Werder-Star André Silva exklusiv im Interview!

Werder-Star André Silva exklusiv im Interview!
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DeichStube-Chefreporter Daniel Cottäus im Gespräch mit Werder Bremens Winter-Neuzugang André Silva.
DeichStube-Chefreporter Daniel Cottäus im Gespräch mit Werder Bremens Winter-Neuzugang André Silva. © gumzmedia

Werder Bremens Winter-Neuzugang André Silva spricht in seinem ersten Interview an der Weser überhaupt über seine ersten Wochen am Osterdeich und verrät, warum er früher ein Fan von Hugo Almeida war und was er sich im Training von Cristiano Ronaldo abgeschaut hat.

Bremen – Erst das Mannschaftstraining, dann eine Extra-Einheit Torabschlüsse und schließlich noch 30 Minuten Programm im Kraftraum: Hinter André Silva liegt bereits ein langer Arbeitstag, als er gut gelaunt zum Termin mit der DeichStube erscheint, um sein erstes Interview als Profi des SV Werder Bremen zu geben. Der Wechsel des 29-Jährigen von RB Leipzig an den Osterdeich hatte Anfang Februar für viel Aufsehen gesorgt. Während des Gesprächs erklärt Silva nun, wie er die ersten Wochen am Osterdeich erlebt hat, warum er früher Fan von Hugo Almeida war und was er sich beim gemeinsamen Spielen und Trainieren von Superstar Cristiano Ronaldo abgeschaut hat. Weitere Themen: Eine mögliche Zukunft über den Sommer hinaus bei Werder, die Sportart Rollhockey und ein kurioser Social-Media-Fauxpas, mit dem Silva kürzlich für Schmunzler sorgte.

Wechsel zu Werder Bremen? André Silva im DeichStube-Interview: „Das klang sofort interessant für mich“

Herr Silva, vor ein paar Tagen haben Sie im Internet für einen Lacher gesorgt, weil in Ihrem Profil auf der Plattform „X“ nicht „SV Werder Bremen“, sondern „SV Werner Bremen“ geschrieben stand. Ein versteckter Gruß an Ihren neuen Trainer?

(lacht) Nein, das war einfach ein lustiger Fehler. Ich habe ein Team, das mir hilft, meinen Auftritt in den Sozialen Medien zu betreuen, und da hat sich offenbar jemand vertippt. Vielleicht hat der ja an den Trainer gedacht. Ich habe es selbst gar nicht bemerkt, bin aber von mehreren Leuten darauf hingewiesen worden. Wir haben es dann schnell korrigiert.

Sie stehen nun seit knapp drei Wochen bei Werder unter Vertrag. Wie waren die ersten Tage? Haben Sie sich schon eingelebt?

Ja, absolut. Ich bin gut im Verein und in der Stadt angekommen. Bei einem Wechsel im Winter ist das immer etwas schwieriger als im Sommer, weil einfach weniger Zeit für alles da ist. So langsam sind die wichtigsten Dinge aber geregelt. Noch wohne ich zwar im Hotel, ich habe aber inzwischen eine Wohnung gefunden und ziehe bald um.

Was war Ihr erster Gedanke, als Sie erfahren haben, dass Werder an Ihnen interessiert ist?

Es klang sofort sehr interessant für mich. Es ging darum, eine Lösung für meine Situation zu finden, denn in Leipzig habe ich zuletzt kaum noch gespielt. Ich bin kein Typ, der Dinge überstürzt, sondern denke gerne in Ruhe darüber nach. Ich möchte einfach sicher sein, dass der nächste Schritt der richtige ist. Bei Werder war ich mir schnell sicher.

„Wahnsinn!“: Neuzugang André Silva verbindet Hugo Almeida und Diego mit Werder Bremen

Für Frankfurt und Leipzig haben Sie mehrfach gegen Werder gespielt. Abgesehen davon: Was verbinden Sie mit dem Verein?

Ich bin Portugiese, deshalb natürlich zuerst Hugo Almeida, aber auch Diego, der vor seiner Zeit bei Werder bei meinem Heimatverein FC Porto gespielt hat. Als ich jünger war, ist Almeida für die Nationalmannschaft aufgelaufen, und ich weiß noch, wie beeindruckt ich von seiner Schussstärke war. Wahnsinn! Diego ist natürlich ein ganz besonderer Spieler gewesen, mit unglaublichen Fähigkeiten.

Im März bestreitet Diego sein Abschiedsspiel im Weserstadion. Werden Sie sich das Spektakel vor Ort ansehen?

Das weiß ich noch nicht, aber ich werde definitiv darüber nachdenken. Vielleicht bekomme ich ja noch eine Karte (lacht).

In Bremen sind mit Diego Erinnerungen an große internationale Spiele verbunden. Viele Werder-Fans träumen davon, dass sich der Verein nach langer Zeit endlich mal wieder fürs internationale Geschäft qualifiziert. Ist das in dieser Saison möglich?

Wenn ich sehe, wie hart und konzentriert die Mannschaft allein in der Zeit, seit ich hier bin, gearbeitet hat, dann ist sehr viel möglich. Wir sollten aber nicht zu weit in die Zukunft schauen und unnötige Erwartungen schüren. Nach Europa zu kommen, ist sehr schwer. Wir müssen es mehr wollen, als die anderen Mannschaften und jeden Tag hart dafür arbeiten. Dann sehen wir, was dabei am Ende herauskommt.

Zwei Spiele haben Sie bisher als Werder-Profi erlebt, beide gingen verloren. Nicht gerade ein Traumstart für Sie persönlich. Dämpft das die Stimmung?

Nein, denn es waren nur zwei Spiele. Das erste davon war gegen die Bayern, und das ist die schwierigste Aufgabe, die du in der Bundesliga haben kannst. Gegen Hoffenheim hätten wir es definitiv besser machen müssen, denn die Qualität dafür haben wir. Aber trotz der beiden Spiele habe ich weiterhin ein sehr gutes Gefühl für den Rest der Saison.

Werder Bremen-Neuzugang André Silva im Interview: „Hätte nie gedacht, dass ich mal fünf Jahre in der Bundesliga spiele“

In der Saison 2020/21 haben Sie stolze 28 Bundesligatore für Eintracht Frankfurt geschossen, was Sie nicht nur in Deutschland berühmt gemacht hat. In den drei schwierigen Spielzeiten danach waren es für Leipzig und San Sebastian insgesamt 19 Treffer. Was denken Sie über diese Zahlen?

Fußball kann sehr einfach, aber auch sehr kompliziert sein. Es gibt immer wieder Dinge, die du nicht kontrollieren kannst, die aber neben der eigenen Form auch Einfluss auf deine Leistung haben. Der Trainer, die Mitspieler, die Situation des Vereins, auch die Vertragssituation. In Frankfurt lief es einfach perfekt, alles hat gepasst, und ich konnte meine Stärken voll einbringen. Das Selbstvertrauen aus dieser Zeit habe ich nicht verloren. Ich arbeite jeden Tag daran, mich weiterzuentwickeln. Auch wenn die Torquote in den letzten Jahren niedriger war, bin ich heute insgesamt vielleicht sogar ein besserer Spieler als während der Zeit in Frankfurt.

FC Porto, AC Mailand, FC Sevilla, Eintracht Frankfurt, RB Leipzig, San Sebastian und jetzt Werder – Sie haben in Ihrer Karriere schon für viele Vereine gespielt. Bei Ihrer Vorstellung in Bremen haben Sie kürzlich gesagt, dass Sie gerne mal für einen längeren Zeitraum in einem Club bleiben würden. Könnte Werder dieser Club sein?

Warum nicht? Vorstellbar ist vieles. Ich hätte früher zum Beispiel nie gedacht, dass ich mal fünf Jahre lang in der Bundesliga spiele, und doch ist es so gekommen. Ich habe mir mit der Zeit abgewöhnt, zu weit in die Zukunft zu schauen, weil es nichts bringt. An den Sommer denke ich jetzt noch nicht.

Das Leihgeschäft zwischen Werder und Leipzig läuft bis zum Ende der Saison. Ihre Verpflichtung ist in Bremen mit großen Hoffnungen verknüpft. Wie schwer ist es, innerhalb kürzester Zeit sofort helfen zu müssen?

Das ist auf jeden Fall eine Herausforderung. Mit der Erfahrung, die ich in meiner Karriere gesammelt habe, bin ich mir aber sicher, dass ich sie meistern kann. Ich bringe mich mit allem ein, was ich habe, um dabei zu helfen, dass wir unsere Ziele erreichen.

Mal was anderes: Es heißt, Sie seien ein großer Rollerhockey-Fan, ein Sport, der in Portugal enorm populär ist…

(lacht) Nein, nein, da ist über die Jahre ein etwas schiefes Bild entstanden. Ich habe als Kind früher neben dem Fußball viele andere Sportarten ausprobiert, unter anderem eben auch Rollerhockey, also Hockey auf klassischen Rollschuhen, nicht auf Inlineskates. Einige meiner Cousins waren darin ziemlich gut und sind bis heute aktiv. Ihre Spiele sehe ich mir manchmal an. Als Fan würde ich mich aber nicht bezeichnen.

Dann zurück zum Fußball: Wie würden Sie sich selbst als Stürmer beschreiben?

Ich bin ein Stürmer, der gerne viel unterwegs ist und nicht nur im Strafraum lauert. Das Zusammenspiel mit meinen Mitspielern ist mir sehr wichtig, ob ich dabei nun Bälle festmache oder es One Touch weitergeht. Ich bin sicher nicht der schnellste Stürmer und nicht der, der am höchsten springt, aber ich würde sagen, dass ich gut den richtigen Moment finden kann. Im Strafraum kann ich ein Killer sein.

Werder Bremen-Neuzugang André Silva im DeichStube-Interview über Cristiano Ronaldo: „Wir haben uns immer gut verstanden“

Werders nächster Gegner ist der SC Freiburg. Sie sind eine Art Experte für diesen Club. Neun Mal haben Sie bereits gegen Freiburg gespielt, unter anderem 2022 im DFB-Pokalfinale, das Sie mit Leipzig gewonnen haben. Was erwartet Werder am Freitag für eine Mannschaft?

Freiburg ist ein physisch starkes Team, das taktisch sehr diszipliniert auftritt. Sie haben viele Automatismen, mit denen sie große Dynamik auf dem Platz erzeugen können. Es wird eine schwere Aufgabe für uns, aber ich bin mir sicher, dass unser Trainer uns sehr gut darauf vorbereiten wird.

2017 hat Weltstar Cristiano Ronaldo mal Folgendes über Sie gesagt: „Portugal ist in guten Händen, wenn ich einmal aufhöre, denn wir haben bereits einen tollen Stürmer gefunden: André Silva.“ Wie ist Ihr Verhältnis zu Ronaldo?

Das war damals ein großes Lob! Wir haben uns immer gut verstanden, wenn wir uns bei der Nationalmannschaft gesehen haben. Es war nicht so, dass wir abseits davon viel Kontakt hatten, denn Cristiano ist ein vielbeschäftigter Mann, aber der Austausch mit ihm war immer sehr angenehm.

16 Mal standen Sie gemeinsam für Portugal auf dem Platz. Was haben Sie von Ronaldo gelernt?

Ich bin damit aufgewachsen, zu ihm aufzuschauen. Er ist ein Idol für mich. Seine Disziplin, sein unbändiger Wille, hart an sich zu arbeiten und sich zu verbessern, ist beeindruckend. Er erinnert mich daran, dass man immer sein Bestes geben muss, um erfolgreich zu sein.

Ihr bis dato letztes Länderspiel war im Jahr 2022. Wann sehen wir Sie wieder für Portugal auflaufen?

Ich hoffe bald. Die Nationalmannschaft ist immer in meinem Kopf. Wenn ich gute Leistungen im Verein bringe, kommt das eine zum anderen. Mit dem Nationaltrainer (Roberto Martinez, Anm. d. Red.) gibt es hin und wieder Kontakt, das letzte Mal bei einem Champions-League-Spiel mit Leipzig, das er sich angesehen hat. Er hat mir Glück gewünscht und gesagt, dass ich weiter fokussiert arbeiten soll.

Herr Silva, zum Abschluss vervollständigen Sie bitte diesen Satz: Nach der Saison bin ich zufrieden, wenn…

(überlegt) … ich viel gespielt und Werder dabei geholfen habe, seine Ziele zu erreichen. Ach ja: Und ein paar Tore wären auch nicht schlecht (lacht).



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