
Wolfsburg. Am Samstag erst hatte Mohammed Amoura bewiesen, dass er ein Unterschiedspieler ist. Beim 2:1-Big-Point-Sieg des VfL beim VfB Stuttgart waren ihm ein Tor und eine Torvorlage gelungen. Zwei Tage hatten der algerische Nationalspieler und seine Teamkollegen danach frei bekommen. Als die Profis des Wolfsburger Fußball-Bundesligisten nun mit der Vorbereitung fürs Bochum-Heimspiel am Samstag loslegten, brauchte es nicht lange, bis Amoura wieder in Torlaune war. Beim öffentlichen Training knipste er per spektakulärem Flugkopfball und setzte zu mehreren Fallrückziehern an. Sogar mit dem Hinterkopf versuchte er zu treffen – ein bisschen so wie die einstige deutsche Sturm-Legende Uwe Seeler bei der WM 1970. „Wenn er Richtung Sechzehner und Strafraum loszieht, sieht er meistens keinen mehr“, lobte VfL-Kapitän Maximilian Arnold seinen Teamkollegen Amoura bei der At-Broski-Fußball-Talkshow. Amoura hat sich in die Notizblöcke europäischer Top-Klubs geballert, in der Berater-Szene geht man längst davon aus, dass der VfL im Sommer einen dicken Deal mit Amoura machen kann – und vielleicht auch wird.
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Arsenal, Liverpool und die Manchester-Klubs haben ihn im Visier
Amouras Vertrag läuft zwar noch bis 2029, das ist fast eine Ewigkeit. Das bedeutet allerdings wenig bis gar nichts, wenn ein europäischer Top-Klub seine Angel auswirft. Manager Peter Christiansen hat im letzten AZ/WAZ-Interview den Spieler als unverkäuflich markiert. „Wir wollen mit Mohammed hier in Wolfsburg gemeinsam etwas aufbauen.“ Aber er wird auch ahnen, dass es Super-Angebote für Amoura geben wird …
Was ist er wert? Wenn man sich in der Spielerberater-Szene umhört, auf jeden Fall deutlich mehr als die 22 Millionen Euro, auf die ihn transfermarkt.de beim Marktwert gerade taxiert. Transfer-Experten rechnen mit 50 Millionen Euro bei einem Wechsel im Sommer – was auch daran liegt, dass die gehandelten Interessenten wirtschaftlich besonders potent sind. Neben dem FC Arsenal sollen auch der FC Liverpool und die beiden Manchester-Klubs United und City den pfeilschnellen Offensivmann für die neue Saison im Visier haben.
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„Wenn er Richtung Sechzehner und Strafraum loszieht, sieht er meistens keinen mehr.“
Maximilian Arnold
VfL-Kapitän
Klar ist: Der Marktwert wird steigen, je häufiger Amoura glänzt und je mehr Interessenten es gibt. Für die Wolfsburger würde dies die Verhandlungsposition bei den Gesprächen mit einem potenziellen neuen Klub des Algeriers gehörig verbessern – zumal sie ihn nicht verkaufen müssen. Beim VfL sind die Bosse um Manager Christiansen und Sportdirektor Sebastian Schindzielorz darum noch tiefenentspannt, wenn es um die Zukunft der 1,70-Meter-Rakete geht. Zum einen ist zu hören, dass sie sich natürlich mit einem entsprechenden Angebot für den Stürmer beschäftigen würden – allein schon aus Respekt dem Spieler gegenüber. Zum anderen ist VfL-intern aber auch klar: Sollten Klubs mit Angeboten von 20, 30 Millionen Euro kommen, wird das die Verantwortlichen eher kaltlassen. Die AZ/WAZ weiß: Geht‘s in Richtung der von Spielerberatern realistisch eingeschätzten 50 Millionen, ändert sich das. Eine Ausstiegsklausel hat Amoura nicht in seinem Kontrakt.
Auch bei Eintracht Frankfurt könnte Amoura ein Thema werden
Amoura selbst schaut aktuell nur auf den VfL. Der Mann, der im Sommer für 17 Millionen Euro von Union Saint-Gilloise kam, will mit dem Klub einen internationalen Wettbewerb erreichen. Das erhöht sicher die Chance auf einen VfL-Verbleib des Torjägers über den Sommer hinaus. Sollte Wolfsburg die internationalen Plätze jedoch nicht erreichen, wird er schwer zu halten sein. Laut der Schweizer Ausgabe von Sky hat auch Eintracht Frankfurt Amoura ins Visier genommen, um die durch Omar Marmoush (wechselte im Winter für bis zu 80 Millionen Euro zu Manchester City) entstandene Lücke zu füllen. Mit seinen 24 Jahren passe Amoura ideal in die Transferstrategie der Hessen, die auf junge Talente mit hohem Wiederverkaufswert setzen. Allerdings: Ein Transfer nach Frankfurt wäre nur möglich, wenn sich die Eintracht für die Champions League qualifiziert.
Noch denkt Amoura selbst nicht an einen Abschied. Die Nummer 9 des VfL fühlt sich wohl in der Stadt. Er hat schon einige Freunde gefunden. „Hier leben viele Tunesier. Ich treffe mich gern mit einigen von ihnen“, sagte er jüngst. Bei Instagram postete er gerade ein Foto von einem Friseurbesuch in der Wolfsburger Innenstadt. Beim VfL genießt er viel Wertschätzung. „Er ist brutal, ich weiß manchmal selbst nicht, was man von ihm bekommt, da er so ein Flummi ist. Seine Statistiken sprechen für sich, das hätte ihm wahrscheinlich keiner so zugetraut“, sagt Kapitän Arnold.
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Amoura kann knapp 36 km/h schnell laufen
Amoura habe in seiner Zeit beim VfL gelernt, „mehr defensiv mitzuarbeiten, er macht es generell richtig gut und ist für uns im Moment unverzichtbar. Er kann knapp 36 km/h laufen. Heutzutage wird viel auf Schnelligkeit und Athletik geschaut, diese Attribute werden immer wichtiger“, sagt Arnold und fügt lachend hinzu: „Da bin ich froh, dass ich jetzt schon Fußballer bin, denn ich würde sonst durch jedes Raster fallen.“
AZ/WAZ