
Die Lage des SV Werder im Abstiegskampf der 2. Handball-Bundesliga der Frauen bliebt kompliziert – aber sie ist weiterhin nicht aussichtslos. Durch das 22:22 am Sonnabend bei der HSG Bad Wildungen verpasste die Mannschaft von Bremens Interims-Trainer Patrice Giron zwar einen Befreiungsschlag in diesem Vier-Punkte-Spiel, andererseits holte Werder damit den ersten Auswärtspunkt der Saison – ein Zähler, der in der Endabrechnung noch wichtig werden könnte. Bitter: Werder führte zur Halbzeit verdient mit fünf Toren (12:7), brachte das aber nicht ins Ziel.
So ist die Lage im Keller: Werder steht mit acht Punkten auf dem vorletzten Platz, hat aber noch ein Nachholspiel. Für die Grün-Weißen stehen noch elf Spiele aus, es gibt also noch 22 Punkte zu holen und damit genügend Möglichkeiten, den erstmaligen Abstieg nach dem Aufstieg vor zehn Jahren zu verhindern.
Das macht Mut: Die Mannschaft spielt seit dem Trainerwechsel einen völlig anderen Handball, mit mehr Tempo, mehr Teamgeist und mehr Aktionen im Rückraum. Es wirkt, als hätte Giron Blockaden bei den Spielerinnen gelöst. Der Trainer geht auch jetzt mit positivem Denken voran: „Wir haben auswärts in der ersten Halbzeit nur sieben Gegentore zugelassen, das ist selten in dieser Liga. Unsere Halbzeitführung war nach einer tollen Hälfte auch in der Höhe verdient. Und obwohl Bad Wildungen in der letzten Minute mit 22:21 in Führung lag, haben wir vor diesem Heimpublikum weiter dagegengehalten und sind nicht leer ausgegangen.“
Das macht Probleme: Primär der Kopf. Wieder hatte Werder deutlich geführt, wieder sorgten eine offensive 3-3-Deckung des Gegners und Zeitstrafen dafür, dass die Führung bröckelte. In solchen Phasen fehlt es an Leitfiguren auf dem Feld, um die Nerven und den Überblick zu behalten – im Jahr ein nach der herausragenden Spielmacherin Denise Engelke ist das ein anhaltendes Thema. Die freien Fehlwürfe sind unverändert zu hoch: Werder wirft in manchen Spielabschnitten mehr komplizierte Tore als einfache. Andersherum wäre es für den Spielstand und das Selbstbewusstsein besser.
Die Lernkurve: Die Abwehr arbeitet deutlich stabiler. Das sonst so starke Spiel von Bad Wildungen über den Kreis konnte Werder zum Beispiel komplett stoppen, „das haben sich die Mädels im Training gezielt erarbeitet“, lobt Giron. Andererseits verursachte Werder in der Abwehr neun Siebenmeter und bekam selbst nur einen. Clever mit Heimschiedsrichtern umgehen zu können, wenn man sie schon ertragen muss, das könnte also noch gelernt werden.
Schlüsselspieler für den Abstiegskampf: Werder wird starke Torwart-Leistungen brauchen, um enge Spiele zu gewinnen. Deshalb ist es gut, dass Wioleta Pajak und Yasmin Friesen gegen Bad Wildungen nun wieder stark waren. Vorher war das phasenweise anders. Zudem muss sich Naomi Conze im Rückraum mehr zutrauen: Wenn sie mit Tempo zum Tor und ins Eins-gegen-eins geht, ist sie in dieser Liga kaum zu stoppen und kann den Unterschied ausmachen.
Die Perspektive: Giron arbeitet zweigleisig. Die Chance auf den Ligaverbleib ist gegeben, andererseits ist es dem Trainer wichtig, dass Werder im Falle eines Abstiegs nicht komplett neu aufbauen muss. Die Spielerinnen sollen Lust auf Handball und auf Werder haben, dafür steht er mit seinem positiven Denken. Giron über die Saison hinaus in einer Funktion im Werder-Handball zu halten, könnte eine Überlegung wert sein, wenn er das denn wieder will. Er war schon einmal Sportlicher Leiter. Im wichtigen Nachholspiel empfängt Werder am Freitagabend (19.30 Uhr) HSV Solingen.
SV Werder: Pajak, Friesen – Conze (2), Schumacher (1), Probst (1), Becker (3), Häberle (4), Bergmann (4), E. Ruwe (2), L. Ruwe (3), Zemke, Thorn (1), Albert, Birk, Rode (1/1)
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