Wird Wolfsburg zum Frankfurt 2.0?

Wird Wolfsburg zum Frankfurt 2.0?
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Leipzig. Wer sich mit der fünf Meter entfernt lauernden Bananenschale beschäftigt, latscht zielsicher rein. Wer vorm Elfmeter darüber nachdenkt, dass der Keeper ja ganz schön groß und das Tor ziemlich klein ist, verschießt. Wer vorm Risikopass in die Schnittstelle einen Fehlpass und den dazugehörigen Ärger beim Hinterherrennen vor Augen hat, rennt sogleich hinterher. Nennt sich im Fachjargon: Prophezeiungen, selbsterfüllende. Die stehen am Cottaweg seit dem Amtsantritt von Ralf Rangnick anno 2012 auf dem Index. Mit Negativ-Szenarien haben auch Rangnicks Erben nix am Hut. Ergo wird von Cheftrainer Marco Rose und Co. gar nicht erst angedacht, was passiert, wenn gegen Wolfsburg im Pokal-Viertelfinale (Mittwoch, 20.45 Uhr) und in der Bundesliga gegen Mainz 05 (Sonnabend, 15.30 Uhr) nicht obsiegt wird. Rose, 48, strahlt nach dem 2:2 gegen Heidenheim und vorm Gastspiel durchaus bissiger Wölfe zuversichtliche Entschlossenheit aus.

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Rose über ein Problem, das sich zwischen den Ohren aufhält: „Der Kopf spielt scheinbar eine große Rolle. Meine Aufgabe ist es, dort Überzeugung zu schaffen.“

Rose über Schlagzeilen, die sich mit seinem Arbeitsplatz beschäftigen: „Momentan spielen wir nicht die Sterne vom Himmel. Da ist es klar, dass Kritik und Fragen aufkommen. Das gehört zum Berufsbild. Das muss man aushalten können.“ Der Leipziger ist mit 120 Pflichtspiel-Einsätzen der Rekord-Trainer der Roten Bullen und von der stabilen Wende zum Erbaulichen überzeugt. „Wenn ich nicht daran glauben würde, sollte ich nicht mehr hier sitzen.“ Auf seinem Schemel bei der Pressekonferenz vorm Wolfsburg-Spiel. „Ich glaube daran, dass wir eine erfolgreiche Saison daraus machen können.“

Rose über den Charakter der Seinen: „Sie können und sie wollen. Es gab kein Spiel, in dem ich ihnen den Willen abspreche.“

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Rose über das Vorgehen gegen das kompakte und konterstarke Team von RB-Ex-Trainer Ralph Hasenhüttl (57, saß 83 mal auf der RB-Bank): „Wir müssen in allen Spielphasen intensiv sein, haben uns wieder etwas einfallen lassen.“ Dazu könnte ein, so Gott will, lohnenswerter Versuch mit dem bulligen Lutsharel Geertruida in der Mittelfeldzentrale gehören.

Mit Xaver Schlager wäre vieles besser

Zur Wahrheit dieser Saison gehört, dass die wechselnden RB-Besetzungen im so wichtigen Maschinenraum defensives Mittelfeld nur Bundesliga-Mittelmaß darstellen und mit diesen neuralgischen Positionen schrecklich viele Dinge stehen oder eben fallen. Dass ein fitter Xaver Schlager die ganze Leipziger Combo auf ein höheres Niveau heben würde, steht außer Frage. Rose: „Uns geht Xaver Schlager mega ab.“ Und: „Es sind oft Kleinigkeiten, die eine Mannschaft prägen.“

Wenn aus Kleinigkeiten Großes entsteht: Ein Schlager lässt die schweren Dinge einfach aussehen. Ein Schlager gewinnt brutal wichtige Zweikämpfe, hat einen siebten Sinn für Räume, Mit- und Gegenspieler, geht voran, reißt mit. Man darf ungestraft davon ausgehen, dass RB mit der Herz-Lungen-Maschine eine Handvoll mehr Punkte und zwei Hände voll weniger Probleme hätte. Und daran anschließend: Ist Rose daran Schuld, dass er keinen Sechser von internationaler Klasse hat? Hätte der Fußball-Lehrer im Winter ahnen können, dass ihm Schlager erneut ausfallen wird und auf adäquaten Ersatz pochen müssen?

RB Leipzig hatte mit Xaver Schlager eine Handvoll mehr Punkte und weniger Probleme.

RB Leipzig hatte mit Xaver Schlager eine Handvoll mehr Punkte und weniger Probleme.

Ohne Fans geht es am Mittwoch nicht. Rose: „Unsere Fans sind sehr wichtig – es geht nur zusammen. Wir haben den Anspruch an uns, sie glücklich zu machen. Gegen Heidenheim hat das Stadion nach einem unglücklichen Start sehr feinfühlig reagiert. Das hat gut getan und dazu geführt, dass wir zurückgekommen sind.“

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Gelingt RB Leipzig ein Frankfurt 2.0?

Prekäre Situationen hatten RB und Rose schon mehrere vor der Flinte. 2022/23 reist ein ins Schlingern geratenes RB Leipzig kurz vorm Saisonende zu bockstarken Freiburgern, rauscht sich dort am 2. Mai 2023 mit einem 5:1 ins DFB-Pokalfinale und feiert vier Tage später via 1:0-Kampfsieg in der Bundesliga im Breisgau die nahezu sichere Champions-League-Teilnahme. Ein anderes Beispiel datiert vom 4. Dezember 2024 und hat schicksalsträchtigen Anstrich. Wenige Tage nach dem Leipziger 1:5-Desaster gegen Wolfsburg landet der mächtige Frankfurter Adler zum Pokal-Achtelfinale in der Red Bull Arena. Breitbeinig, mit mächtigem Schnabel und Appetit. Ein Leipziger Pokal-Aus könnte auch das Aus für Marco Rose bedeuten. RB zieht sich zurück, belässt es bei einer untypisch kleinen Ballbesitz-Quote von 36 Prozent und siegt nach Klasse-Vortrag 3:0.

Gutes Omen? Rose stellt am Mittwoch Keeper Maarten Vandevoordt ins Tor. Das hatte er auch am 4. Dezember getan.

Und was sagt Roses Kollege Ralph Hasenhüttl vorm ewig jungen Pokal-Duell RB – VfL? „Wenn sich eine Chance bietet, müssen wir sie nutzen. Dann ist die Chance auch da, vielleicht eine Sensation zu schaffen.“ Sensation also. Ja, es gibt ihn mancherorts und völlig zurecht noch: Respekt vor den Roten Bullen.

LVZ



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