerksam gemacht. Seine Statistik da ist natürlich beeindruckend. Er ist maßgeblich daran beteiligt, dass Bielefeld jetzt das Viertelfinale spielen darf. Wie freuen uns sehr über seine Entwicklung und freuen uns natürlich auch, ihn dann nächste Saison wieder bei uns in Hannover zu begrüßen.“

Hannovers Sportdirektor Marcus Mann plant Stand jetzt ab Sommer mit Wörl.
Mann bestätigt, dass der Klub Wörls Spiele regelmäßig verfolge: „Unsere Scoutingabteilung ist immer wieder bei Spielen der Arminia vor Ort. Ich war erst vor wenigen Tagen mit Marius etwas essen und bin immer gut darüber informiert, wie es ihm geht und was der jeweils aktuelle Stand bei ihm ist.“ Im Mittelfeld der Roten ist die Konkurrenz auf der Wörl-Position nicht gering, derzeit können elf Akteure aus dem Breitenreiter-Kader theoretisch im Zentrum eingesetzt werden. Dass Wörl sich mit der bei der Arminia gesammelten Erfahrung dennoch an der Leine durchsetzen könne, davon ist Mann überzeugt: „Als wir Marius verpflichtet haben, hatte er bei 1860 München zwar schon einige Spiele in der 3. Liga absolviert, war aber so jung, dass er eigentlich noch für die U19 hätte auflaufen dürfen. Deswegen war es einfach für ihn extrem wichtig, viel Spielzeit zu bekommen. Am Ende der Saison wird er bei über 80 Drittligaspielen stehen. Wir trauen es ihm absolut zu, dann auch den nächsten Schritt zu machen. Deswegen planen wir ihn für die kommende Saison bei 96 definitiv ein.“
Sowohl bei Hannover 96 als auch bei Arminia Bielefeld ist eine sportliche Prognose, in welcher Liga beide Klubs kommende Saison auflaufen werden, im Februar 2025 noch schwierig zu treffen. Der DSC meldete sich nach zwischenzeitlicher Schwächephase über den Jahreswechsel zuletzt mit zwei Siegen in Folge im Aufstiegskampf der 3. Liga zurück. Zweitligist Hannover musste in diesem eine Klasse höher durch sechs Remis aus den letzten sieben Partien einen Rückschlag hinnehmen. Das Einlaufen der beiden Teams zum Saisonende dürfte auch für die Zukunftsentscheidung Wörls von nicht unerheblicher Bedeutung sein.
Mit 20 Jahren und zwei starken Drittliga-Saisons im Rücken steht Wörl vor dem Sprung auf das nächste Level. Auf die Frage, ob ein weiteres Jahr 3. Liga für ihn denkbar wäre, sagt er: „Ich persönlich will immer das Maximum erreichen und natürlich entsprechend auch höchstmöglich spielen. Jetzt ist es so, dass ich in diesem Jahr noch in der dritten Liga spiele und was dann im Sommer passiert, kann man nicht sagen – da gibt es so viele Szenarien. Daher will ich auch aktuell gar keinen großen Blick in die Zukunft werfen. Im Fußball kannst Du nie genau sagen, was am nächsten Tag passiert.“
Text und Interview: Thomas Deterding
Hier geht’s zum kompletten Transfermarkt-Interview mit Marius Wörl über die aktuelle Situation bei Arminia Bielefeld