
Es war einer der wenigen schönen Momente in diesen schwierigen Zeiten beim SV Werder Bremen: das Comeback von Keke Topp. Nach 98 Tagen Verletzungspause feierte der 20-jährige Angreifer während der 1:2-Niederlage gegen den VfL Wolfsburg seine Rückkehr auf den Rasen. Wer Topp in den vergangenen Monaten in den sozialen Netzwerken folgte, konnte sehen, wie hart er für diesen Moment gearbeitet hat – nicht nur in der Reha bei Werder, sondern auch mit seinem langjährigen und persönlichen Athletiktrainer Arne Greskowiak. „Keke und ich waren in der Zeit täglich in Kontakt, und er hat neben dem Werder-Programm ein zusätzliches Training von mir absolviert“, erklärt Greskowiak im Gespräch mit der Deichstube.
Beide kennen sich bereits aus Topps Zeit bei Schalke 04 – damals stellte Teamkollege Simon Terodde den Kontakt her. „Ein Verein mit einem Kader von 25 Spielern kann logischerweise nicht auf die individuellen Anforderungen jedes Einzelnen eingehen. Deshalb versuche ich, für Keke zusätzlich eine Art Motivator, Sparringspartner und Unterstützer zu sein.“ Der 40-Jährige ist Gründer der Agentur „ago.sport“, mit der er Spitzensportler und Teams betreut. Seine Erfolge sprechen für sich: 2023 verhalf er als Athletiktrainer der deutschen Basketball-Nationalmannschaft zum Weltmeistertitel, ein Jahr zuvor reichte es schon für die Bronze-Medaille bei der EM. Auch mit der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft durfte sich Greskowiak bereits über Silberware freuen. Seine Arbeit an der Seite von Athleten wie Keke Topp beschreibt er als ganzheitlichen Ansatz: „Mein Job umfasst vier Säulen: Training, Regeneration, Ernährung und Mindset. Ich bin nicht nur für den körperlichen, sondern auch für den mentalen Bereich zuständig.“
Große mentale Aufbauarbeit sei nach Topps Syndesmosebandriss im vergangenen November allerdings nicht nötig gewesen – im Gegenteil: „Jeder durchläuft nach einer Verletzung ein emotionales Tief. Aber bei Keke bewundere ich seine Hartnäckigkeit und Zielstrebigkeit.“ Um körperlich und mental nicht in ein Loch zu fallen, folgte der junge Stürmer einem speziellen Plan: „Gerade bei großen und kräftigen Athleten ist es in einer Verletzungspause wichtig, die Ernährung anzupassen, damit der Körperfett- und Muskelanteil konstant bleiben“, erläutert Greskowiak. Doch nicht nur bei der Ernährung wurde aufgepasst, sondern auch der Schlafrhythmus angepasst. „Wir hatten als Ziel gesetzt, dass er jede Nacht rund neun Stunden schläft, um seine Regeneration optimal zu unterstützen“, sagt der Athletiktrainer und erklärt: „Für einen jungen Spieler, der nicht im Wettkampfrhythmus ist, erfordert das eine gewisse Disziplin.“ Topps aktueller körperlicher Zustand zeige, dass sich der Aufwand gelohnt hat, betont Greskowiak: „Keke hat das überragend umgesetzt und sich während seiner Reha körperlich auf ein neues Level gehoben.“
Doch für den Athletiktrainer ist die Arbeit damit noch längst nicht abgeschlossen: „Es gibt im Sport keine Limits. Wir wollen Keke in den nächsten drei bis fünf Jahren auf ein noch höheres Level heben.“ Dabei sei es entscheidend, dass ein Spieler Menschen um sich hat, die ihn durch seine gesamte Karriere begleiten. „Mein Job ist es, ihn dabei zu unterstützen, glücklich, aber nicht zufrieden zu sein – denn wir wollen noch mehr. Läuft es gut, halte ich ihn auf dem Boden. Läuft es schlecht, leiste ich mentale Aufbauarbeit.“ Die Zusammenarbeit erfolgt dabei in enger Abstimmung mit Werder, insbesondere mit Reha-Trainer Marcel Abanoz. „Es geht nicht darum, ihm zu sagen, wie er seinen Job machen soll – sondern um ein gemeinsames Miteinander. Gerade junge Spieler profitieren davon, wenn sie eine zusätzliche Bezugsperson haben, die ein Auge auf sie wirft.“
Die letzten Monate haben schließlich gezeigt, wie schnell sich im Profifußball alles ändern kann: Noch vor seiner Verletzung erzielte Topp sein erstes Bundesliga-Tor in Gladbach (1:4) und bereitete den späten Siegtreffer von Oliver Burke gegen Holstein Kiel (2:1) mustergültig vor. Dann kam die Zwangspause. „Im Fußball geht es oft ums Momentum. Letztlich muss die eigene Performance mit dem aktuellen Momentum übereinstimmen“, erklärt Greskowiak. „Sollte das bei Keke der Fall sein, sehe ich wenige Athleten mit seinem Potenzial – sowohl mental als auch körperlich. Wenn es uns gelingt, ihn an sein Leistungsmaximum heranzuführen, dann traue ich ihm alles zu.“
Dass Greskowiak Spitzensportler auf ihr Maximum bringt, zeigen nicht nur die Medaillen seiner Teams. Auch Top-Athleten wie Basketball-Star Dennis Schröder und Eishockey-Größe Leon Draisaitl vertrauen ihm. Seit Oktober 2024 betreibt er zudem gemeinsam mit NBA-Star Moritz Wagner den Podcast „Kannst du so nicht sagen“. „Es ist ein Podcast für alle, die Spaß am Sport haben, aber auch etwas über das Mindset von Sportlern lernen möchten.“ Ein Treffen zwischen Keke Topp und Wagner, der als Kind großer Werder-Fan war, könnte bald folgen. „Dann brauchen wir nur noch ein sehr großes Werder-Trikot für Moritz“, sagt Greskowiak und lacht. Doch bis dahin bleibt für Topp und seinen Trainer noch viel zu tun. Denn: „Das Schöne ist, dass die eigentliche Arbeit erst jetzt richtig beginnt.“
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