Umbruch bei Manchester United? Warum Eintracht und Co.

Umbruch bei Manchester United? Warum Eintracht und Co.
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Manchester United durchlebt seit einigen Jahren eine sportliche Durststrecke. Wird im nächsten Sommer eine Kurskorrektur erwartet?

Manchester – Es war am vergangenen Spieltag ein Duell zweier klangvoller Namen, die sich aktuell im grauen Mittelfeld der Premier League aufhalten. Der FC Everton empfing Manchester United. Und es musste kommen, wie es kam: 2:2 stand final auf der Anzeigetafel. United belegt zwölf Spieltage vor dem Ende der Saison mit 30 Punkten Rang 15. Der Vorsprung zu Rang 18 ist mit 13 Punkten kleiner als der Abstand zu dem von Newcastle United belegten fünften Platz (14 Punkte Unterschied).

Manchester United schraubt weiter an der großen Wende

Unter dem mit viel Tamtam im November installierten Trainer Ruben Amorim gab es bisher nicht die erhoffte Wende. Der Portugiese steht nach 15 Spielen in der Premier League bei einem bitteren Ein-Punkte-Schnitt. Es ist vor allem die Bilanz im FA-Cup und in der Europa League, die alles noch etwas aufhübscht und den Klub auf eine Teilnahme an der Champions League (!) hoffen lässt.

Wohin führt der Weg von Manchester United?
Wohin führt der Weg von Manchester United? © IMAGO/Paul Greenwood/Shutterstock

Verdient wäre ein solcher Erfolg aufgrund der Entwicklung der vergangenen Jahre nicht. Quo vadis, Manchester United? Der stolze Traditionsklub mit seinen rund 150.000 Mitgliedern sucht seit dem Ende der Ära Sir Alex Ferguson im Sommer 2013 nach einer Identität. Ob Louis van Gaal, José Mourinho, Erik ten Hag oder jetzt Amorim – gefunden hat den passenden Schlüssel für die Tür seitdem noch niemand. Daran ändern auch vereinzelte Triumphe in Europa League (15/16) oder nationalen Pokalwettbewerben nichts.

Den Verantwortlichen muss klar sein: United ist im Mittelmaß der Premier League angekommen. Die glorreiche Vergangenheit? Sie bringt kein Konzept und keine Titel. Seit dem Einstieg von Ineos mit Eigentümer Sir James Arthur Ratcliffe vor rund einem Jahr herrscht noch mehr Unruhe und Chaos als je zuvor. Das Intermezzo von Ex-Manager Dan Ashworth (wurde nach wenigen Monaten wieder entlassen) ist ein Paradebeispiel für diese Entwicklung. Der Winter-Transfermarkt ging daher völlig schief, die Red Devils treten tabellarisch auf der Stelle.

Manchester United sollte seine Transferstruktur ändern

Ein Turnaround kann allerdings nur dann gelingen, wenn alle Parteien ehrlich und knallhart analysieren. Am schnellsten lassen sich Stellschrauben in der Transferpolitik drehen. Muss United in anderen Gewässern fischen gehen? Manchester gab im Sommer 2024 rund 250 Millionen Euro aus, konnte den Kader aber nicht für die Herausforderungen in der heimischen Liga rüsten. Was muss besser werden?

Möglicherweise sollte der Klub akzeptieren und ehrlich kommunizieren, dass ein großer Umbruch nötig ist und dabei nicht mehr nur auf Namen geachtet wird. Akteure, die für rund 40 bis 60 Millionen Euro neu hinzukommen, müssen qualitativ deutlich stärker sein als diejenigen, die schon da sind.

Genau diese Art Transfers gingen häufig schief. Trifft dies etwa auf die im vergangenen Sommer geholten Matthijs de Ligt, Noussair Mazraoui, Joshua Zirkzee oder Manuel Ugarte zu? Hier gibt es nach neun gemeinsamen Monaten durchaus viele Fragezeichen.

Sollten Klubs wie Benfica Lissabon oder Eintracht Frankfurt daher als Vorbild für die nähere Zukunft dienen? Diese Vereine zeigen, wie es klappt: Talente frühzeitig entdecken, sie mit einem klaren Entwicklungsplan überzeugen, Vertrauen schenken und im Anschluss daran zum richtigen Zeitpunkt für das x-fache der gezahlten Summe verkaufen. United als „gehobener Entwicklungsverein“? Ein schlafender Riese, der durch eine Transferpolitik à la Markus Krösche geweckt werden muss? Es ist ein „Big Player“ mit großer Finanzkraft, der in das Rennen in dem schon heiß umkämpften Markt um Talente einsteigt.

Vivell soll Transfergeschicke bei Manchester United lenken

Was im ersten Moment merkwürdig klingt, ist möglicherweise der einzige Weg zurück in die Erfolgsspur. Die Hoffnung darauf, dass einer von etlichen 60-Millionen-Euro-Deals durch die Decke schießt? Er geht seit einem Jahrzehnt nicht mehr auf. United hat sich deshalb zu einer Art „Geldverbrennungsmaschine“ entwickelt. Spieler verlieren bei den Red Devils gefühlt an sportlicher Stärke, sie bringen die zuvor gezeigten PS viel zu selten auf die Straße. Bei der Einkaufspolitik fehlt eine klare Linie.

Die aktuelle Mannschaft von Manchester hinkt daher allen sportlichen Erwartungen hinterher. Amorims Wunschvorstellung eines 3-4-3 passt nicht zum derzeitigen Kader. Dennoch kann sich der Klub kaum erlauben, das millionenschwere Projekt mit dem Portugiesen so schnell zu beenden. Allerdings ist der Geduldsfaden endlich. Amorim wird sich anpassen, kommunikativ geschickter und taktisch viel flexibler zeigen müssen, wenn er eine Zukunft in der Premier League haben will.

Weitere Weichen wurden auf höherer Ebene von Ineos gestellt. Der auf vielen Ebenen aufgeblähte Klub hat sich schon von etlichen Mitarbeitern getrennt und möchte den aus dem Ruder gelaufenen Apparat weiter deutlich verschlanken. Der Klub teilte am vergangenen Montag mit, 200 Stellen zu streichen. Den sportlichen Mega-Umbruch soll der frühere Technische Direktor von RB Leipzig, Christopher Vivell, einleiten. Die Informationen von The Athletic, wonach er langfristig unterschrieben habe, decken sich mit denen von fussball.news.

Im Optimalfall gelingt auf diese Art und Weise eine epochale Wende, die es im Nordwesten von England dringend benötigt. Kleinere Schönheitskorrekturen oder punktuelle Veränderungen? Sie bringen den nach Orientierung suchenden, großen Tanker Manchester United nicht nach vorne.



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