
Die Hoffnung war groß, gegen Borussia Dortmund den Turnaround zu schaffen. Zunächst sah es auch so aus, als könnte der FC St. Pauli seinen Negativtrend in der Fußball-Bundesliga stoppen. Am Ende aber stand eine 0:2-Heimpleite zu Buche, nach der man nicht so einfach zur Tagesordnung übergehen könne, wie Jackson Irvine hervorhob.
FC St. Pauli muss schnell Antworten finden
Früher hat er sich die Spiele immer noch einmal angeschaut, um sie zu analysieren, zu lernen und besser zu werden. „Für jemanden wie mich, der nicht mit dem ultimativen natürlichen Talent gesegnet ist, ist das auch der Grund, wieso ich es in meiner Karriere bis hierhin geschafft habe“, hat Jackson Irvine einmal erklärt. Nicht selten hat ihn die Selbstkritik um den Schlaf gebracht. Inzwischen versucht der Kapitän des FC St. Pauli schneller mit dem Geschehenen abzuschließen. Am Samstag aber machte der 31-Jährige deutlich: Die Heimpleite gegen den BVB einfach so abzuhaken, das ist nicht möglich.
Die Hamburger sind in der Bundesliga inzwischen seit fünf Spielen sieglos und warten seit nunmehr 430 Minuten auf einen Torerfolg. „Wir müssen Antworten finden“, betonte der sichtlich angefasste Australier. Es braucht Antworten auf die Fragen, warum Chancen nicht genutzt wurden, hinten einfache Fehler zu Gegentoren führten und wiederholt auf eine gute erste Halbzeit eine deutlich schwächere zweite folgte. Eine Erklärung konnte Irvine ad hoc nicht liefern, er werde sich das noch einmal anschauen müssen, sagte der 31-Jährige.
Jackson Irvine kündigt intensive Gespräche an
Das Spiel in seine Einzelteile zu sezieren, mache allerdings wenig Sinn. Das Gesamtbild sei frustrierend, sagte Irvine: „Wie wir Woche für Woche die Spiele durchrutschen lassen – vier Niederlagen in Folge, das geht nicht.“ An der Einstellung läge es nicht, betonte der Australier, man spiele mit ganzem Herzen. Aber in einzelnen Momenten sei es eben nicht gut genug.
Warum die Hamburger gegen den BVB nach der Pause keinen Zugriff mehr bekamen und wie schon eine Woche zuvor in Mainz schnell auf die Verliererstraße gerieten, konnte auch Irvine nicht erklären. „Wir wollten mit hoher Intensität aus der Kabine kommen und aggressiv bleiben. Wir haben es aber nicht geschafft, gute Pressingmomente zu finden und hatten einen wirklich schlechten Start. Das hat uns das Spiel gekostet.“
Gleichwohl wollte der Kapitän sich nicht allein auf die Partie gegen Dortmund versteifen. „Ich denke, es ist ein Tag, um das große Ganze zu betrachten und was es im Kontext unserer aktuellen Situation und der kommenden Spiele bedeutet.“
„Wir müssen schwierige Gespräche untereinander führen. Es kann ein kleiner Kniff sein, der etwas ändert.“
Jackson Irvine
Kapitän des FC St. Pauli
Die Hamburger seien stets gut vorbereitet, körperlich, taktisch, mental. Der Matchplan passe ebenfalls. „Aber vielleicht gibt es einen Grund dafür, dass uns etwas fehlt.“ Möglichst schnell gilt es herauszufinden, was das sein könnte. Dazu werde man sich in die Augen schauen und in einen offenen, ehrlichen Austausch gehen, wie der Kapitän ankündigte: „Wir müssen schwierige Gespräche untereinander führen. Es kann ein kleiner Kniff sein, der etwas ändert.“
Hängende Köpfe und Ratlosigkeit bei den Hamburgern nach der neuerlichen Pleite.
Foto: Valeria Witters

Alexander Blessin wirft seiner Mannschaft „Naivität“ vor
Im ersten Saisondrittel, als der Aufsteiger Lehrgeld bezahlte, hatten die Hamburger noch auf den Entwicklungsprozess vertraut. Inzwischen aber sind eher Rückschritte erkennbar. Vor wenigen Wochen noch hatte Trainer Alexander Blessin davon gesprochen, seine Elf trete reifer auf als zu Beginn dieser Spielzeit. Am Samstag attestierte er der Mannschaft eine gewisse „Naivität“.
Die gilt es schnell abzulegen, im Abstiegskampf wird der Druck zunehmend größer. Deshalb sei es jetzt wichtig, Klartext zu sprechen und Lösungen zu finden. Noch steht der Aufsteiger (15.) über dem Strich, hat vier Punkte Vorsprung auf den Relegationsrang und sechs auf den ersten Abstiegsplatz. Aber: „Die Dinge können sich sehr schnell ändern“, mahnte auch Irvine mit Blick darauf, dass die Saison in die entscheidende Phase geht und forderte etwas, für das es kein nächtliches Videostudium der letzten Auftritte braucht: „Wir müssen jetzt zehn Spiele um unser Leben spielen.“