
Das Freiburg-Debakel hat Nachwirkungen gezeigt beim SV Werder Bremen. Vor dem Pokal-Viertelfinale in Bielefeld gibt sich Cheftrainer Ole Werner trotzdem angriffslustig: “Vollgas nach vorne.”

“So sehe ich das eigentlich im Fußball immer”: Werder-Coach Ole Werner über die Chance im DFB-Pokal.
IMAGO/Steinsiek.ch
Dass Ole Werner aktuell die schwierigste Phase seiner über dreijährigen Amtszeit am Osterdeich zu bewältigen hat, dem widersprach er am Montag: “Es ist keine Situation, die völlig ungewöhnlich ist oder die man als Trainer bei Werder Bremen nicht erwarten sollte”, so der der 36-Jährige: “Ehrlicherweise ist es auch nicht die längste Phase, wo wir mal nichts holen.”
Zwar haben sich mittlerweile bereits drei Bundesliga-Niederlagen in Folge für die Bremer angehäuft, dazu noch eine Handvoll dürftige Auftritte mit einer Ausbeute von lediglich fünf Punkten seit Jahresbeginn. Und doch hat sich die Lage auch für Werner schon mal kritischer dargestellt, etwa als der Klassenerhalt nicht derart sicher erschien wie aktuell – und seine Mannschaft nicht um den Einzug ins DFB-Pokal-Halbfinale spielte.
Diese Gelegenheit habe man sich in dieser Saison ja selbst “erkämpft”, “erspielt” – und damit auch “verdient”, wie der Werder-Coach hinsichtlich des bevorstehenden Viertelfinals am Dienstagabend in Bielefeld (20.45 Uhr, LIVE! bei kicker) anmerkte.
Schuldzuweisungen? “Es ist jetzt nicht der Moment”
Und wie sollte man dieses Spiel, trotz des aktuellen Abwärtstrends, nun also nicht als “besondere Chance” begreifen? “Du weißt nicht genau, wie oft du diese Möglichkeit in deiner Laufbahn bekommst”, entgegnete Werner, der beileibe nicht von einem “Selbstläufer” gegen die Arminia ausgeht, aber betonte: “Ja, wir sind der Favorit – und wir wollen dieser Rolle auch gerecht werden.”
Ob dies tatsächlich so ist beim im Jahr 2025 formschwächsten aller Bundesliga-Klubs, muss angesichts dieses Trends zumindest angezweifelt werden. Gerade, da mit den jüngsten sportlichen Auflösungserscheinungen in Freiburg auch atmosphärische Störungen einhergingen – denen Werner einen Tag vor dem wichtigen Bielefeld-Spiel (vorerst) jedoch nicht mehr öffentlichen Platz einräumen wollte als nötig.
Wie es zu den gegenseitigen Schuldzuweisungen der Spieler untereinander gekommen sei, dazu sagte der Coach nur: “Es ist jetzt nicht der Moment, um sich da noch so viele Gedanken zuzumachen, das können wir dann nach dem Spiel wieder tun. Ich glaube, dass immer auch Erfolg oder Misserfolg in Form von Ergebnissen eine Rolle spielt, welche Dinge zutage treten und welche nicht.”
Das Pokalspiel als ultimativer Gradmesser
Heißt: Die sportliche Krise setzt also auch den Spielern zunehmend zu. Werners Hoffnung lautet nun, dass diese Mit-dem-Finger-auf-andere-zeigen-Mentalität bislang bei Werder nicht “allzu oft” vorgekommen sei. Dass eine entsprechende Ansprache des Trainers am Tag nach der 0:5-Klatsche (“Wir haben jetzt nicht die große Diskussionsrunde aufgemacht. Jeder muss bei sich anfangen”) Wirkung zeigt. Und dass es “jetzt um dieses Pokalspiel geht”, so der Coach.
Die Anforderungen in der Partie beim Drittligisten dürften jedenfalls zum ultimativen Gradmesser für genau diese Dinge sein, nämlich: “Sich als Mannschaft auf den Platz dieses Gefühl zu geben, dass man sich gegenseitig unterstützt, dass man komplett da ist”, erklärte Werner: “Auch in Momenten, wo etwas mal nicht funktioniert – was in so einem Pokalspiel auch normal ist.”
Dass der Klub die Aussichten auf ein überdurchschnittliches Abschneiden in der Bundesliga zuletzt jedenfalls nicht weiter forcieren konnte, erhöht nun auch den Druck, die Ambitionen für die laufende Saison zumindest über den DFB-Pokal gewissermaßen noch aufrechtzuerhalten.
Werner: “Ich könnte heute zur Tür rausgehen …”
Werner empfindet diese Situation jedenfalls eher beflügelnd als belastend: “Man kann das so sehen, dass großer Druck da ist, man kann es aber auch so sehen, dass das eine große Chance ist. Und so sehe ich das eigentlich im Fußball immer.”
Das sei ja der große Unterschied zwischen Profi- und Amateursport: “Ich könnte heute zur Tür rausgehen und sagen, ich treffe mich zweimal die Woche mit meinen Freunden”, befand der Bremer Trainer: “Dann spiele ich auch Fußball, dann habe ich gar keinen Druck – aber das macht ja keinen Spaß, also zumindest nicht immer.”
Würde man mit Leistungsanforderungen in diesem Geschäft nicht klarkommen, so Werner weiter: “Dann mach das halt nicht: Wenn du ein Spiel im Freibad mit deinen Kumpels verlierst, ist das ist nicht so wichtig.” Im DFB-Pokal-Viertelfinale hingegen ist das selbstredend anders.
Weshalb sich der Bremer Trainer jedenfalls auch ganz besonders auf diese Partie freut: “Vollgas nach vorne, diese Chance für sich nutzen. Wie geil ist das?”, meinte Werner: “Wie gesagt, so sehe ich das. Und wer das anders sieht, der muss ins Freibad gehen.”