
Nichtsahnend und enttäuscht stand Justin Njinmah am Anstoßpunkt, soeben hatte der SV Werder Bremen in Freiburg das 0:3 kassiert. Die Sache mit dem Auswärtssieg hatte sich früh erledigt. Und ehe sich der Angreifer versah, eilte auch schon Mittelfeldspieler Romano Schmid auf ihn zu und erklärte ihm ein paar Takte. Untermalt wurde die unmissverständliche Ansage mit deutlichen Gesten – kurzum: Schmid war so gar nicht zufrieden mit dem Verhalten Njinmahs auf dem Platz. Nun dürfte genau diese Szene eine derjenigen gewesen sein, die Trainer Ole Werner nach der 0:5-Abreibung scharf kritisierte. Der 36-Jährige hatte ungewohnt offen angeprangert, dass die Werder-Profis aktuell lieber die Schuld bei einem Nebenmann und nicht bei sich selbst suchen. Für die ohnehin schon poröse Teamchemie ist das nicht gerade förderlich. Wenn die Mannschaft aktuell etwas zu einen scheint, dann die Tatsache, dass sie geschlossen unter ihren Möglichkeiten bleibt. Das gilt somit nicht nur, aber eben auch für den gescholtenen Justin Njinmah.
Nnjinmah benötigt nach überstandenen Verletzungen noch Zeit
Der 24-Jährige kann an richtig guten Tagen ein Sieggarant für die Bremer sein. Ein Unterschiedsspieler, der den Gegner mit seinen Qualitäten vor erhebliche Probleme stellt. In der Sportwelt wird in solchen Fällen ganz gern etwas martialisch von einer „Waffe“ gesprochen. Werders Nachteil ist, dass diese – um im Bilde zu bleiben – derzeit nicht scharf schießt. Njinmah arbeitet nach seinen überstandenen Verletzungspausen eifrig, doch zu oft laufen seine Aktionen ins Leere. Bei der Jagd nach seinem einstigen Leistungsvermögen will er mitunter zu viel, holt sich beim Sprint mit dem Kopf durch die Wand oft eine blutige Nase. „Er hat nie so richtig seinen Rhythmus gefunden, nie die hundertprozentige Form gehabt“, erklärt Clemens Fritz als Werders Fußball-Chef. „Uns war schon klar, dass er ein bisschen braucht und sich auch nicht zu sehr unter Druck setzen darf, aber er muss auch weiter arbeiten. Das ist unser Anspruch an ihn.“
Immer in der Hoffnung, dass die Leichtigkeit irgendwann wieder Einzug in sein Spiel hält. Und der Kopf sich am besten gar nicht mehr meldet. Anders als derzeit. „Es ist ganz normal, dass du dir als Spieler Gedanken machst, wenn es nicht so gut läuft“, meint Fritz. „Du fängst an zu überlegen – und das sind dann halt diese Hundertstel, die dir im Spiel fehlen. Du denkst plötzlich, dass du es letzte Woche vielleicht so gemacht hast und heute dann mal andersrum, obwohl die andere Bewegung anders als in der Vorwoche dieses Mal die bessere wäre.“ Unter dem Strich steht sich ein Spieler so selbst im Weg. Umso wichtiger ist für Clemens Fritz: „Du darfst dich nicht selbst runterziehen. Du musst es auch positiv angehen.“ Nur aktuell ist das gar nicht so einfach. Schließlich hängt Werder komplett durch – nicht nur Justin Njinmah.
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