Diego-Abschied im Weserstadion wird ein Kontrast

Diego-Abschied im Weserstadion wird ein Kontrast


Knapp drei Wochen sind es noch, dann ist das Weserstadion wieder ein Ort der großen und schönen Gefühle. Wenn Diego hier seinen Abschied feiert, wird sich das jedoch ein wenig surreal anfühlen. Ausgerechnet an dem Ort, der schon lange keinen genialen Zauberfußball mehr gesehen hat, verabschiedet sich einer der besten Mittelfeldspieler der Werder-Geschichte. Diego ist einer von der Sorte, nach denen sich die Fans heute beim x-ten Quer- und Rückpass im Spielaufbau sehnen.

Bei Diegos Abschiedsspiel werden die Fans noch einmal Werders schöne Vergangenheit feiern. Dass ein Spieler aus Werders Gegenwart mal eine solche Ehre erfährt, ist nach jetzigem Stand nicht zu erwarten. Ob es in Zukunft noch einmal so großartige Spieler in Bremen geben wird, ist fraglich und hängt in gewisser Weise auch vom Ausgang der laufenden Saison ab.

Wie weit rutscht Werder noch ab? Und wie viele Punkte holen die Kellerklubs noch? Beides wird darüber entscheiden, ob Werder am Ende auf einem Platz zwischen 11 und 14 einläuft und damit wenigstens sicher die Klasse hält, oder ob es noch einmal eine verschärfte Krisenlage am Osterdeich gibt.

Auf dem Feld fällt etwas auf

Nur bei oberflächlicher Betrachtung geht es für Werder nun allein um die Ehre und das Fernsehgeld, auch wenn sich beides durchaus auch an der Endplatzierung nach dem 34. Spieltag orientiert. Schon nach den ersten schwächeren Spielen in diesem Jahr war auf dem Feld eine Entwicklung zu sehen, die eine andere Sorge aufkommen lässt: Durch Werders Negativ-Spirale steht so mancher Spieler nicht mehr im schönen Rampenlicht, und das nagt an den Nerven, weil persönliche Ziele und Träume oft eng mit einem möglichst positiven Saisonverlauf verbunden sind.

Manch einer, wie Romano Schmid, durfte vor wenigen Monaten noch von einem millionenschweren Wechsel träumen. So langsam aber verblassen die Erinnerungen an seine starke Europameisterschaft mit Österreich. Und so sehr Werder sich seit Wochen auch bemüht, jede gute Aktion von Schmid gleich zu einer sehr, sehr guten aufzuhübschen – wer gibt außergewöhnlich viel Geld aus für den Stammspieler eines Krisenklubs, der zudem noch trotz offensiver Rolle so gut wie keine Torgefahr ausstrahlt?

Dass Schmid ein großartiger Fußballer sein kann, an guten Tagen fast schon eine Art Mini-Diego, das wurde auch an dieser Stelle häufiger gewürdigt. Im Februar fiel er aber auch dadurch auf, dass er Mitspieler anpflaumte und wie ein Rumpelstilzchen auftrat, wenn ein Kollege ihm nicht den Ball zuspielte. Ja natürlich: Nicht alle haben einen so feinen Fuß wie er, aber man darf den anderen ja trotzdem mal den Ball geben.

Damit hier kein falscher Eindruck entsteht: Romano Schmid ist nicht der einzige Profi, bei dem die Nerven etwas angespannt scheinen. Zuletzt stand er ja gar nicht zur Verfügung. Es ist eher so: Die Körpersprache vieler Bremer Spieler ist irgendwo zwischen genervt und frustriert einzuordnen. Und das hat Gründe. Die einen träumten vor gar nicht langer Zeit noch von der Nationalmannschaft, andere hofften auf einen neuen Vertrag, wieder andere auf den Absprung zu einem reicheren Verein oder – wie bei den Leihspielern im Werder-Trikot – auf einen Neustart ihrer ins Stocken geratenen Karrieren. Jetzt haben sie alle gemeinsam, dass sie auf dem vorletzten Platz der Rückrundentabelle stehen, zwischen den potenziellen Absteigern Kiel und Heidenheim.

Einige Verträge teuer verlängert

Da kommt keine Freude auf, aber das gilt auch für die Laune der Entscheider im Verein. Denn die haben, nicht zuletzt dank der 38-Millionen-Spritze der regionalen Investoren, vor dieser Saison einige Spielerverträge mit deutlich höheren Gehältern versehen und diese verlängert – in dem Glauben, eine Mannschaft zu formen, die ernsthaft um die internationalen Plätze mitspielen kann, jetzt oder in naher Zukunft. Um Vorletzter der Rückrundentabelle zu werden, hätten man keine Investorengelder einsetzen müssen.

Ob wenigstens der zweite Gedanke bei diesen Vertragsverlängerungen aufgeht, wird sich im Sommer zeigen: Denn natürlich wurden die Verträge auch deshalb verlängert, um sich die Werte zu sichern und bei Verkäufen gutes Geld zu machen. Zu den Akteuren mit einem verbessert dotierten Vertrag gehören Spieler wie Jens Stage, Justin Njinmah, Michael Zetterer und Mitchell Weiser.

Das Problem: Einerseits ist Werder auf Transfererlöse angewiesen, um wirtschaftlich über die Runden zu kommen. Andererseits purzelt der Wert jedes Werder-Spielers gerade bedenklich. Nachdem die Marktwerte in der guten Hinrunde ständig stiegen, werden sie schon bald niedriger sein. Dann machen sich die (bisher) acht nicht gewonnenen Spiele im Jahr 2025 auch hier bemerkbar. Ob Werder dann noch glücklich wird auf dem Transfermarkt?

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