Tobias Sippel gegen Alexis Claude-Maurice: Borussia

Tobias Sippel gegen Alexis Claude-Maurice: Borussia


Der Torwart Tobias Sippel feiert in diesem Jahr bei Borussia Mönchengladbach sein Zehnjähriges. 2015 war er vom 1. FC Kaiserslautern an den Niederrhein gewechselt, aber eine sportliche Erfolgsgeschichte ist das nicht geworden. Der 36 Jahre alte Pfälzer ist über den Status des Ersatztorhüters in Gladbach nie hinausgekommen. Und selbst, dass er an diesem Samstag zwei Jahre nach seinem zuvor letzten Bundesligaspiel und in seinem womöglich letzten Profijahr in der 32. Minute noch einmal eingewechselt wurde, war kein Akt der Anerkennung. Sondern pure Not.

Die Gladbacher sind mit guten Torhütern eigentlich derart gesegnet, dass sie das Talent Jan Olschowsky an Alemannia Aachen verliehen und das Talent Jonas Kersken an Arminia Bielefeld verkauft haben. Im Bundesligakader war der Schweizer Jonas Omlin lange verletzt, sodass sich stattdessen Moritz Nicolas nicht nur zum Stammtorwart, sondern sogar zu einem der besten Torhüter der Bundesliga gemausert hatte.

:Ein Aufwärtstrend. Jetzt aber wirklich!

6:0 gewonnen, vier Tore von Serhou Guirassy: Wird jetzt alles gut in Dortmund? Beim Sieg gegen Union Berlin tragen die entscheidenden BVB-Spieler immerhin dazu bei, dass sich die Debatte um die Transferpolitik etwas beruhigt.

Nicolas aber musste sich in der vergangenen Woche einer Adduktoren-OP unterziehen und fällt für den Rest der Saison aus. Der dafür ins Tor zurückgekehrte Omlin wurde am Samstag im Heimspiel gegen den FC Augsburg in der 28. Minute nach einer Notbremse gegen den Augsburger Fredrik Jensen des Feldes verwiesen. Und so stieg der Oldie Sippel binnen einer Woche plötzlich und unerwartet vom dritten Torwart zur Nummer eins auf.

In seiner zehnten Saison in Mönchengladbach bestritt Sippel am Samstag erst sein 19. Bundesligaspiel für die Borussia. Er, immer nur der Torwart auf Abruf, hätte gegen Augsburg also plötzlich dazu beitragen sollen, dass Gladbach mit einem vierten Sieg binnen fünf Spielen näher an die internationale Zone der Bundesligatabelle herankommt. Doch das ist gründlich schiefgegangen. Sippel, im Stich gelassen von einer miserabel verteidigenden Mannschaft, musste in der zweiten Halbzeit binnen einer Viertelstunde drei Gegentore hinnehmen (55., 61., 70.). Diesen Hattrick zelebrierte ein Augsburger, der erst seit September dort spielt und binnen sechs Monaten 17 Bundesligaspiele gemacht hat – also fast genauso viele wie Borussias Torwart in zehn Jahren.

„Mit diesem Comeback habe ich eigentlich schon gar nicht mehr gerechnet“, sagte Sippel

Gladbachs 0:3-Niederlage gegen Augsburg lässt sich reduzieren auf das Duell des Pfälzer Torhüters Sippel mit dem französischen Offensivspieler Alexis Claude-Maurice. Der 26-Jährige, im vergangenen Sommer ablösefrei vom französischen Erstligisten OGC Nizza gekommen, erzielte im Borussia-Park seine Saisontreffer sieben, acht und neun und fügte Sippel in dessen 19. Bundesligaspiel die zehnte Niederlage zu. Das Leben ist um Fairness bisweilen nicht allzu bemüht.

„Mit diesem Comeback habe ich eigentlich schon gar nicht mehr gerechnet“, sagte Sippel hinterher gefasst. Mit 36 wirft einen so ein Spiel nicht mehr groß aus der Bahn. „Mit ein bisschen mehr Spielrhythmus hätte ich das eine oder andere Tor vielleicht auch verhindern können“, mutmaßte er und lag damit wohl richtig. In der Erwartung, dass Omlin für zwei Spiele gesperrt werden dürfte, braucht Gladbach für die nun umso bedeutsameren Spiele in Heidenheim und gegen Mainz also eine Entscheidung in der Torhüterfrage – und da scheint es noch nicht ausgemacht zu sein, dass Sippel im Tor bleibt. Mit Maximilian Brüll, 22, und Maximilian Neutgens, 20, aus der zweiten Mannschaft (vierte Liga) stünden auch zwei talentierte Keeper zur Verfügung.

Dem Franzosen Claude-Maurice ist durch die Gladbacher Unpässlichkeiten derweil etwas Historisches widerfahren, denn im 14. Bundesligajahr des FC Augsburg ist er der Erste, dem ein sog. lupenreiner Hattrick (drei Treffer binnen einer Halbzeit) gelungen ist. „Das ist eine große Ehre für mich“, sagte er, „aber ohne das Team wäre das nicht möglich gewesen.“ Auch sein Trainer Jess Thorup war einen Tag nach seinem 55. Geburtstag mit seinem 50. Bundesligaspiel äußerst zufrieden: „Alexis hat es hervorragend gemacht. Und dass wir jetzt seit sieben Ligaspielen ungeschlagen sind, gibt uns Selbstvertrauen für die kommenden Aufgaben.“



Source link
Gerne! Welches Thema interessiert dich für die FAQs? Bitte teile mir das Thema mit, und ich werde dir die häufigsten Fragen und Antworten dazu geben.