„Überragendes Statement“? Nur ein Schritt aus der BVB-Krise

37038765-der-bvb-feierte-bei-sporting-den-ersten-sieg-unter-neu-trainer-niko-kovac-2bMY2ripr0ef
#image_title



Borussia Dortmund schöpft durch den Erfolg gegen Sporting in der Champions League neues Selbstbewusstsein. Allerdings sollte man nicht zu früh zufrieden sein.Lissabon/Dortmund – Borussia Dortmund hat sich in der Playoff-Runde der Champions League gegen den portugiesischen Meister und aktuellen Tabellenführer Sporting in eine hervorragende Ausgangslage gebracht. Im Hinspiel am Dienstagabend in Lissabon gelang dem BVB dank einer deutlichen Leistungssteigerung in der zweiten Hälfte ein 3:0-Erfolg.Für Neu-Trainer Niko Kovač bedeutete es das erste Erfolgserlebnis mit dem BVB. Am Wochenende war sein Debüt gegen den VfB Stuttgart mit einer 1:2-Niederlage einhergegangen, die der Dortmund-Coach erstaunlich positiv sah. Besteht jetzt die Gefahr, dass der BVB den Sieg in Portugal überbewertet?BVB-Boss Ricken: „Als wäre eine Handbremse gelöst worden“„Das war fürs Selbstbewusstsein schon richtig gut“, sagte Sportchef Lars Ricken nach der Partie. „Wir dürfen natürlich nicht die ganze Saison vergessen, aber es war heute ein überragendes Statement“, befand der Ex-Profi. Damit konnte Ricken nur den zweiten Durchgang meinen, denn bis zur Pause reihte sich die behäbige Leistung von Dortmund in die zurückliegenden Krisen-Wochen ein.Der BVB agierte in den ersten 45 mutlos, langsam, kam selbst nicht in die gefährlichen Räume und konnte von Glück sagen, dass auch Sporting nicht in der besten Form daherkam. So wurde das Heimteam auch nur bei Distanzschüssen gefährlich. Dass Dortmund nach dem Seitenwechsel wie ausgewechselt wirkte, ist Kovač anzurechnen. „Ich war nicht in der Kabine, aber Niko muss die richtigen Worte gefunden haben. Wie wir aus der Kabine gekommen sind, als wäre eine Handbremse gelöst worden“, schätzte Ricken ein.Dortmund bietet Anschauungsmaterial zum Thema SelbstvertrauenAbwehrmann Nico Schlotterbeck, einer der besten BVB-Stars auf dem Platz, klärte nach dem Spiel auf: Kovač musste nicht laut werden, sondern analysierte mit seiner natürlichen Autorität sachlich, was Dortmund besser machen müsste. Sein Team verschob der Cheftrainer einige Meter nach vorn, plötzlich hatten die Schwarzgelben viel besseren Zugriff und sorgten mit Gegenpressing für Fehler der unerfahrenen Sporting-Truppe.Durch die veränderte Herangehensweise wurde die Qualität des BVB deutlich, der dann auch seine Routine in der Champions League zeigen konnte. Mit dem 1:0 durch einen Kopfball von Serhou Guirassy war der Widerstand von Sporting gebrochen. Was Selbstvertrauen auslösen kann, war in der Folge bei den Gästen zu sehen, die mit zwei weiteren herausgespielten Treffern das Tor zum Achtelfinale sperrangelweit öffneten.Der BVB feierte bei Sporting den ersten Sieg unter Neu-Trainer Niko Kovač.© IMAGO/Jose Manuel Alvarez ReyAn das Rückspiel gegen Sporting nächste Woche dachte aber schon kurz nach Abpfiff niemand mehr beim BVB. Schließlich hat die Champions League in dieser Saison schon oft den Ausweg aus dem tristen Bundesliga-Alltag geboten. Dort wartet mit dem VfL Bochum am Samstag ein kniffliges Auswärtsspiel bei einem Team, das ums Überleben im Oberhaus kämpft.BVB-Direktor Kehl fordert „ähnlich motivierte, couragierte, fokussierte Leistung“„Wir haben auch in der Hinrunde immer mal wieder Highlightspiele gehabt und gesagt, das ist die Benchmark und der Maßstab, an dem wir uns messen lassen müssen. Ganz wichtig ist jetzt: Es war ein gutes Spiel, ein top Spiel, aber wir müssen es abhaken. Jetzt ist wichtig, den Willen zu zeigen, das zu bestätigen“, forderte Ricken.Auch Sportdirektor Sebastian Kehl will keine Selbstzufriedenheit aufkommen lassen. „Es war nur ein erster Schritt. Wir müssen noch eine Menge Schritte machen in dieser Saison. Wir müssen zeigen, dass wir in der Bundesliga endlich wieder Siege einfahren. Ich erwarte eine ähnlich motivierte, couragierte, fokussierte Leistung, dann werden wir Bochum schlagen“, sagte der Ex-Kapitän des BVB.Ein Rückfall in Bochum wäre typisch für die BVB-SaisonEs wäre geradezu typisch für die Probleme von Dortmund in der laufenden Saison, wenn auf die starken zweiten 45 Minuten von Lissabon in Bochum ein Rückfall auf den Boden der Bundesliga-Tatsachen folgen sollte. Egal, was die Verantwortlichen sagen, die Truppe von Kovač muss gegen einen tief im Abstiegskampf steckenden Gegner Taten folgen lassen.Ein gutes Zeichen ist dennoch, dass alle Beteiligten den Fokus sofort nach vorn richteten und sich nicht zu sehr im Glanz eines deutlichen Auswärtssiegs auf der großen Bühne Champions League sonnten. Wenn der BVB die richtigen Schlüsse zieht, kann die Partie in Lissabon Ausgangspunkt einer Wende sein – mehr noch als die Erfolge gegen Schachtar Donezk und den 1. FC Heidenheim unter Interimscoach Mike Tullberg.„Wir haben dieses Jahr auch schon Spiele gewonnen, wo ich nicht mit einem guten Gefühl vom Platz gelaufen bin. Aber heute gehe ich mit einem guten Gefühl vom Platz“, glaubte auch Nationalspieler und Premieren-Torschütze Pascal Groß am Mikrofon von Amazon Prime Video daran, dass in der Halbzeitpause in Portugal womöglich der Schalter umgelegt wurde. Der Nachweis muss nun folgen.
Rubriklistenbild: © IMAGO/Jose Manuel Alvarez Rey



Source link