
So teuflisch wie die Pläne der Serie A: Milanello, das Maskottchen von AC Mailand.Bild: IMAGO / Marco Canoniero
Fußball-Kolumne
In seiner Kolumne schreibt der Fanforscher Harald Lange exklusiv auf watson über die Dinge, die Fußball-Deutschland aktuell bewegen.
Die USA sind ein wichtiger Markt für den europäischen Fußball. Nach der Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaft und der Klub-WM folgt nun auch die Serie A dem Ruf des Dollars. Der italienische Ligaverband kündigte an, demnächst reguläre Ligaspiele in den USA austragen zu wollen.
Das ist neu, denn bislang hatten sich die großen Ligen aus Spanien, England und Deutschland bei solchen Gedankenspielen zurückgehalten. Spanien und Italien verkaufen lediglich ihren Supercup nach Saudi-Arabien.
Zuletzt wurde beispielsweise der El Clásico, das Duell zwischen dem FC Barcelona und Real Madrid, in Dschidda ausgetragen, das Finale zwischen den Stadtrivalen Inter und AC Mailand in Riad.
Aus Sicht des harten Kerns der Fankultur sind diese Duelle wenig bedeutsam. Deshalb wird deren Verkauf ins Ausland hingenommen und nicht sonderlich beachtet.
DFL: Spielverlegung ins Ausland findet wenig Anklang
Obwohl die sportliche Wertschätzung des Supercups auch in Deutschland als gering eingestuft und die Veranstaltung zu Saisonbeginn allein wegen des Unterhaltungswerts für Eventfans geschätzt wird, hält man sich in der DFL mit Ideen der Auslandsvermarktung zurück.
Sicherlich auch weil einst die ehemalige DFL.Geschäftsführerin Donata Hopfen, unmittelbar nach Amtsantritt, in einem viel beachteten Interview die Idee ins Spiel gebracht hatte, irgendwann einmal mit dem Supercup ins Ausland gehen zu wollen. Diese Äußerung war der Anfang vom Ende ihrer Karriere als Fußballmanagerin.
watson-Kolumnist und Fan-Forscher Harald Lange.Bild: Uni Würzburg
Über den Autor
Harald Lange ist seit 2009 Professor für Sportwissenschaft an der Universität Würzburg. Er leitet den Projektzusammenhang “Fan- und Fußballforschung” und gilt als einer der bekanntesten Sportforscher in Deutschland. Der 55-Jährige schreibt und spricht täglich über Fußball, auch in seinem Seminar “Welchen Fußball wollen wir?”
Doch mit der Ankündigung des im Dezember 2024 ins Amt gewählten Ezio Simonelli, die Serie A würde künftig sogar mit ausgewählten Ligaspielen in die USA gehen wollen, liegt in Sachen Auslandsvermarktung ein erster Dammbruch vor.
Ligaspiele in den USA: Fans müssen zittern
Der italienische Ligapräsident hatte gegenüber der Tageszeitung “La Gazzetta dello Sport” selbstbewusst verkündet, dass man sich in dieser Sache bereits in Verhandlungen mit amerikanischen Geschäftsleuten befände. Simonelli war im Hauptberuf Wirtschaftsprüfer und begreift den Fußball offensichtlich zuerst von der finanziellen Seite ausgehend.
Fans der Serie A werden deshalb vor allem um die wichtigen Spiele der großen Clubs zittern. Der Stadionbesuch wird für Normalverdiener unrealistisch. Dafür werden im Tross der Spieler, Betreuer und Funktionäre zahlreiche Sponsorenvertreter und andere Geschäftemacher zu den Spieltagen in die USA reisen, um das, was in Italien verloren gehen wird, auf internationalem Parkett zu kompensieren: Interesse, Aufmerksamkeit, Bindung und Begeisterung.
Stößt die Auslandsvermarktung in den USA an seine Grenzen?
Die Vergabe der Fußballweltmeisterschaft nach Mexiko, Kanada und den USA hat offensichtlich Wirkung gezeigt. Die Geschäftemacher gehen davon aus, dass die USA ein Hotspot für die Auslandsvermarktung des europäischen Fußballs sein kann. Die Idee klingt zunächst plausibel. Allerdings besteht auch die Gefahr des Übereifers.
In wirtschaftlicher Hinsicht ist die USA bereits von der Inflation betroffen und die konzeptlos ins Spiel gebrachten Handelszölle gegen Nachbarn, Freunde und die ganze Welt werden am Image des WM-Gastgebers kratzen.
In Kanada werden amerikanische Produkte von der Bevölkerung bereits flächendeckend boykottiert und auch in Europa wird die Skepsis an den USA eher wachsen. Es spricht also viel dafür, dass die Auslandsvermarktung des Fußballs in Amerika sehr bald an Grenzen stoßen wird. Erst recht in Zeiten von Donald Trump.
Aber warten wir erstmal ab, wie die WM bei den zerstrittenen Gastgebern laufen wird. Möglicherweise wird dann auch der Ligapräsident Italiens bemerken, dass seine Idee aus der Zeit gefallen ist.
In seiner Kolumne schreibt der Fanforscher Harald Lange exklusiv auf watson über die Dinge, die Fußball-Deutschland aktuell bewegen.
Die USA sind ein wichtiger Markt für den europäischen Fußball. Nach der Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaft und der Klub-WM folgt nun auch die Serie A dem Ruf des Dollars. Der italienische Ligaverband kündigte an, demnächst reguläre Ligaspiele in den USA austragen zu wollen.