Vielleicht braucht man zwei Schiedsrichter

Vielleicht braucht man zwei Schiedsrichter
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Oh weh, das Tal nach der Winterpause ist so tief wie befürchtet. Das ist schon mehr als Karma. Platz 16 in der Rückrundentabelle, ein Torverhältnis von 4:10 – das entspricht nicht den Erwartungen an eine Mannschaft, die sich zum Ende der Hinrunde realistische Hoffnung auf einen Platz in den europäischen Wettbewerben machen konnte. Zumal deutlich wird, wie wichtig der derzeit verletzte Marco Friedl für die Bremer Abwehr ist und was Jens Stage im Mittelfeld für die Stabilität der Mannschaft und die Torgefahr der Bremer bedeutet. Wenn diese zentralen Figuren ausfallen und das Team im Spielfluss dadurch so verunsichert wird, dann ist noch viel zu tun.

Auf der anderen Seite: 30 Punkte am 22. Spieltag – das ist einer mehr als in der Saison 2023/2024, als Werder am Ende haarscharf die internationalen Ränge verpasst hat. Dabei hatte die Mannschaft damals eine lange Durststrecke mit zwei Pünktchen aus sieben Spielen noch vor sich. Man soll also den Kopf nicht hängen lassen, auch wenn es nach der Winterpause mal schlecht läuft.

Auf der anderen Seite ist es nicht leicht, nach einem Spiel wie gegen Hoffenheim am vergangenen Sonntag mit halbwegs positiver Stimmung auf den nächsten Spieltag zu blicken. Da hat einfach gar nichts gestimmt bei Werder. Zu Recht ist in den letzten Tagen viel analysiert und geschrieben worden. Zwei Dinge will ich trotzdem hervorheben: Klar, der Kader ist knapp besetzt, auch wenn es Neuzugänge gegeben hat. Aber dass Werder die Ausfälle von Friedl und Stage so gar nicht kompensieren kann, ist schon erschreckend. Auffällig ist zudem, dass Werder gegen gleichwertige – oder auch schwächere – Mannschaften im Laufe des Spiels Probleme bekommt, sobald sich der Gegner auf das Bremer Spiel eingestellt hat, sicherer wird, auch mal höher steht und den Spielaufbau stört. Das war schon häufiger zu sehen, meist zu Beginn der zweiten Halbzeit. Hoffenheim hatte den Bogen aber schneller raus, wurde nach 20 Minuten offensiver und folgerichtig stand es zur Halbzeit 1:2.

Wie schön hätte die Tabelle nach einem Sieg gegen Hoffenheim aussehen können: Werder hätte zwar immer noch auf dem 10. Platz gestanden, sich aber volle vier Punkte vom BVB abgesetzt, der gegen Bochum gepatzt hatte. Mit 33 Punkten wäre der Vorsprung des übernächsten Liga-Gegners, dem VfL Wolfsburg, egalisiert worden, einzig bei der Tordifferenz hätte Werder noch das Nachsehen gehabt.

Nun bleibt zu hoffen, dass dieses 1:3 gegen Hoffenheim während der langen Reise ins Breisgau nicht allzu viel in den Köpfen herumspukt. In Freiburg muss die Mannschaft ein ganz anderes Gesicht zeigen, wenn sie nicht wieder ein Debakel erleben will. Das wäre auch Gift für das nachfolgende Pokalspiel gegen Bielefeld. Der Drittligist wird hoch motiviert und kämpferisch ins Spiel gehen – da sollte sich noch niemand sicher im Halbfinale glauben.

Der Kölner Keller ist keine Lösung

Alles in allem könnte der SVW in dieser Phase ein bisschen Zuspruch vom Fußballgott gebrauchen. Das wäre nur gerecht, haben doch auch einige zweifelhafte Entscheidungen der Schiedsrichter ihren – wenn auch kleinen – Anteil an der Misere der letzten Wochen. Ich will nicht missverstanden werden: Spielerische Unzulänglichkeiten hat die Mannschaft selbst zu verantworten. Aber es verstärkt sich der Eindruck, dass es im Profifußball Handlungsbedarf bei den Unparteiischen gibt. Es geht um sehr viel Geld, und wenn schon ein oder zwei Tore darüber entscheiden können, ob eine Mannschaft international spielen kann oder nicht, lastet faktisch viel Verantwortung auf den Unparteiischen. Ich hielte es für angebracht, noch einmal neu zu überlegen, wie hier die erforderliche Souveränität und Professionalität gewährleistet werden kann. Vielleicht könnte ja ein zweiter Schiedsrichter Teil der Lösung sein. Andere Sportarten machen es vor.

Der „Kölner Keller“ ist aus meiner Sicht jedenfalls keine Lösung. Was dort zum Beispiel nach dem wunderschönen Eigentor der Hoffenheimer so lange geprüft werden musste, wird das Geheimnis des Video-Teams bleiben. Ich kann auf den VAR gut verzichten.

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