fussball.news1. BundesligaBorussia DortmundStand: 14.02.2025, 04:45 UhrVon: Lars PollmannDruckenTeilenBeim Triumph des BVB in Portugal stach Serhou Guirassy hervor. Neben den Lobliedern auf den Stürmer gibt es jedoch auch Tadel.Dortmund – Borussia Dortmund steht nach dem überraschend deutlichen 3:0-Sieg in der Champions League bei Sporting in der Bringschuld: Schon zu oft ist der BVB in dieser Saison an dem Vorhaben gescheitert, aus einem Erfolgserlebnis eine echte Trendwende abzuleiten. Am Samstag muss die Elf von Niko Kovač beim VfL Bochum nachlegen.Dass dabei die Hoffnungen nicht zuletzt auf Serhou Guirassy ruhen, liegt auf der Hand. Der Stürmer überragte in Lissabon mit einem Kopfballtor zur Führung sowie einer Traumflanke auf den erstmaligen BVB-Torschützen Pascal Groß zum 2:0. Die UEFA ernannte Guirassy zum Man of the Match, es hagelte Lobeshymnen für den Nationalspieler von Guinea.Serhou Guirassy hat bereits einen Vereinsrekord beim BVB egalisiertDie scheinen durchaus berechtigt. Immerhin führt Guirassy die Torschützenliste der Champions League nach neun Einsätzen mit zehn Treffern an. Damit hat der Sommereinkauf vom VfB Stuttgart schon jetzt mehr Tore erzielt als die Topschützen der vergangenen Spielzeit: Harry Kane vom FC Bayern und Kylian Mbappé, damals noch bei Paris Saint-Germain, teilten sich den Bestwert mit je acht Treffern.Mehr noch: Guirassy egalisierte mit seinem Kopfball am Dienstagabend einen BVB-Vereinsrekord. Zehn Treffer in einer Champions-League-Saison waren bisher nur Robert Lewandowski und Erling Haaland gelungen. Durchaus bemerkenswert, dass Guirassy in die Fußstapfen dieser Topstürmer bisher vor allem auf der europäischen Bühne getreten ist. In der Bundesliga sind seine neun Tore nach 18 Partien eine ordentliche, aber keine Überflieger-Quote.Eine konkrete Erklärung für diesen Split gibt es beim BVB derzeit nicht. „Er ist ein extrem wichtiger Spieler für uns, nicht nur in der Champions League, sondern auch in der Bundesliga“, wollte Lars Ricken dieses Guirassy-Thema in Portugal nicht aufkommen lassen. „Die letzten Wochen waren auch für ihn keine einfache Zeit, sich dann so im wahrsten Sinne des Wortes herauszukämpfen – das 1:0 war überragend“, schwärmte der Sportchef.Kovač von Guirassy beeindruckt: „Das ist schon à la bonne heure“Auch Trainer Niko Kovač reihte sich in die Lobeshymnen ein. „Das ist ein Ausnahmestürmer“, sagte der Kroate bei Amazon Prime Video zu Guirassy. „Er hat eine super Entwicklung genommen. Das ist schon à la bonne heure.“ Klar, dass Kovač genau auf die Belastung des 28-Jährigen schaut. Weil Guirassy der einzige waschechte Mittelstürmer im Kader ist, ist er seit Monaten ein absoluter Vielspieler. „Ich überlege immer, ob ich ihn in den letzten Minuten rausnehme, weil er am Anschlag spielt“, sagte Kovač.Weil sich der BVB in der Bundesliga so ein tiefes Loch gebuddelt hat, ist jedoch kaum denkbar, dass Guirassy allzu bald eine Pause erhält. An einem gewissen Punkt wird sie sich nicht mehr vermeiden lassen, um den vielleicht wichtigsten Spieler im Kader bei Gesundheit zu halten. Viele BVB-Fans würden sich dabei wünschen, dass Guirassy nicht nur eine Atempause erhält, sondern auch eine Denkpause.BVB-Star Serhou Guirassy sah in Frankfurt nach einer Schwalbe Gelb wegen Meckerns. © IMAGO/Harry Langer/DeFodi ImagesDenn bei aller Freude über die sportlichen Leistungen des Angreifers gerade in der Champions League gibt es auch berechtigte Kritik an Guirassy. Seine Fallsucht wird zum immer größeren Ärgernis im Umfeld des BVB. Auch in Lissabon suchte der Stürmer bei kleinsten Berührungen den Bodenkontakt, um Freistöße oder gar einen Elfmeter zu schinden.Guirassy tritt beim BVB als ‚Schwalbenkönig‘ aufKurz vor der Halbzeitpause sank Guirassy nach minimalem Kontakt mit Sporting-Verteidiger Ousmane Diomandé, der beim FC Bayern als Neuzugang gehandelt wird, hernieder. Der umsichtige norwegische Schiedsrichter Espen Eskas machte sofort klar, dass es für diesen billigen Versuch keinen Strafstoß geben konnte. Guirassy selbst war es wohl peinlich, jedenfalls sparte er sich das übliche Lamentieren und entschuldigte sich offenbar gar bei den Gegenspielern mit dem Hinweis, er sei gestolpert und wolle gar keinen Pfiff für sich beanspruchen.Wenn es sich dabei um einen Einzelfall handeln würde, könnten Fans darüber hinwegsehen. Jedoch haben Schwalben bei Guirassy längst Methode. Im Dezember fiel Schiedsrichter Harm Osmers beim Spiel des BVB gegen die TSG Hoffenheim (1:1) zunächst auf den Täuschungsversuch von Guirassy rein, der Videobeweis sorgte in diesem Fall für Gerechtigkeit und entlarvte den Dortmunder ‚Schwalbenkönig‘.Einen Aufreger sahen zumindest diejenigen, die es mit dem BVB halten, auch bei der Niederlage gegen Eintracht Frankfurt im Januar (0:2). Da wurde Guirassy von Verteidiger Arthur Theate leicht gehalten, ging aber mit einer Theatralik zu Boden, als sei seine Schulter aus dem Gelenk gerissen worden. „Die Entscheidung, keinen Strafstoß zu geben, ist für uns korrekt“, schätzte Schiri-Sprecher Alex Feuerherdt gegenüber fussball.news, dem Fußball-Portal von IPPEN.MEDIA ein.Die Schiedsrichter schauen genau auf Dortmund-Star Guirassy „Es gibt zwar ein kurzes, leichtes Halten, das aber nicht ursächlich dafür ist, dass Guirassy zu Boden geht. Impuls und Wirkung passen insoweit nicht zusammen“, erläuterte Feuerherdt. Weil sich derartige Szenen beim BVB-Stürmer häufen, übrigens nicht nur im Strafraum, sondern etwa auch bei handelsüblichen Luftduellen im Mittelfeld, haben die Schiedsrichter sicher ein genaues Auge auf Guirassy.Der „Ausnahmestürmer“ des BVB muss aufpassen, dass er die Unparteiischen nicht zu sportlichen Vorurteilen anstiftet, die nur menschlich wären. Man möchte Guirassy an die Fabel vom Hirtenjungen und dem Wolf erinnern, die aus der Antike stammt und dem griechischen Dichter Äsop zugeschrieben wird.Auch BVB-Kollege Karim Adeyemi hatte zweifelhaften RufIn der Fabel brüllt ein Hirtenjunge wiederholt, dass seine Schafsherde von Wölfen angegriffen werde. Die ihm zur Hilfe eilenden Dorfbewohner bemerken jedoch stets schnell, dass sich der Junge die Wölfe nur ausgedacht hat. Eines Tages wird die Herde tatsächlich angegriffen, doch die Rufe des Hirten verhallen, weil sich das Dorf nicht mehr von einem Jungen veräppeln lassen mag.Übertragen auf den Fußball: Wenn Guirassy so weitermacht, wird ihm eines Tages ein Strafstoß verwehrt bleiben, den es eigentlich geben müsste. Dass auch der Videobeweis nicht immer hilft, weiß der BVB nicht zuletzt wegen eines Auswärtsspiels in Bochum – 2023 blieben der Pfiff von Schiedsrichter Sascha Stegemann und der Eingriff aus dem ‚Kölner Keller‘ nach klarem Foul an Karim Adeyemi aus. Auch der Außenstürmer hatte in der Vergangenheit schon den Ruf weg, viel zu schnell zu Boden zu gehen.
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