
„So ein paar Sonnenstrahlen tun einfach gut. Das merke ich selber an mir, das Vitamin D. Ich freue mich, das aufzunehmen“, sagte Alexander Blessin am Donnerstagnachmittag und blickte aus dem Pressekonferenzraum im Bauch des Millerntor-Stadions in den satt-blauen Hamburger Himmel. Der 51-Jährige war trotz zuletzt vier Bundesliga-Niederlagen am Stück gut aufgelegt – und half vielleicht auch deshalb nach, als die anwesenden Reporter bestimmte Themen nicht auf dem Schirm hatten.
Die Fastenzeit etwa. St. Paulis Trainer erinnerte vor dem Auswärtsspiel seiner Mannschaft beim VfL Wolfsburg am Samstag (15.30 Uhr/Sky live) daran, dass der muslimische Fastenmonat Ramadan begonnen habe – und das für gewisse Spieler in der Vorbereitung auf so ein Spiel natürlich Folgen habe.
„Das ist ein Thema, was nicht einfach zu bewerkstelligen ist. Wir haben auch ein paar Spieler, da sind sommerliche Temperaturen nicht das beste, wenn man die Woche über keine Möglichkeit hat, seinen Wasserhaushalt zu gewährleisten und die Energiespeicher zu füllen“, erklärte Blessin, der nicht zum ersten Mal in seiner Trainerkarriere mit den Auswirkungen des Ramadan auf Leistungssportler zu tun hat. Bei seiner vorherigen Station Union Saint-Gilloise trainierte der 51-Jährige letztes Jahr den ebenfalls praktizierenden Muslim Mohamed Amoura (24) – inzwischen beim kommenden Gegner Wolfsburg unter Vertrag (neun Saisontore/acht Vorlagen).
St. Pauli-Trainer Alexander Blessin (l.) und Wolfsburgs Mohamed Amoura arbeiteten in Belgien höchst erfolgreich zusammen.
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Keine Nahrung, vor allem aber wird beim Fasten keine Flüssigkeit zu sich genommen – bei den steigenden Temperaturen nicht ganz ohne, vor allem für Sportler. Unter anderem damit auch für Angreifer Elias Saad, der nach seiner langen Sprunggelenksverletzung in den vergangenen drei Spielen in der Startelf stand und jeweils 60 Minuten spielte.
St. Pauli-Trainer Blessin spricht über den Ramadan
Gegen Wolfsburg könnte der 25-Jährige zum Edeljoker werden, glaubt man Blessin: „Vielleicht ist es auch wieder eine Option, ihn von der Bank zu bringen.“ Das habe dann aber nicht nur zwingend mit Ramadan zu tun, sondern auch mit Saads Jokerqualitäten. „Wir wissen auch, dass er da natürlich ein Spiel verändern kann. Das ist in unseren Gedankengängen absolut ein Thema, dass man sagt, vielleicht ist es jetzt mal ganz gut, Druck herauszunehmen“, gewährte Blessin einen Einblick in seine Gedanken.
Erster Kandidat auf den vakanten Saad-Posten wäre Oladapo Afolayan, der in den vergangenen Wochen nicht über den Status des Ersatzspielers hinauskam und darüber „not amused“ ist.