
Mit einem 6:0-Kantersieg hat sich Borussia Dortmund zuletzt gegen Union Berlin aus der Krise geschossen. Zumindest ist das die Hoffnung all derer, die es mit den Schwarzgelben halten. Als Tabellenzehnter hinkt der BVB in der Fußball-Bundesliga seinen eigenen Ansprüchen weit hinterher. Nun aber scheint verloren gegangenes Selbstvertrauen zurück zu sein und sich die Stimmung unter Neu-Trainer Niko Kovac gedreht zu haben. Der FC St. Pauli aber lässt sich vor dem Aufeinandertreffen am Samstag mit der Borussia nicht einschüchtern. Zu Recht?
Alexander Blessin will 6:0-Sieg nicht überbewerten
Die Erwartungshaltung dürfte in Dortmund sein, dass jetzt „Pflichtsiege“ folgen, um die Distanz auf die Champions-League-Plätze wieder zu verringern, hatte Alexander Blessin auf der Pressekonferenz vor dem Spiel betont. Der Trainer des seit vier Partien sieglosen FC St. Pauli glaubt daher: „Die drei Punkte sind gedanklich wahrscheinlich schon auf der Habenseite.“ Er selbst sehe das „natürlich nicht so“, betonte der 51-Jährige und wollte den BVB-Kantersieg nicht überbewerten: „Ob das ein Spiel so aussagekräftig ist, das werden wir sehen.“
Das sieht auch Niko Kovac so. „Der Sieg hat allen gezeigt: Wir können es noch. Aber wir müssen jetzt auch nachlegen und können uns nicht darauf ausruhen.“ Der BVB-Coach erwartet eine schwierige Aufgabe: „St. Pauli ist ein sehr unangenehmer Gegner, sie lassen extrem wenig zu. Wir müssen viel tun, damit wir Chancen kreieren, weil sie sehr kompakt verteidigen.“
„St. Pauli ist ein sehr unangenehmer Gegner, sie lassen extrem wenig zu. Wir müssen viel tun, damit wir Chancen kreieren, weil sie sehr kompakt verteidigen.“
Niko Kovac
Trainer von Borussia Dortmund
Damit hatten die Dortmunder häufiger Probleme und sich den zweifelhaften Ruf als besonders launisch erarbeitet. In dieser Saison lassen sich etliche Belege dafür finden, dass es bisweilen an der nötigen Bereitschaft mangelt, gegen die vermeintlich Kleinen, nicht nur das vorhandene Potenzial voll auszuschöpfen, sondern in erster Linie auch Fußball als körperliche Arbeit zu verstehen. Die Folge waren Peinlich-Pleiten gegen den VfL Bochum (0:2) und Holstein Kiel (2:4) nach der Winterpause, sowie Niederlagen gegen den FC Augsburg (1:2) und Union Berlin (1:2) in der Hinrunde, als der Trainer noch Nuri Sahin hieß.
FC St. Pauli verkaufte sich in Dortmund teuer
Und so freut man sich in Hamburg zwar auf „einen großen Namen“ – aber auch auf einen Gegner mit großen Problemen, den man „ein bisschen ärgern“ wolle. In erster Linie, in dem man ihn in den Zweikämpfen richtig rannimmt, um ihm die Lust am Spiel zu nehmen. Im Oktober war St. Pauli das über weite Strecken prima gelungen. „Im Hinspiel hätten was mitnehmen können, wenn nicht sogar müssen“, betonte Blessin. Damals aber hatten die Schwarzgelben noch einen prima Lauf vor heimischer Kulisse und durch einen späten Treffer von Serhou Guirassy mit 2:1 triumphiert.
Sechs Siege hatte der BVB in den ersten sechs Spielen im Signal Iduna Park geholt. Schon damals aber hatte der Champions-League-Finalist der Vorsaison außerhalb des Ruhrgebiets erhebliche Probleme gehabt. Und darauf ruht dann auch eine weitere Hoffnung der Hamburger am Samstag.
BVB hat auswärts erst zwei Siege gefeiert
Die Auswärtsschwäche des BVB könne man nicht wegdiskutieren, sagte Blessin angesichts von nur zwei Siege in der Fremde. Sein Gegenüber dürfte dem entgegenhalten, dass St. Pauli eine nicht weniger veritable Heimschwäche aufweist: Nur zwei von elf Spielen am Millerntor hat die Blessin-Elf gewonnen.
Damit am Samstag der dritte folgt, der die eigene Negativserie beendet, werde man 90 Minuten hellwach sein und die Zweikämpfe mit einer gewissen Schärfe und Galligkeit führen müssen, betonte Blessin. Es dürfte allerdings nicht nur um wehrhaftes Gerangel gehen, sondern auch darum, den Gegner möglichst viel in Bewegung zu bringen: St. Pauli ist führender, was die Laufleistung angeht, der BVB vorletzter. Bei den intensiven Läufen liegt der Aufsteiger auf Rang vier, Dortmund auf Platz 14.
Laut Sport Bild hat Kovac kürzlich einen „katastrophalen Fitnesszustand“ ausgemacht, der einer der Hauptgründe für die vielen individuellen Fehler und Konzentrationsschwächen sei. Kurzerhand wurde ein neuer Athletiktrainer ins Boot geholt. Selbstvertrauen dürften die Dortmunder zwar zuletzt gesammelt haben, dass sie innerhalb weniger Tage ihre Leistungsfähigkeit erheblich verbessert haben, ist allerdings eher nicht zu erwarten.