
Borussia Dortmund hat mit einem offensiv leichtsinnigen Auftritt im Achtelfinale der Champions League gegen Lille nur ein Remis zustande gebracht. Der BVB trennte sich von den Nordfranzosen am Dienstag 1:1 (1:0). Dortmund musste die Partie mit einer schwereren Verletzung von Daniel Svensson bezahlen, der tief in der zweiten Hälfte nach einem Zweikampf mit einer Knieverletzung vom Platz musste.
Für viel Erleichterung bei den weiterhin angespannten Dortmundern sorgte der bärenstarke Karim Adeyemi, der mit einem Präzisionsschuss in der ersten Hälfte zum 1:0 traf. Zuletzt hatte man beim BVB zwei Erfolge in Serie gefeiert. Doch Ernüchterung stellte sich sofort wieder ein, als Hakan Haraldsson für den OSC Lille das 1:1 erzielte (68.). Die erhoffte Stabilisierung des Dortmunder Spiels gelang nur im ertsen Abschnitt, die zweite Hälfte brachte einen unerklärlichen Leistungsabfall.
Viel Präzision ließ Schwarzgelb ansonsten besonders in der Offensive stark vermissen. Jamie Gittens und Julian Brandt, beide von Trainer Niko Kovac von Spielbeginn an auf den Platz geschickt, litten unter mangelnder Matchpraxis. Abspielzeitpunkte wurden verpasst, Laufwege stimmten nicht, es holperte im ersten Spielabschnitt im Angriffsdrittel.
Dortmund defensiv bärenstark
Dafür aber lief es in der Abwehr der Gastgeber wie geschmiert. Lilles Stürmerstar Jonathan David und der jüngere Bruder von Kylian Mbappé, der 18-jährige Ethan, hatten beide keinen einzige Abschluss. Dafür sorgte allen voran Emre Can, der gleich in der neunten Minute mit einem beherzten Zweikampf gegen David die Dortmunder Fans verzückte.
Mit Viererkette gegen den Ball, mit einem aus dieser Kette offensiv herausrückenden Daniel Svensson, kontrollierte Dortmund das Spielgeschehen. Bei aller Übermacht im Mittelfeld: Vorne lief kaum etwas zusammen. In seiner besten Aktion steckte Gittens nach starkem Antritt auf Serhou Guirassy durch, dessen Schuss aber geblockt wurde (10.)
Standardaktion bringt die Führung
Die Hausherren konnten sich dann einmal mehr bei “Borussia Adeyemi” bedanken. Nach seinem überragenden Auftritt in der Bundesliga gegen den FC St. Pauli (ein Tor, eine Vorlage) holte der pfeilschnelle Rechtsaußen in der 20. Minute einen Eckball heraus: Julian Ryerson, von seinem Infekt genesen, brachte den Ball von rechts nach innen, Adeyemi lauerte an der Strafraumkante und verwertete den ursprünglich abgewehrten Ball per Flachschuss zur umjubelten Führung.
Weitere Großchancen für die Dortmunder blieben aber Mangelware: Ein Fernschuss nach einem explosiven Antritt von Nico Schlotterbeck strich links am Tor der Gäste aus Frankreich vorbei OSC-Keeper Lucas Chevalier wäre aber zur Stelle gewesen. Ein Tor vom ansonsten eher unauffälligen Pascal Groß nach einer weiteren Ecke in der Nachspielzeit wurde wegen einer Abseitsposition zurecht nicht gegeben. Wer hatte die Ecke übrigens herausgeholt? – Natürlich Adeyemi.
Lille nach der Pause stärker
Mit Beginn des zweiten Durchgangs zeigten sich die Gäste zielstrebiger und zweikampfstärker als im ersten Spielabschnitt. Mbappé und David kombinierten sich schön in den Strafraum der Gastgeber, aber der enorm fleißige Svensson blockte den Stürmer von Lille (53.).
Und plötzlich musste der VAR tätig werden: Nach einem Zweikampf mit Schlotterbeck ging David zu Boden – aber weder gab es einen Elfmeterpfiff noch im Nachgang eine Revidierung dieser Entscheidung des spanischen Schiedsrichters Jose Sanchez Martinez.
Haraldsson: Zuerst Scharmützel mit Ryerson und dann “Tor”
Weder Mbappe noch David rückten immer mehr in den Fokus des Spiels der Franzosen, sondern Hákon Haraldsson. Den stärker werdenden Isländer bekam Julian Ryerson kaum in den Griff, immer wieder gerieten die beiden Blonden aneinander, der Schiedsrichter zitierte die beiden Streithähne zu sich.
Aber Haraldsson blieb heiß – besonders in der 68. Minute: Zentral steckte David mit einem exakten Pass den isländischen Kollegen in die Tiefe, der im Fallen den Ball an Gregor Kobel vorbei ins Tor spitzelte.
Svensson verletzt raus
Teuer bezahlen muss der BVB sein Achtelfinal-Hinspiel möglicherweise mit einer schweren Verletzung von Daniel Svensson. Als Lilles André Gomes die Hacken des Schweden traf, kam der ins Trudeln und griff sich im Fallen sofort ans Knie. Seine Gesichtsmimik ließ schlimmes erahnen, die Kollegen Can und Schlotterbeck signalisierten sofort: Der Kollege braucht medizinische Betreuung und muss wahrscheinlich ausgewechselt werden (81.).
Zuvor hatte Schlotterbeck einmalstark gegen Matias Fernandez-Pardo geklärt, aber Dortmund kam nicht mehr in Spiel zurück. Der BVB gewann nur 33% der Zweikämpfe im zweiten Spielabschnitt, es gelang kein einziger Torabschluss mehr. Lille verdiente sich das Remis, Dortmund muss sich im Rückspiel steigern.