Warum Keeper Marius Müller ein schmerzhaftes Geheimnis

Warum Keeper Marius Müller ein schmerzhaftes Geheimnis


Wolfsburg. Dieser Mann ist ein echter und kerniger Kerl. 1,92 Meter groß, 85 Kilogramm schwer, ein Händedruck wie eine Schraubzwinge. Nerven? Kennt er nicht. So einen kann offenbar wenig bis nichts umhauen. Oder gibt‘s da doch doch etwas, so eine Art weiche, vielleicht sogar sensible Seite? Als Schiedsrichter Felix Brych im Weserstadion abpfiff, der 2:1-Sieg im Sack war, marschierten die Spieler des VfL in eine Richtung – in die ihres Keepers. Sie wussten, bei wem sie sich zu bedanken hatten für den eminent wichtigen Dreier bei Werder, dem Big-Point-Sieg, der den Wolfsburger Fußball-Bundesligisten weiter träumen lässt von der Rückkehr ins internationale Geschäft.

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Der 31-Jährige hatte die Gastgeber mit gut einem halben Dutzend gewaltiger Paraden zur Verzweiflung gebracht, man konnte sogar den Eindruck gewinnen, dass die Mauer Müller an diesem Samstagnachmittag nicht zu bezwingen war. Dass Mitchell Weiser es dann am Ende doch noch gelang – geschenkt. Der einstige Schalker, von den eigenen Kollegen gefeiert, musste dann noch ein Bad nehmen vor der Gästekurve, die Wolfsburger Anhänger huldigten die Leistung ihres Keepers mit stimmungsvollen Sprechchören, die dazu führten, dass der Profi ein gekonntes Tänzchen auf den Rasen legte.

Gegen Frankfurt brach er sich den kleinen Finger

„Es tut gut, solche Momente zu erleben“, sagte er bescheiden, „ich will es einfach nur genießen. Ich genieße jeden Augenblick, jede Sekunde und jedes Training“, beschrieb er sein Seelenleben. Die Nummer 2 der Wolfsburger war gegen Bremen die große Nummer. Und das war keine Selbstverständlichkeit. Ganz nebenbei: Als er in den Katakomben der Arena stand, zeigte er seine linke Hand. Über den kleinen Finger hatte Müller einen blauen Gummiüberzug. Dann sagte er mit einem Schmunzeln: „Den habe ich mir bereits gegen Frankfurt gebrochen.“ Dann huschte ein kurzes Lächeln über sein Gesicht. „Den brauche ich nicht, um Bälle zu halten.“

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„Ich bin ein Spieler, der das Große und Ganze sieht“

Nun hat Trainer Ralph Hasenhüttl nach eigener Aussage ein „Luxusproblem“. Seine Nummer 2 hält wie eine Nummer 1. Was passiert mit der Nummer 2, wenn die Nummer 1, Kamil Grabara, nach seiner Muskelverletzung wieder zurückkommt? Setzen Sie sich dann wieder brav auf die Bank, Herr Müller? Der Keeper legte eine kleine Denkpause ein, dann sagte er. „Netter Versuch. Den müssen Sie auch machen. Ich bin jetzt einfach happy, was kommen wird, wird man sehen. Ich bin ein Spieler, der das große Ganze sieht.“ Außerdem sei das „sowieso nicht meine Geschichte“. Soll heißen: Der Ball liegt nun bei Hasenhüttl.

„Marius bleibt die Nummer 1 B. Nummer 1 A bleibt Kamil, er hat uns in dieser Spielzeit auch bereits einige Spiele gewonnen und bewiesen, dass er eine klare Nummer 1 ist.“

Ralph Hasenhüttl

VfL-Trainer

Auch sein Trainer hatte bereits geahnt, dass die Frage nach der Rangfolge im Wolfsburger Tor kommen könnte. Und hatte die klare Replik bereits parat. Grabara, sollte er wieder zurückkehren, zum Beispiel bereits in der kommenden Partie gegen Aufsteiger FC St. Pauli, bleibt die Nummer 1, Müller muss dann wieder zurück auf die Bank. Aber seine Entscheidung verpackte der Österreicher hübsch mit einem Schleifchen. „Marius bleibt die Nummer 1 B. Nummer 1 A bleibt Kamil, er hat uns in dieser Spielzeit auch bereits einige Spiele gewonnen und bewiesen, dass er eine klare Nummer 1 ist.“ Dann betonte der 57-Jährige, dass er unglaublich happy darüber sei, dass er zwei so „außergewöhnliche“ Torhüter und er auch auf den andere Positionen gute und hochklassige Alternativen habe, die ihn dazu befähigen würden, verletzungsbedingte Ausfälle wie die des Kapitäns Maximilian Arnold gut auffangen zu können. Nicht ganz unwichtig im Endspurt der Liga, schließlich will Grün-Weiß das große Ziel Rückkehr ins internationale Geschäft mit aller Macht schaffen. Das kann aber nur – siehe Müller – gelingen, wenn personelle Ausfälle nicht zu einem Leistungsabfall führen.

Und wenn dann auch noch so ein geerdeter und bescheidener Typ wie der Mann, den Doppelpacker Patrick Wimmer als „noch verrückter als ich“ bezeichnete, dafür sorgt, dass der VfL Spiele gewinnt, klingt das gut bis wunderbar.

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Apropos wunderbar: Dass Hasenhüttl seinen Jungs nach dem hart erkämpften Sieg zwei freie Tage kredenzte, gehört in diese Kategorie und wird Folgen haben. Denn Müller kündigte an, sich ins bunte Karnevalstreiben stürzen zu wollen, vielleicht sogar in der Hochburg Köln. Als was er sich denn verkleiden würde, wollte er dann allerdings nicht verraten. Das sei sein großes Geheimnis, sagte er. Vielleicht kramt Müller aus seiner Kostümkiste ein Superman-Trikot raus – das würde perfekt passen zu seinem Auftritt am Samstagnachmittag in Bremen.

AZ/WAZ



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