
Früher gingen Spiele zwischen den Topteams der Frauen-Bundesliga und dem Rest deutlich aus, nicht selten mit sieben oder noch mehr Toren Unterschied. Die Zeit eines solchen Wettschießens scheint vorbei: Am Sonntag verloren die Frauen des SV Werder in der Bundesliga nur mit 0:1 beim FC Bayern. Das Ergebnis war also knapp – und dennoch war Werder chancenlos.
Wenn man es positiv sehen will, haben die Bremerinnen über weite Strecken gut das eigene Tor verteidigt. Sieht man es objektiver, dann haben sie es nie geschafft, das gegnerische Tor zu bedrohen. Werder-Trainer Thomas Horsch wählte die positive Sichtweise, als er wenige Tage nach dem Weiterkommen im DFB-Pokal in Leverkusen sagte: „Wir haben uns am Ende der englischen Woche sehr achtbar aus der Affäre gezogen. Das Ergebnis geht in Ordnung.“ Er habe die Belastung seiner Spielerinnen etwas gesteuert und sei froh, dass alle unverletzt aus dem Spiel kamen.
Für die Bayern waren es drei wertvolle Punkte im Kampf um den Titel, zumal der VfL Wolfsburg wenig später deutlich gegen Verfolger Frankfurt gewann. Für Werder hingegen war es das zweite verlorene Ligaspiel in Folge nach dem 1:4 gegen RB Leipzig.
Ein Duell mit der langjährigen Werder-Kapitänin Michelle Ulbrich wurde es in München nicht: Die Abwehrspielerin kam nach ihrem Januar-Wechsel an die Isar bisher keine Sekunde im Bayerntrikot zum Einsatz, auch nicht am Sonntag gegen Werder.
Es war das erste Spiel der Bremerinnen nach dem Bekanntwerden des Trainerwechsels: Horsch möchte nach der Saison bei Werder aufhören, sein Nachfolger oder seine Nachfolgerin wird bereits gesucht. Sport-Geschäftsführer Clemens Fritz und Frauen-Abteilungsleiterin Birte Brüggemann haben mit der Trainersuche begonnen.
Das Spiel in München ist schnell erzählt. Nach 90 Sekunden hatte Werder noch Glück nach einem Kopfball der Bayern, nach 16 Minuten nicht mehr: Pernille Harder köpfte den Ball nach einer weiten Flanke am langen Pfosten ins Tor. Zehn Minuten später musste Werders Torfrau Livia Peng ihre Klasse zeigen, nach einem Schuss von Klara Bühl aus kurzer Distanz lenkte sie den Ball mit einem Reflex an die Latte. Bis dahin hatte Werder noch keine eigene Torchance verzeichnet, während die Gastgeberinnen auf eine höhere Führung drängten. Es wirkte phasenweise wie ein Trainingsspiel für die Münchnerinnen – mit viel Ballbesitz, vielen Pässen, vielen gewonnenen Zweikämpfen und der Möglichkeit, Spielzüge auszuprobieren. Was man Werder anmerkte: Kapitänin Lina Hausicke fehlte nach ihrer Roten Karte gegen Leipzig gesperrt.
Drei Wechsel zur Pause
Spannung gab es wegen des knappen Spielstandes: Bayern führte nur 1:0, ein genialer Spielzug oder ein Glückstor von Werder hätten alles verändern können. Aber: Weder das eine noch das andere hatten die Bremerinnen zu bieten – auch wenn Horsch zur Halbzeitpause dreimal wechselte und seine Offensive mit Maja Sternad, Sophie Weidauer und Emöke Papai neu sortierte. Ein offensives Aufbäumen entstand dadurch nicht. Es wurde ein Arbeitssieg der Münchnerinnen. Immerhin gab es eine schöne Randnotiz auf Bremer Seite: Maria Penner, 17-jährige Abwehrspielerin, feierte mit ihrer Einwechselung ihr Bundesligadebüt.
Jetzt folgt eine Länderspielpause, die deutsche Mannschaft spielt ohne Bremer Beteiligung in der Nations League in den Niederlanden und gegen Österreich. Einige Werder-Legionärinnen sind mit ihren Teams unterwegs. Das nächste Spiel in der Frauen-Bundesliga steht für Werder erst am 10. März an: das Montagsspiel gegen die TSG Hoffenheim (18 Uhr). Vorher sind Werders Blicke schon an diesem Montag auf die Auslosung des DFB-Pokals gerichtet. Ab 20.30 Uhr (live bei Sky) gibt es den Gegner fürs Halbfinale. Im Lostopf sind neben Werder die Bayern, Hoffenheim und Zweitligist Hamburger SV. Horsch: „Wir hoffen auf eine gute Auslosung und einen intensiven März.“
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