BVB-Rückfall gegen Lille: Kovač-Prognose geht komplett daneben


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Der BVB war gegen Lille in der Champions League mit einem 1:1 gut bedient. Trainer Niko Kovač lag mit einer Prognose zum Spiel komplett daneben.

Dortmund – Niko Kovač bedient sich bei öffentlichen Auftritten gerne bei Fußballbegriffen aus dem Englischen. Julian Brandt zum Beispiel spielt beim Cheftrainer von Borussia Dortmund bisweilen nicht im offensiven Mittelfeld, sondern „in der Pocket“ hinter dem Stürmer.

Wenn Kovač das 1:1 des BVB gegen den OSC Lille im Hinspiel des Achtelfinales der Champions League am Dienstagabend betrachtet, könnte er in diesem Sinne die englische Weisheit nutzen, Fußball sei „a game of two halves“, ein Spiel von zwei Hälften. Gemeint ist nicht die Selbstverständlichkeit, dass zwei Blöcke von 45 Minuten ein Fußballspiel ausmachen. Sondern, dass die Unterschiede zwischen zwei Halbzeiten manchmal eklatant ausfallen.

BVB nach schwacher zweiter Hälfte mit Remis gut bedient

Das war im Heimspiel gegen den aktuellen Tabellenfünften der Ligue 1 definitiv der Fall: Nach 45 Minuten lag der BVB 1:0 in Führung, war einem zweiten Tor und damit vielleicht schon der halben Miete Richtung Viertelfinale deutlich näher als Lille dem Ausgleich. Nach den zweiten 45 Minuten und einem gravierenden Leistungsabfall des BVB waren die Schwarzgelben mit dem Remis ordentlich bedient.

Der zweite Durchgang war nicht weniger als ein Rückfall in Zeiten, die eigentlich durch den jüngsten Aufschwung unter Kovač der Vergangenheit angehören sollten. Er verlief ohne eine einzige klare Torchance für Dortmund, dafür aber mit einer frappierenden Anzahl von unnötigen Ballverlusten und verlorenen Zweikämpfen. Gegen einen individuell stärkeren Gegner als Lille hätte diese Nichtleistung nach dem Seitenwechsel mutmaßlich schlimmere Konsequenzen für den BVB nach sich gezogen.

Niko Kovač erwartete klare Vorteile für den BVB in der Schlussphase

Bemerkenswert ist dabei: Kovač hatte vor dem Spiel klare Vorteile für sein Team mit fortwährender Spieldauer prophezeit. „Wir müssen die Intensität hochhalten, da sind wir den Franzosen überlegen über 90 Minuten“, schätzte der Trainer vor Anpfiff beim Streamingdienst Amazon Prime Video ein. „Nach der 70., 75. Minute hoffe ich, dass wir die körperlichen Fähigkeiten neben den fußballerischen nutzen können.“

Niko Kovač sah einen Leistungseinbruch bei seinen BVB-Profis in der zweiten Halbzeit.
Niko Kovač sah einen Leistungseinbruch bei seinen BVB-Profis in der zweiten Halbzeit. © IMAGO/pepphoto / Horst Mauelshagen

BVB-Fans dürften bei diesen Aussagen hellhörig geworden sein. Denn die Unzulänglichkeiten der Mannschaft in Sachen Fitness sind im Prinzip seit Jahren ein Dauerthema, das in dieser Saison besonders an Fahrt aufgenommen hat. Nicht von ungefähr ließ Kovač zuletzt mitten in der Spielzeit eine Leistungsdiagnostik durchführen, um sich ein besseres Bild von seinen Profis zu verschaffen.

Rund um den Klub werden die Trainingsansätze von Nuri Şahin im Sommer als Hauptgrund für schwache Laufleistungen in vielen Spielen der Saison gesehen. Spät in den Partien noch deutlich zulegen zu können, das hat man dem BVB in dieser Spielzeit kaum nachgesagt.

BVB nach der Pause mit desaströser Zweikampfbilanz

Insofern verwunderte die Prognose von Kovač – der sie postwendend ins eigene Gesicht zurück geweht bekam. Je länger das Spiel dauerte, desto mehr hechelten seine Profis dem am Dienstag keineswegs überragenden Gegner hinterher. Während der zweiten Halbzeit machte die Horror-Statistik von unterirdischen 33 Prozent Zweikampfquote aufseiten des BVB die Runde.

„Wir sind nicht mehr in die Zweikämpfe gekommen und wir hatten nicht die Ballbesitzphasen, die wir haben wollten und in der ersten Halbzeit hatten“, räumte Kovač ein. „Wir hatten zu wenige Spielverlagerungen, zu wenige Phasen, in denen wir das Spiel beruhigt haben. Wir haben den Ball sehr leicht weggegeben, dann kam eine Welle nach der anderen.“

Zwar kam Lille nicht zu vielen echten Torchancen, brenzlige Situationen im und am Strafraum des BVB gab es aber zuhauf. In der letzten Linie verteidigte Dortmund mit Ausnahme des Gegentors jedoch weitgehend aufmerksam, gerade Nico Schlotterbeck blieb der Turm in der Schlacht.

BVB-Verteidiger Schlotterbeck erkennt „auf keinen Fall eine Kraftfrage“

Der Nationalspieler wollte nach der Partie keinen Hinweis auf den Fitnesszustand hören. „Wir sind Profisportler, wir müssen alle drei, vier Tage Leistung bringen, sonst sind wir falsch im Beruf“, sagte Schlotterbeck. „Es ist auf keinen Fall eine Kraftfrage, aber vielleicht sah das von außen so aus.“

Wenn es keine Frage nach der Kondition war, müsste sich der BVB die altbekannten Fragen nach Mentalität und Einstellung gefallen lassen. Kapitän Emre Can deutete sie bei Amazon selbst an: „Wir waren in der zweiten Halbzeit viel zu passiv. Wir sind nicht dahin gegangen, wo es vielleicht weh tut. Da muss man gegen Lille hin, das ist eine gute Mannschaft, die nicht umsonst im Achtelfinale der Champions League steht.“

Kovač hatte vor dem Spiel wiederholt auf seine Erfahrungen in Frankreichs Ligue 1 verwiesen, wo er mit der AS Monaco gegen Lille dreimal sieglos geblieben war. Ob er seine BVB-Mannschaft mit der Warnung vor dem LOSC wirklich erreicht hat, sei nach dem Rückfall in der zweiten Halbzeit dahingestellt.

Im Rückspiel kommende Woche Mittwoch (18.45 Uhr) muss Dortmund in jedem Fall an die erste Hälfte anknüpfen. „Wir erwarten dort einen harten Kampf und trotzdem, dass wir es schaffen, in die nächste Runde zu kommen. Das ist unser Anspruch und unser Ziel“, stellte Kovač nach dem Heim-Remis klar.



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