
Julian Brandt kommt in dieser Saison nicht in Schwung und muss viel Kritik einstecken. Trainer Niko Kovac hält große Stücke auf den Edeltechniker.
Julian Brandt steht zum Freistoß bereit. Vier Schritte Anlauf, dann jagt der Edeltechniker von Borussia Dortmund den Ball aus 20 Metern präzise in den rechten Torwinkel – die „Gelbe Wand“ im Signal Iduna Park bebt.
Geniestreiche, wie der aus dem November vom 4:0-Erfolg gegen den SC Freiburg zeigen Brandts volles Potenzial und wecken immer wieder Hoffnungen bei den schwarz-gelben Fans. Viel zu selten aber ruft der Vizekapitän des BVB sein volles Können ab, ein Unterschiedsspieler im positiven Sinne ist Brandt in dieser schwierigen Saison bislang nicht. Vor dem Duell mit dem FC Augsburg am Samstag (15.30 Uhr/Sky) wird erneut über seine Rolle diskutiert.
„An mir geht das nicht spurlos vorbei, mich trifft die Situation“, sagte der 28-Jährige zuletzt im Februar. Eigentlich soll er in Dortmund als Führungsspieler vorangehen, hat aktuell aber auch mit seinen eigenen Leistungen zu kämpfen: „Ich bin keiner, der Emotionen frei herauslässt. Ich mache sehr viel mit mir selbst aus.“ Das Selbstverständnis und die Leichtigkeit der vergangenen Jahre fehlen.
Brandt ist ein Hochbegabter, der nicht ohne Grund 48 Länderspiele in seiner Vita stehen hat. Nach seinem Amtsantritt versuchte der neue BVB-Coach Niko Kovac entsprechend, den Regisseur wieder starkzureden, Topleistungen aus ihm herauszukitzeln. Bislang ohne Erfolg.
Brandt sei „irgendwo in der Range“ von Florian Wirtz und Jamal Musiala, sagte Kovac, bevor seine Nummer zehn dann im „kleinen Revierderby“ gegen den VfL Bochum (0:2) völlig abtauchte. Mit drei Toren und fünf Vorlagen bei 20 Liga-Einsätzen kann der BVB-Profi aktuell nicht mit den Jungstars von Bayer Leverkusen und Bayern München mithalten.
Kovac wird vermutlich weiter auf Brandt setzen, obwohl dieser an der Trendwende mit Erfolgen gegen Union Berlin (6:0) und bei St. Pauli (2:0) keinen nennenswerten Anteil hatte. Gegen die Köpenicker fehlte er verletzt, in Hamburg kam er nur für eine Minute rein.
Beim enttäuschenden Champions-League-Auftritt im Achtelfinal-Hinspiel gegen OSC Lille (1:1) erhielt der gebürtige Bremer dann eine weitere Chance, konnte sie wie viele seiner ebenso unkonstanten Nebenleute aber nicht nutzen. „Julian war total bemüht, läuferisch sehr aktiv, fußballerisch in der einen oder anderen Situation zwar nicht so glücklich, aber das wird uns nicht weiter aufhalten“, sagte Sportdirektor Sebastian Kehl.
Sollte Brandt nicht aber einen bemerkenswerten Saison-Schlussspurt hinlegen, wäre eine Diskussion über die Zukunft des Ex-Leverkuseners in Dortmund angesichts seines Vertrags bis 2026 keine Überraschung mehr.