
Beim 3:0-Sieg in Lissabon feiert ein Neuzugang von Borussia Dortmund eine gelungene doppelte Premiere. Niko Kovač schwärmt vom „kleinen Jungen“.
Dortmund – Borussia Dortmund steht nach dem 3:0-Auswärtssieg bei Sporting in Lissabon mit anderthalb Beinen im Achtelfinale der Champions League. Das deutliche Ergebnis war Balsam für die geschundene BVB-Seele, versetzt die Mannschaft von Neu-Trainer Niko Kovač aber auch in eine Bringschuld beim Auftritt in der Bundesliga in Bochum am Samstag (15.30 Uhr, alle TV-Infos).
Nach seinem missglückten Debüt gegen den VfB Stuttgart (1:2) konnte Kovač in Portugal eine erste große Duftmarke setzen. Der BVB legte eine schwache erste Hälfte hin, kam jedoch wie verwandelt aus der Kabine und fegte in den zweiten 45 Minuten über Sporting, immerhin amtierender portugiesischer Meister und auch aktueller Tabellenführer, hinweg.
Zudem zahlte sich eine durchaus mutige Personalentscheidung von Kovač aus: Den kurzfristigen Ausfall von Ramy Bensebaini kompensierte der Chefcoach mit Daniel Svensson – und nicht etwa mit Julian Ryerson oder einer Systemumstellung.
Per Kaltstart ins ‚Team of the Week‘ der Champions League
Der schwedische Neuzugang vom FC Nordsjaelland (Dänemark) spielte nicht fehlerfrei, aber sehr engagiert, ohne jede Angst und in einer taktisch wichtigen Rolle: Den Linksverteidiger zog es im eigenen Ballbesitz immer wieder ins Zentrum, das der BVB gerade nach der Pause klar dominierte. Der Auftritt von Svensson war dabei aus mehrerlei Hinsicht bemerkenswert.

Zum einen, weil sich seine Europapokalerfahrung zuvor auf die Conference League beschränkte. Zum anderen, weil der seit Mittwoch 23 Jahre alte einmalige Nationalspieler ohne Spielpraxis daherkommt. In Dänemark wird im Winter lange pausiert, seit Dezember stand für Svensson nur ein Kurzeinsatz bei der Niederlage gegen Stuttgart auf dem Pflichtspielkonto.
Dass es Svensson dann sogar ins offizielle ‚Team of the Week‘ der Champions League schaffte, das von den Spielbeobachtern der UEFA zusammengestellt wird, zeichnet die Leistung auf besondere Weise aus.
„Fantastisch“: BVB-Trainer Kovač gerät ins Schwärmen
Kein Wunder, dass es nach dem Spiel Lob hagelte. „Ich möchte den ‚kleinen Jungen‘, Daniel, hervorheben, der sein erstes Spiel gemacht hat und ein richtig gutes Spiel. Er hatte keine Minuten in den Knochen, war in der Vorbereitung, einer langen Winterpause – dass er so ein Spiel abliefert, das muss erwähnt werden: Fantastisch“, geriet Kovač regelrecht ins Schwärmen.
„Es war eine sehr, sehr gute Leistung für sein erstes Spiel bei uns und sein erstes überhaupt in der Champions League“, schätzte auch Emre Can den Auftritt seines neuen Kollegen. Svensson hat sich im Team sofort einen gewissen Respekt verschafft. „Am Ende hatte er einen Krampf, da habe ich gesagt, ‚hey, was los Chef? Du bist doch fit‘“, schmunzelte Can.
Svensson selbst blieb bescheiden, als er in perfektem Englisch, das ihm die Eingewöhnung beim BVB ungemein erleichtert, gegenüber Vereinsmedien auf sein Debüt reagierte. „Ein 3:0-Auswärtssieg ist ein perfektes Resultat. Ich war schon ein bisschen nervös, natürlich: Es war ein wichtiges Spiel in einem großen Stadion vor vielen Fans. Ich bin aber immer besser ins Spiel gekommen. Vor dem Spiel hat mir der Trainer gesagt, ich soll mein Spiel machen, mich auf meine Fähigkeiten verlassen und einfach Spaß haben.“
An Ramy Bensebaini führt wohl kein Weg vorbei
Dies gelang Svensson auf eindrückliche Weise. Selbstredend sollte ein gutes Spiel nicht zu verfrühten Urteilen führen. Dennoch glaubt der BVB, mit der zunächst als Leihe ausgelegten Verpflichtung des Schweden einen guten Fang gemacht zu haben. „Das zeigt, dass wir im Scouting richtig gut gearbeitet haben, dort etwas entdeckt haben“, sagte Kovač.
Mit Blick auf das Spiel gegen Bochum dürfte es für Svensson dennoch zunächst wieder auf die Bank gehen. Der BVB rechnete jedenfalls unter der Woche damit, dass Bensebaini wieder zur Verfügung stehen wird, seine Muskelverhärtung auskuriert sein wird. Der Algerier gehört in dieser so schwierigen Saison zu den wenigen formstabilen Profis von Dortmund, wird seinen Stammplatz nicht nach 90 Minuten an Svensson verloren haben.
Den „kleinen Jungen“, der so schnell erwachsen wird, in der Hinterhand zu wissen, ist für Kovač dennoch eine äußerst komfortable Position.