
Im BVB-Mittelfeld zeichnet sich durch eine eindeutige Rollenverteilung aus. Eine vom Trainer durchgeführte Zettel-Aktion hat wohl dazu beigetragen.
Dortmund – Bei Borussia Dortmund fehlt mit Felix Nmecha seit einigen Wochen ein Profi, der in dieser schwierigen Saison einen bedeutenden Entwicklungsschritt gemacht hat. Der Mittelfeldspieler etablierte sich als Sechser unter Ex-Trainer Nuri Şahin und kehrte sogar in den Kreis des DFB-Teams zurück.
Nach dem Wechsel zu Trainer Niko Kovač galt Nmecha als potenzieller Gewinner, da er den Kroaten bereits aus der gemeinsamen Zeit beim VfL Wolfsburg kennt. Der 24-Jährige wird voraussichtlich jedoch frühestens Ende des Monats wieder einsatzbereit sein. In seiner Abwesenheit setzt Kovač auf das Duo Pascal Groß und Marcel Sabitzer.
Klare Rollenverteilung im BVB-Mittelfeld
Die Rollenverteilung im Mittelfeld von Borussia Dortmund überrascht dabei viele Beobachter. Groß übernimmt trotz seiner Tempodefizite und strategischen Fähigkeiten die offensiveren Aufgaben. Sabitzer hingegen wird erstmals als vollwertiger Sechser vor der Abwehr betrachtet.
„Er sieht sich auf der Sechs, weil er mit seiner Ruhe, seiner Technik, seiner Übersicht viele Sachen im Vorhinein durch gute Vororientierung regeln kann“, erklärte Cheftrainer Kovač vor dem Spiel gegen den FC St. Pauli über Sabitzer. Dass der Österreicher selbst diese Position bevorzugt, spielt dabei offenbar eine unerwartet große Rolle.
‚Zettel-Ewald‘ war Kult in der Bundesliga
Wie die WAZ berichtet, basiert die Entscheidung auch auf Sabitzers eigenem Wunsch. Kovač habe nach seinem Amtsantritt Zettel in der Kabine verteilt, auf denen die Spieler ihre bevorzugte Position ankreuzen sollten. Sabitzer wählte die Sechs, und seitdem spielt er dort.
In der Bundesliga war Ewald Lienen einst als ‚Zettel-Ewald‘ Kult – nun scheint es beim BVB einen ‚Zettel-Niko‘ zu geben!

Der Vergleich hinkt zugegebenermaßen, da Lienen seinen Spitznamen fürs akribische Notizenschreiben während der Spiele erhielt. Die Aktion von Kovač war bisher nicht öffentlich bekannt.
Niko Kovač lobt Sabitzer als seinen „Verbindungsspieler“ beim BVB
Wie ist sie zu bewerten? Dass ein Trainer seine Spieler nach ihrer Selbsteinschätzung fragt, ist sicher nicht ungewöhnlich. Es wäre jedoch bemerkenswert, wenn Kovač nur aufgrund dieser Aktion Sabitzer als Sechser ausgewählt hätte.
Die Aussagen des Trainers deuten aber darauf hin, dass er Sabitzers Profil auch unabhängig davon für diese Rolle in Betracht gezogen hätte. „Er hat ein sauberes, gutes Passspiel, eine aggressive Zweikampfführung, ist einer, der dort der Korrektor ist. Er hat dort die Fäden in der Hand“, so Kovač. „Er ist der Verbindungsspieler von vorne nach hinten.“
Sabitzer wurde 2023 genau als jener Verbindungsspieler vom FC Bayern verpflichtet, wobei diese Rolle damals anders definiert war. „Er entspricht exakt dem Profil, das wir gesucht haben: ein zentraler Mittelfeldspieler, der uns als Box-to-Box-Akteur sowohl defensiv als auch offensiv verstärken wird“, erklärte Sportdirektor Sebastian Kehl zum BVB-Transfer.
Sabitzer hatte Ärger mit Ex-BVB-Trainer Nuri Şahin
Bis zu Nmechas Verletzung spielte Sabitzer vornehmlich als Achter für den BVB. Seine Leistungen waren teils herausragend, womit er wesentlich zum Einzug ins Champions-League-Finale der Vorsaison beitrug, teils blieb der Nationalspieler jedoch auch arg unauffällig.
Zu Beginn der Saison unter Şahin war Sabitzer unzufrieden, da er keine feste Rolle hatte und oft auf dem Flügel aushelfen musste. Nach öffentlichen Äußerungen zu diesem Thema erhielt er einen Tadel von Sportchef Lars Ricken.
Beim 1:1 des BVB gegen Lille macht Sabitzer einen entscheidenden Fehler
Unter Kovač besteht das Problem im Augenblick nicht mehr. Wie sich die Situation entwickelt, wenn Nmecha zurückkehrt, bleibt abzuwarten. Der Trainer wird vorerst an seiner aktuellen Aufstellung festhalten, auch nach dem 1:1 im Achtelfinalhinspiel der Champions League gegen den OSC Lille, bei dem Sabitzer eine Fehlerkette in Gang setzte, die den Ausgleich für die Franzosen ermöglichte.
Insgesamt zeigt Sabitzers Entwicklung unter Kovač eine positive Tendenz. Ein erster Torerfolg in dieser Saison würde ihm jedoch spürbar guttun. Dafür müsste er möglicherweise gelegentlich offensiver agieren, als es ein klassischer Sechser normalerweise tut.