
Am 1. Februar 2020 fegte ein Orkan über den 1. FC Union hinweg. In seinem ersten Startelf-Einsatz für Borussia Dortmund wirbelte der 19 Jahre junge Erling Haaland die Berliner Abwehr beispiellos durcheinander. Der Norweger erzielte zwei Tore und das Westfalenstadion bebte. „Erliiiing“, rief Stadionsprecher Norbert Dickel. „Haaaaaaaland“, brüllte die Gelbe Wand auf der Südtribüne.
Am Ende unterlag Union 0:5, bis heute ist es die höchste Niederlage für die Köpenicker in der Fußball-Bundesliga. Viel besser lief es aber auch in den folgenden Jahren nicht für die Berliner in Dortmund: Fünf Spiele, fünf Niederlagen, 5:17 Tore lautet die bittere Bilanz aus ihrer Sicht.
Während Union im Stadion An der Alten Försterei wie beim 2:1 im Hinspiel Anfang Oktober regelmäßig denkwürdige Siege gegen den BVB liefert, war auswärts bisher nichts zu holen. Die Chancen, in Dortmund endlich mal nicht als Verlierer vom Platz zu gehen, waren aber noch nie so groß wie an diesem Samstag (18.30 Uhr, Sky).
Mit Union hat das allerdings nur bedingt zu tun, auch wenn die Leistungskurve in den vergangenen drei Wochen leicht nach oben zeigt. Hoffnung macht vor allem die enorme Verunsicherung beim Gegner. Das Westfalenstadion ist aktuell weit von einer Festung entfernt. Nach sechs Heimsiegen in Folge zum Saisonstart blieb der BVB in der Liga daheim zuletzt fünfmal ohne Sieg. Der letzte Erfolg datiert vom 23. November.
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Zwar haben die Dortmunder unter der Woche gegen Sporting Lissabon unspektakulär, aber letztlich souverän das Achtelfinale der Champions League erreicht, die prekäre Lage hat sich durch die Entlassung von Nuri Şahin aber nicht entspannt.
Unter Niko Kovac wurden die ersten beiden Ligaspiele verloren, in der Tabelle liegt der BVB nur noch zwei Plätze vor Union und der Rückstand auf Platz vier beträgt bereits acht Punkte. „Wir sind zu Hause unter Zugzwang. Wir müssen gewinnen. Das wissen wir auch“, sagt Kovac. Das Abschneiden in Europapokalwochen spricht allerdings nicht für die Dortmunder. Nach Spielen in der Champions League schwächelt der BVB in dieser Saison bedenklich (ein Sieg, drei Unentschieden, fünf Niederlagen).
Steffen Baumgart interessiert sich für diese Art von Statistiken eher nicht, auch wenn sie für seine Mannschaft sprechen. „Wir können gerne sagen, was Dortmund alles nicht gut macht, aber ich sehe das ein bisschen anders“, sagt Unions Trainer. Er schaue nicht nur auf die Ergebnisse und der BVB habe immer noch eine sehr hohe Qualität. „Dass nicht alles glattgelaufen ist, gilt für beide Mannschaften“, sagt Baumgart.
Dortmund ist extrem verunsichert
Doch natürlich hat der 53-Jährige die vergangenen Spiele der Dortmunder genau analysiert und dabei sicher einige Schwächen entdeckt. „Er musste eine Mannschaft übernehmen, die verunsichert war“, sagt BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl über die schwierige Anfangszeit von Kovac.
Diese Verunsicherung äußert sich immer wieder in schlimmen Ballverlusten, wie etwa durch einen Fehlpass von Niklas Süle beim 0:2 gegen den VfL Bochum. Individuelle Patzer bringen die Dortmunder viel zu oft in die Bredouille. Offensiv mangelt es regelmäßig an Kreativität. „Sie haben Fehler gemacht, die ihnen sehr ins Kontor schlagen“, sagt Baumgart. „Wir müssen sie dahin bringen, dass sie Fehler machen, und das hat viel mit uns zu tun.“
Es muss viel passen, um nicht nur einen Punkt zu holen, sondern um zu gewinnen. Denn das ist das erklärte Ziel.
Steffen Baumgart, Union-Trainer
Unions Trainer fordert Mut von seiner Mannschaft und es ist nicht damit zu rechnen, dass sich die Berliner durchgängig am eigenen Strafraum verbarrikadieren werden. Das Pressing wird eine Schlüsselrolle einnehmen. Union braucht Zugriff, um nicht immer wieder einfach überspielt zu werden wie vor einer Woche in der ersten Hälfte gegen Borussia Mönchengladbach.
Die Berliner dürfen aber auch nicht zu forsch anlaufen. „Es muss defensiv wie offensiv viel passen“, sagt Baumgart. „Um nicht nur einen Punkt zu holen, sondern um zu gewinnen. Denn das ist das erklärte Ziel.“
Etwas Zählbares in Dortmund, das wäre ein Novum für Union – aber nicht nur für die Berliner. Ein Beteiligter geht am Samstag mit einer noch schlechteren Bilanz in Bundesligaspielen im Westfalenstadion in die Partie. Niko Kovac hat mit Eintracht Frankfurt, dem VfL Wolfsburg und Bayern München alle fünf Auswärtsspiele in Dortmund verloren – und ist als BVB-Trainer mit einer Heimniederlage gestartet.