FC Bayern bezwingt Leverkusen in der Champions League:

FC Bayern bezwingt Leverkusen in der Champions League:


Manchmal helfen auch 196 Centimeter nicht. Matej Kovar, der lange tschechische Torwart von Bayer Leverkusen streckte und streckte sich, aber es reichte nicht: Kovar hatte sich verschätzt. Der Ball glitt durch seine Finger, plumpste gen Boden, landete aber nicht auf dem Boden. Sondern auf der Fußspitze von Jamal Musiala. Dann kullerte er ins Tor. Und weil dieses Spiel bis dahin gelaufen war, wie es gelaufen war, war in diesem Moment den meisten im Stadion klar: Der FC Bayern würde zum ersten Mal ein Spiel gegen Xabi Alonsos Leverkusen gewinnen.

Eine gute Stunde zuvor schwirrten viele kleine Fragen durch die Münchener Abendluft. Würden die Leverkusener die Münchener Spieler wieder so bedrängen, sie bis an deren Strafraum verfolgen, wie beim jüngsten Duell in der Bundesliga? Hatten die Bayern, hatte ihr Trainer eine Lösung ersonnen für all die Knobelaufgaben und Probleme, die ihm Xabi Alonso zweieinhalb Wochen zuvor im Leverkusener Stadtteil Küppersteg gestellt hatte? Konnten die Leverkusener gegen die Bayern noch einmal aufspielen wie eine große Fußballmannschaft gegen eine kleine? Oder würden die Bayern wieder Kontrolle gewinnen?

An diesem Abend jedenfalls war die Antwort klar: Die Mannschaft, die mit acht Punkten Vorsprung an der Spitze der Bundesliga-Tabelle steht, war die beste. Der FC Bayern München, der sich schon kraft seines Namens als beste deutsche Mannschaft versteht. Die Bayern gewannen das Spiel mit 3:0, sie bewegten sich ein großes Stück auf das Viertelfinale der Champions League zu. „Das war ein guter Schritt in die richtige Richtung. Die Hälfte des Jobs ist erledigt”, sagte Harry Kane bei DAZN.

Bayern übermannt Bayer

Die Bayern waren gedankenschneller, geladener an diesem Abend, sie gewannen Zweikämpfe im Mittelfeldzentrum, die sie vor zweieinhalb Wochen verloren hatten. Als Joshua Kimmich sich dort nach acht Minuten vom Boden abdrückte, um sich in ein Kopfballduell zu werfen, leitete das die bayerische Führung ein.

Michael Olise, der auf der rechten Seite an den Ball kam, sah, dass sich Piero Hincapie darauf konzentrierte, ihn nicht mit seinem linken Fuß Richtung Tor dribbeln zu lassen. Und deshalb tat er, was er sonst nicht oft tut: Er zog nach außen, um seinen rechten Fuß zu nutzen. Olises Flanke rauschte in den Strafraum, Harry Kane sprintete hin, erreichte den Ball vor dem verdatterten Nordi Mukiele und köpfte ihn ins Tor (9.).

Die Bayern in ihren cremefarbenen Trikots jubelten, die Männer in den schwarzroten Trikots waren konsterniert; ein wenig übermannt von den Bayern und dem frühen Rückstand. Und doch hätten sie ein paar Minuten später fast den Ausgleich erzielt, als Dayot Upamecano am eigenen Strafraum ein Rückpass missriet. Es war ein Glück für die Bayern, dass Frimpong der Leverkusener Spieler war, der den Ball als erster erreichte. Dass kein Stürmer an dessen Stelle gestanden hatte.

Xabi Alonso hatte die Mannschaft ähnlich aufgestellt wie in den letzten Spielen gegen die Bayern. Wieder hatte er auf seine zwei wuchtigen Mittelstürmer verzichtet und auf Agilität gesetzt: Auf Wirtz und Amine Adli, die den Gegner besser anlaufen, die so gut darin sind, die freien Räume zwischen den gegnerischen Verteidigern finden. Aber die Räume waren seltener frei an diesem Abend – und Florian Wirtz wurde sorgsam beobachtet, gar beschattet von Joshua Kimmich. Es dauerte eine halbe Stunde, bis Wirtz zu einem längeren Dribbling kam.

In dieser halben Stunde hatten die Bayern schon dreimal so oft auf das Leverkusener Tor geschossen wie im Spiel vor zweieinhalb Wochen, als die Leverkusener sie erdrückt hatten mit ihrem Pressing und ihren Ballstaffetten. Da war Jamal Musiala, der nach einer Ecke aus zwei Metern köpfen konnte – der Ball klatschte gegen die Latte. Da war Kingsley Coman, der nach einem kurzen, flinken Antritt knapp am kurzen Eck vorbeizielte. Da war Joshua Kimmich, der – ohne flinken Antritt, dafür mit noch etwas mehr Kraft im Fuß – aus der Distanz schoss und knapp am langen Eck vorbeizielte. Und immer, wenn Coman losspurtete, vorbei am unsicheren Nordi Mukiele, tönten angespannte, aufgeregte Rufe durch die Münchener Fußballarena. Da spürte jeder, dass Gefahr im Verzug war.

Leverkusener Fehler

Die Bayern waren an diesem Abend auch deshalb die beste Mannschaft, weil sie mit einer Energie spielten, als wollten sie der Welt ebendies beweisen. Musiala, der Ballkünstler, jagte Ball und Gegner hinterher, Joshua Kimmich beherrschte das Zentrum. Kurz vor der Halbzeit rannte Harry Kane nach hinten, um einen gegnerischen Angriff zu entschärfen. Dann behauptete er den Ball gegen drei Leverkusener Spieler, narrte sie tief in der eigenen Hälfte.

Dass dieses Spiel früh entschieden war, dass es am Ende so deutlich entschieden wurde, das lag an diesem Abend allerdings nicht nur an der Energie der Münchener. Sondern auch an den schwerwiegenden Fehlern der Leverkusener. Den ersten dieser Fehler machte Matej Kovar nach 53 Minuten. Es war der Fehler, auf den das 2:0 der Bayern folgte.

Den zweiten dieser Fehler machte Nordi Mukiele nach 61 Minuten. Er, der schon verwarnt gewesen war, lief Kingsley Coman hinterher, der mal wieder ein paar Schritte Vorsprung hatte. Und Mukiele drückte Coman, ohne in großer Not zu sein, den Schuh in die Wade. Leverkusen war zu zehnt, Leverkusen hatte noch eine halbe Stunde Verteidigungsarbeit vor sich.

Und so war es nicht allzu verwunderlich, dass die Bayern noch ein drittes Tor schossen. Es war das Resultat des dritten Fehlers, des Fehlers von Edmond Tapsoba. Der umklammerte nach 71 Minuten Harry Kane im Strafraum, und kurz darauf schoss Kane, der vom Elfmeterpunkt immer trifft, den Ball vom Elfmeterpunkt ins Tor.

Die Bayern spielten den Ball den Rest der Zeit um den Leverkusener Strafraum herum, sie sammelten noch ein paar Schüsse für die Fußballdatensammler, ein Treffer gelang ihnen nicht mehr – obwohl Joao Palhinha kurz vor den Ende das vierte Tor hätte erzielen müssen. Die kleine Wolke über dem Münchener Machtwerk war allein die Auswechslung von Manuel Neuer, der sich nach dem zweiten Münchener Tor das rechte Bein hielt und ausgewechselt werden musste. Der im Winter verpflichtete Jonas Urbig kam zu seinem Debüt.

„Es ist nicht vorbei, bis es vorbei ist“, sagte Xabi Alonso hinterher; ihm und seiner Mannschaft ist vieles zuzutrauen. Und dennoch erscheint der Rückstand vor dem Spiel, das am kommenden Dienstag in Leverkusen stattfindet, nach diesem Abend kaum einholbar. Erst recht, wenn die Bayern dann noch einmal allen beweisen wollen, dass sie die beste deutsche Mannschaft sind.

Musste runter: Neuer geht, Urbig kommt zum Debüt.
Musste runter: Neuer geht, Urbig kommt zum Debüt.EPA



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