
Die legendäre Elefantenrunde bei Borussia Dortmund ist Geschichte. Mit der Auflösung schärft BVB-Geschäftsführer Lars Ricken weiter sein Profil. Sein Ziel dürfte klar sein.
Oft war sie in den Schlagzeilen, doch die berühmt-berüchtigte Elefantenrunde bei Borussia Dortmund wird es in Zukunft nicht mehr geben. Das bestätigte Lars Ricken bereits am Wochenende vor dem Bundesliga-Spiel gegen Union Berlin.
„Aki Watzke scheidet Ende des Jahres aus, Sven Mislintat und Nuri Sahin sind ebenfalls nicht mehr dabei“, begründete der 48-Jährige die Entscheidung.
Teilnehmer dieser rund einmal im Monat stattfindenden Besprechung waren zuletzt BVB-Boss Hans-Joachim Watzke, sein Berater Matthias Sammer, Sportgeschäftsführer Lars Ricken, Sportdirektor Sebastian Kehl, in manchen Fällen auch der Trainer und bis zu seinem Aus auch der technische Direktor Sven Mislintat.
Doch Mislintat ist nicht mehr dabei, Watzke zieht sich immer mehr zurück und plant, Ende des Jahres aus der Geschäftsführung auszutreten. Doch nur personelle Gründe hat die Auflösung der „ominösen Elefantenrunde“, wie BVB-Boss Hans Joachim Watzke sie einst nannte, nicht.
BVB-Geschäftsführer Ricken verfolgt klares Ziel
Rickens Intention dahinter dürfte vor allem auch mit der Aufmerksamkeit dieses Treffens zu tun haben. Denn in den vergangenen Jahren wurde dieser Sitzung immer eine immense Bedeutung zugeschrieben – intern, aber vor allem extern.
Gerade die Runden kurz vor Weihnachten und am Saisonende bargen in der jüngsten Vergangenheit viel Brisanz. So wurde einst das überraschende Aus von Marco Rose beschlossen. Aber auch Schulterschlüsse wie der mit dem wackelnden Edin Terzic vor rund einem Jahr gab es.
Wichtige Entscheidungen wurden auf diesen Terminen getroffen und häufig auch genauso öffentlich kommuniziert. Schon Wochen zuvor fieberten sowohl die Medien als auch die schwarz-gelben Anhänger diesen Termin entgegen.
Die Folge: Es gab viel Raum für Spekulationen, die Gerüchteküche brodelte. Genau dieses Scheinwerferlicht will Ricken in Zukunft nicht mehr haben, um geräuschlos arbeiten zu können.
BVB-Entscheidungsträger im täglichen Austausch
Auch inhaltlich braucht es diese Runden nicht mehr zwingend. Warum? „Wir sind täglich im Austausch – mit Sebastian (Sportdirektor Kehl, Anm. d. Red.) und Niko (Trainer Kovac)“, erklärte Ricken bei Sky.
Das bedeutet: Die drei entscheidenden Personen im sportlichen Bereich kommunizieren und konferieren ohnehin nahezu täglich. Durch die Auflösung der Elefantenrunde wird vermieden, dass es zu viele unterschiedlichen Meinungen gibt und zu viele Köche am Ende den Brei verderben – das große Problem der vergangenen Wochen. Die Unzufriedenheit darüber war zuletzt sehr groß.
Ricken ist weiterhin bestrebt, sein Profil zu schärfen. Mit den Trennungen von Mislintat und Sahin hat er bereits zwei wichtige Entscheidungen durchgeboxt. Mit dem Ende der Elefantenrunde krempelt er auch die Struktur und Organisation in der Führung um. Das Ziel: Abläufe zu optimieren und zielgerichteter arbeiten zu können.
Ricken setzt auf „normale Meeting-Struktur“
Das Ende der Elefantenrunde bedeutet keinesfalls ein Ende des Austauschs der Verantwortlichen – im Gegenteil. Vielmehr handle es sich in Zukunft, vor allem, wenn Sammer dazu kommt, um „eine ganz normale Meeting-Struktur.“
Auch Watzke und Ricken dürften weiterhin eng im Dialog bleiben. Aber eben nur dann, wenn es einer der beiden für notwendig hält.
Ricken, aber auch der scheidende BVB-Boss Watzke, werden die sportliche Effektivität weiterhin genau beobachten. Weitere Anpassungen, auch auf personeller Ebene, sind im Sommer nicht ausgeschlossen.