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Alles gegeben, über 60 Minuten lang gekämpft, den großen Favoriten HB Ludwigsburg an den Rand einer Niederlage gebracht und nur mit einem Tor Unterschied verloren. Trotz der sicherlich besten Saisonleistung. Zum Sieg in einem emotionalen und umkämpften Halbfinale des DHB Final4 in der Stuttgarter Porsche-Arena reichte es nicht. Mit 29:30 (10:13) unterlagen die Borussinnen gegen Ludwigsburg und treten nun im Spiel um Platz drei am Sonntagmittag (12:30 Uhr) gegen die HSG Bensheim/Auerbach an.
Der BVB zeigte durch die Bank enormen Kampfgeist, tolle Taktiktricks durch Henk Groener mit zwei Kreisläuferinnen oder der Manndeckung für Xenia Smits, starke Einzelleistungen durch Kelly Vollebregt auf Rechtsaußen, Dana Bleckmann als Antreiberin und Carmen Campos als Strippenzieherin. Allein der Sieg in einem Klassespiel war nicht drin. Den Unterschied machte am Ende eine überragende Ludwigsburger Torfrau Johanna Bundsen, die den winzigen Unterschied machte.
Am Ende konnte der Meister froh sein, den Sieg über die Zeit gerettet zu haben.
Eine Hiobsbotschaft musste Borussen-Coach Henk Groener bereits am Freitag verkraften. Die Grippe- und Erkältungswelle hatte auch beim BVB zugeschlagen. Und ausgerechnet Neuzugang Lois Abbingh erwischte es. Die Weltmeisterin und Champions League-Spielerin, die erst vor vier Wochen von Vipers Kristiansand in Norwegen zum BVB gewechselt war, musste zuhause bleiben. Nur gut, das beim BVB die Spanierin Carmen Campos Costa nach längerer Verletzungspause rechtzeitig wieder fit war.

Der Auftakt in der Stuttgarter Porsche-Arena verlief extrem hektisch. Der BVB erlaubte sich zwei leichte Fehler durch Deborah Lassource und Alicia Langer, die Ludwigsburg konsequent nutzte. Nach zwei Minuten trifft Veronika Malá nicht nur zum 2:1, sondern auch noch BVB-Torfrau Sarah Wachter mit der Schulter am Kopf. Nach nur zwei Minuten musste schon Tess Lieder auflaufen, Sarah Wachter kam nicht mehr ins Spiel.
Der BVB zeigte sich ganz anders als vor zehn Tagen bei der 29:40-Niederliga in der Bundesliga. Die Körpersprache war ein ganz andere. Der BVB spielte mutig, machte auch in der Abwehr die Räume dichter, haderte aber dennoch mit der schwachen Chancenverwertung und an der schwedischen Torfrau Johanna Bundsen.
Nach zehn Minuten führte Ludwigsburg schon mit 6:2. Nach 11:30 Minuten beim Stand von 7:2 für den Deutschen Meister musste Henk Groener bereits seine erste Auszeit nehmen. Das Manko des BVB wurde in der Folge offensichtlich. Während die Deckung stabiler wurde, waren die Probleme im Positionsangriffe nicht zu übersehen. Die Räume wurde nicht genutzt, die Zweikämpfe oft nicht gewonnen, die Chancen liegengelassen.
BVB kommt zurück in die Partie
Der Borussen-Coach brachte Carmen Campos auf Rückraum Mitte. Sofort kam mehr Tempo in die BVB-Offensive, eine absolute Bereicherung für das BVB-Spiel. Und Dana Bleckmann beendete die fast zehnminütige Torflaute mit dem Anschlusstreffer zum 3:7.
Nach 20 Minuten erzielte Kelly Vollebregt erst das fünfte BVB-Tor zum Zwischenstand von 5:9. Henk Groener reagierte und agierte fortan mit zwei Kreisläuferinnen, also mit Lisa Antl und Emma Olsson. Eine kluge Maßnahme. Dadurch wurde die Ludwigsburger Abwehr weiter zurückgedrängt, der BVB kam besser zum Wurf. Kelly Vollebregt verkürzte nach 25 Minuten auf 7:10. Der BVB war zumindest wieder auf Schlagdistanz dran und die rund 150 Dortmunder Fans in der Porsche-Arena feierten lautstark ihre Mannschaft.
Ludwigsburgs Trainer Cheftrainer Jakob Vestergaard spürte die Gefahr, die vom entschlossenen und mutig spielenden BVB ausging. Zumal der BVB nun mit Haruno Sasaki vor der Deckung agiert. Nach dem 8:11 durch die super kämpferische Emma Olsson hatte auch der Däne Gesprächsbedarf.
Zwei Minuten vor der Pause hätte der BVB sogar auf zwei Tore herankommen können. Leider aber traf Carmen Campos beim Siebenmeter nur die Latte. Es blieb beim Stand von 10:13 zur Pause. Für den BVB sicherlich ein Erfolg. Besonders die dreizehn Gegentreffer waren eine enorme Steigerung. Vor zehn Tagen beim 29:40 hatten die Schwarz-Gelben bereits 21 Gegentreffer kassiert – allerdings auch 14 erzielt.
BVB bleibt lange dran
Würde der BVB auch im zweiten Durchgang dieses hohe Tempo gehen können? Henk Groener blieb bei seiner 7:6-Variante mit zwei Kreisläuferinnen, gegen die Ludwigsburg keine Lösung fand. Wie man gegen Ludwigsburg erfolgreich sein kann, zeigte nach 60 Sekunden Alicia Langer, die eine perfekte Sperre von Lisa Antl nutzte und auf 11:13 verkürzte.
Es lag eine Sensation in der Luft. Doch mit Johanna Bundson hatte der BVB seine Probleme. In Minute 36 setzte Dana Bleckmann den dritten Siebenmeter neben das Tor. Die Chance zum 15:16-Anschlusstreffer war damit vergeben. Kelly Vollebregt war es dann, die von Außen trotz eines Fouls von Veronika Malá auf 16:17 (38.) verkürzte.
Innerhalb kürzester Zeit zwischen der 41. und 43. Minute zog Ludwigsburg dann auf vier Tore davon (22:18). Der BVB drohte den Anschluss zu verlieren, als Torfrau Johanna Bundsen den Ball über das Feld zum 24:20 ins leere BVB-Tor verwertete. Doch der BVB blieb dran, verkürzte durch Kelly Vollebregt auf 22:24, die sensationell starke Dana Bleckmann schaffte das 23:26, Carmen Campos das 24:26.
Die sogenannte Cruchtime eröffnete Deborah Lassource mit einem Siebenmetererfolg gegen Torfrau Johanna Bundsen zum 25:26 (53.). Doch Ludwigsburg hatte die bessere Bank. Zweimal setzte sich die eingewechselte Mareike Thomaier durch. Und als sie 90 Sekunden vor Schluss per Siebenmeter auf 30:27 erhöhte, war die Partie für den BVB verloren. Daran änderte auch der neunte Treffer durch Kelly Vollebregt zum 29:30 nichts mehr.
Die Stimmen zum Spiel
Dana Bleckmann: „Wir haben mit Herz und Leidenschaft gespielt. Wir können uns nichts vorwerfen. Wir waren immer wieder dran, haben dann aber auch ein paar individuelle Fehler gemacht. Nach dem schweren Start haben wir uns rangekämpft, der Glaube war da. Wir können stolz sein und haben eine ganz andere Vorstellung gezeigt als vor zehn Tagen und haben uns immer wieder rangekämpft.“
Tess Lieder: „Heute war für alles drin. Das macht es natürlich extra schade, wenn es dann nicht ausreicht. Heute hätten wir Ludwigsburg zum zweiten Mal schlagen können. So ein Halbfinale war schon fast das Finale. Ich bin einfach nur stolz auf die Mannschaft.“
Henk Groener: „Der Sieg war sicherlich verdient, da Ludwigsburg das gesamte Spiel geführt hat. Wenn auch nur knapp. Wir waren bereits mit vier Toren zurück, haben uns dann immer wieder rangekämpft, dabei noch Chancen ausgelassen und vier Siebenmeter verworfen. Ich denke, das macht den Unterschied, das ist bitter. Ich hoffe, dass wir uns in dieser Saison nochmal treffen, mal schauen, was dann drin ist. Für die Zuschauer war es sicherlich ein tolles Spiel.“
Aufstellung und Tore
BVB: Wachter, Lieder, Eckardt; Campos Costa (2), Kusian, Antl (3), Degenhardt, Van Maurik, Langer (3), Lassource (2/2), Sasaki, Husebo (2), Olsson (3), Vollebregt (9), Egeling, Bleckmann (5).