
Am Ende ist Watzke zu sehr “Diplomat”, als dass er so eine harte Entscheidung trifft und Ricken, Kehl und Kovac vor die Tür setzt.
Da muss schon alles schief laufen und selbst dann wird es vermutlich keine Konsequenzen haben. Das kann ich mir einfach nicht vorstellen.
Aber nur das würde etwas ändern. In der Konstellation kann es eigentlich nicht mehr weitergehen. Aber wenn man hört, dass Watzke der Meinung ist, dass Sammer und Matthäus zwei der besten Analysten sind, dann bin ich mir mittlerweile bei Watzke nicht mehr sicher, ob er die Situationen noch richtig einschätzen kann.
Ich bin ein absoluter Befürworter seit der ersten Stunde von ihm. Für mich hatte jede seiner Entscheidungen bis drei, vier Jahre immer Hand und Fuß.
Leider habe ich dieses Gefühl verloren durch viele Interviews, etc. in den letzten zwei, drei Jahren.
Da sehe ich Watzke schon deutlich kritischer, auch wenn ich nicht jeder meiner Aussagen belegen kann, sie aber aus dem Kontext heraus für nachvollziehbar halte.
Watzke hinterlässt hier ein (in Teilen zurecht) positives Bild.
Aber wenn wir 100 Fans fragen, welche die wichtigste Personalie der letzten 20 Jahre beim BVB war, dann werden vermutlich 99 von ihnen Jürgen Klopp nennen. Mit ihm haben wir den Weg in die Spitzengruppe gefunden und ohne ihn hat man selbst in besseren Phasen das Gefühl, da fehlen sportlich einfach die letzten 10 Prozent.
Ja, Watzke hat Klopp geholt oder war mitverantwortlich und es wäre unfair, ihm diese Errungenschaft abzusprechen.
Diese Argumente kann man dann aber bei anderen Personalien auch umkehren. Watzke hat all die Trainer danach zumindest mitzuverantworten, er hat sicher nicht unerhebliches Mitspracherecht in der “Mentalitäts” und “Deutsche Nationalspieler” Strategie, sowie Rückholaktionen um Sahin oder Götze, die Instellation von Terzic, die teils unverständliche Trennung von Rose, um Terzic erneut zu installieren, Sahin als Co-, dann als Haupttrainer. Und nicht zuletzt schien er ebenfalls in die kürzliche Trainersuche um Rangnick und Kovac beteiligt zu sein, bei der man eigentlich nur eine Übergangslösung suchte und nun Kovac für 1 1/2 Jahre am Backen hat. Ebenso das Ricken-Experiment ist ihm mitzuverdanken, was indirekt auch in einer für mich total unverständlichen Vertragsverlängerung von Kehl mündete.
Selbst wenn man im Sommer einen harten Cut macht und sich von Ricken, Kehl, Sammer und Kovac trennt, dann hab ich kein gutes Gefühl, wenn es wieder Watzke sein wird, der den Laden dann wieder von der Pike auf neu zusammenstellt.
Ich lasse mich gern eines Besseren belehren. Aber mir geht es um Wahrscheinlichkeiten. Und wenn ich mir die teilweise haarsträubenden Entscheidungen der letzten Jahre so anschaue, dann beurteile ich die Wahrscheinlichkeit auf einen erfolgreichen U-Turn unter Watzke als nicht besonders hoch.