
Wieder Bayern-Schreck Alonso

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Auf dem Weg ins Finale dahoam steht der FC Bayern gegen Bayer Leverkusen vor einem Gipfeltreffen mit riesiger Fallhöhe – und Xabi Alonso kann seinen Ruf als München-Schreck zementieren. Nach dem K.o. im DFB-Pokal muss der deutsche Rekordmeister ein besonders schmerzhaftes Ende aller Titelträume in der Champions League fürchten. Der Bundesliga-Tabellenführer gegen den Meister mit dem gegen Bayern noch ungeschlagenen Alonso: Das Königsklassen-Achtelfinale wird auch zur brisanten Standortbestimmung im deutschen Fußball.
99 Tage vor dem Endspiel am 31. Mai in der Münchner Allianz Arena schaute Bayern-Legende Giovane Élber regungslos, als ausgerechnet er bei der Achtelfinal-Auslosung das deutsche Duell zog. Der Bundesliga-Tabellenführer trägt zuerst am 4. oder 5. März das Heimspiel aus, die Entscheidung um den Viertelfinal-Einzug fällt eine Woche später in Leverkusen. Dass Borussia Dortmund es mit LOSC Lille aus Frankreich zu tun bekommt, ging angesichts des deutschen Dauerbrenners ziemlich unter.
„Mit dem FC Bayern und Bayer Leverkusen treffen die beiden derzeit besten deutschen Mannschaften aufeinander“, sagte Bayern-Sportvorstand Max Eberl, der an „spannende Duelle“ erinnerte. „Wie schwer diese Aufgabe wird, haben wir dabei gesehen.“
„München oder Madrid, Hauptsache Italien“
Leverkusens Sportchef Simon Rolfes quittierte die Auslosung mit einem verschmitzten Lächeln. „Andy Möller hätte wahrscheinlich gesagt: München oder Madrid, Hauptsache Italien“, meinte der Bayer-Manager in Anlehnung an die gerne benutzte und mit Möller in Verbindung gebrachte Fußball-Weisheit „Mailand oder Madrid, Hauptsache Italien“.
„Sicher eine Mannschaft, die wir gut kennen“, so Rolfes weiter. „Die kennen uns aber auch gut. Das ist ein Achtelfinale auf hohem Niveau.“ Real Madrid um Superstar Kylian Mbappé wäre die andere Variante für die Werkself gewesen. Eine Woche nach dem fast perfekten Werkself-Auftritt, als dem Ensemble um Florian Wirtz nach einer dominanten Vorstellung gegen Jamal Musialas Bayern beim 0:0 nur ein Tor zur Krönung fehlte, löste das Los Leverkusen an der Säbener Straße keine Jubelstürme aus.
„Ein weiteres Kapitel in dieser intensiven Saison: FC Bayern gegen Leverkusen – nun schon zum vierten und fünften Mal. Natürlich hätten sich viele Fans und auch ich eher ein internationales Duell in der Champions League gewünscht, aber für unsere Aufgabe macht das keinen Unterschied“, sagte Vorstandschef Jan-Christian Dreesen.
Leverkusen-Trainer Alonso gegen FC Bayern noch ungeschlagen
Der einstige Publikumsliebling Élber selbst hätte es aus deutscher Sicht „schöner“ gefunden, wenn Atlético Madrid der nächste Gegner gewesen wäre. Lothar Matthäus findet die Paarung „schade“. „Einen Vorteil hat es, eine deutsche Mannschaft geht sicher ins Viertelfinale“, sagte der Rekordnationalspieler bei „Sky“.
Neben dem nachhallenden torlosen Spitzenspiel, mit dem die Münchner ihren Acht-Punkte-Vorsprung in der Tabelle festigten, hatte es in dieser Saison ein 1:1 in der Liga und ein 0:1 im Pokal gegeben. Alonso ist in allen seinen sechs Spielen gegen Ex-Klub FC Bayern ungeschlagen. „Wir wissen auch, dass es einige Zeit her ist, dass wir sie das letzte Mal geschlagen haben. Aber ich bin optimistisch, dass es uns nun gelingen wird“, meinte Verteidiger Alphonso Davies, der die Bayern im Playoff-Rückspiel gegen Celtic Glasgow gerettet hatte.
Es ist das erste deutsche Königsklassen-Duell für die Münchner seit dem legendären Endspiel 2013 im Londoner Wembley-Stadion, als der BVB mit 2:1 bezwungen wurde. Diesmal könnte Dortmund Ende April im Halbfinale der Gegner sein. Dazu müssten Bayern oder Bayer in einem möglichen Viertelfinale Inter Mailand oder Feyenoord Rotterdam bezwingen. Dortmund bekäme es auf dem Weg dahin im Viertelfinale am 8./9. und 15./16. April mit Benfica Lissabon oder Hansi Flicks FC Barcelona zu tun.
BVB will ins Viertelfinale – Kovac warnt vor Lille
„Auch wenn wir das Hinspiel zu Hause bestreiten, ist es unser Anspruch und klares Ziel, diese herausfordernde Hürde zu nehmen und uns für das Viertelfinale zu qualifizieren“, sagte BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl. In einer Form wie zuletzt in der Bundesliga wird ein Weiterkommen aber schwer.
„Lille ist ein sehr spannender Gegner, der in der Vorrunden-Abschlusstabelle als Siebter knapp vor uns lag“, ergänzte Kehl. Er beschrieb das Team um den früheren Dortmunder Thomas Meunier und Mbappés jüngeren Bruder Ethan als „eine sehr defensivstarke Mannschaft, die in der Ligue 1 im Schnitt nur ein Gegentor pro Spiel kassiert“.
Auch Neu-Trainer Niko Kovac, der während seiner Zeit in Monaco in drei Duellen gegen Lille sieglos blieb, betonte: „Ich weiß, welche Qualitäten in diesem Klub stecken.“ Es gebe sicherlich „den ein oder anderen, der sagt, dass Lille nicht attraktiv sei. Das sehe ich genau umgekehrt.“ Der Klub habe schon „immer sehr gute Spieler und mit Bruno Génésio einen sehr guten Trainer, der Großartiges leistet“, sagte Kovac. „Sie haben in der Champions League einige Hochkaräter besiegt, das wird ein schwerer Brocken.“ Sowohl gegen Real als auch Atlético konnte Lille jubeln. Kovac warnt entsprechend: „Wir dürfen nicht denken, dass das zwei leichte Spiele werden, nur weil wir die Bundesliga-Mannschaft sind. Im Gegenteil: Das wird ein hartes Stück Arbeit.“
