
Zunächst lief der Samstagnachmittag für Karim Adeyemi relativ bescheiden. Der Angreifer von Borussia Dortmund war zwar überall dort aufzufinden, wo etwas los war, doch das bedeutete: Er fiel nur sehr sporadisch auf. Und nicht jede Szene zeugte von bestechender Form.
Zuerst verhedderte sich Adeyemi in der gegnerischen Abwehr, sein Schuss wurde geblockt, es gab Abstoß für den FC St. Pauli. Daraufhin grätschte er an einer flachen Hereingabe vorbei, sein Timing war nicht ideal. Und kurz vor der dem Pausenpfiff, als klar war, dass die Dortmunder eine leistungsmäßig sehr ausbaufähige erste Halbzeit hinter sich hatten, wurde er noch einmal steil geschickt. Pfeilschnell ist er ja, dieser Adeyemi, seine Coolness vor dem Tor ist dagegen weniger gefürchtet. Sein Schuss zischte knapp vorbei.
Doch im Fußball geht es manchmal schneller, als Adeyemi laufen kann, weshalb weitere 45 Minuten später festgehalten werden durfte: Der BVB konnte sich eine klare Leistungssteigerung abringen und einen letztlich verdienten 2:0-Sieg einfahren. Drei Punkte aus dem Hamburger Millerntor zu entführen, war mit einem harten Stück Arbeit verbunden. Und einen der musterhaftesten Arbeitsnachweise erbrachte dann tatsächlich der zuvor nicht uneingeschränkt glücklich wirkende Karim Adeyemi.
„Karim macht das gut“, stellte der Dortmunder Abwehrmann Nico Schlotterbeck zutreffend fest und schob nach: „Er kommt immer besser in Schwung. Mit seiner Geschwindigkeit kann er einfach so viel rausholen.“ Adeyemi war es, der in der 50. Minute den ersten Dortmunder Treffer einleitete, nach seinem Flachschuss breitete sich Konfusion in der paulianischen Abwehr aus – ein Umstand, den Sturmkollege Serhou Guirassy ausnutzte, indem den Abpraller über die Linie drückte.
Am Dienstag geht es in der Champions League gegen Lille
Daraufhin setzte Adeyemi einen Dortmunder Befreiungsschlag zu einem Solo an, ließ zwei Gegenspieler aussteigen und schoss den Ball zum 2:0-Endstand ins Tor (58.) – mit seinem vermeintlich schwachen linken Fuß, welcher die Dortmunder Delegation erneut positiv überraschte, weil dieser in der jüngeren Vergangenheit mitunter bessere Präzisionsarbeit leistet als der starke rechte. Schlotterbeck und Sportchef Lars Ricken jedenfalls konnten hinterher darüber schmunzeln, während Adeyemi mit sichtlich guter Laune durch den Kabinentrakt stapfte, die Hand zur Faust ballte und mit ebenfalls zufriedenen Vereinsmitarbeitern abklatschte.
„Ich bin glücklich“, sagte Adeyemi stellvertretend für sein Team. So zufrieden wie am Samstag hat man die Dortmunder in den vergangenen Monaten jedenfalls selten gesehen. Und wer ihren noch relativ frischen Trainer Niko Kovac kennt, weiß, dass Zufriedenheit nur aus einer produktiven Wechselwirkung aus Engagement und Ergebnissen resultieren kann: Der BVB hat die vergangenen drei Pflichtspiele gewonnen, sich dabei keinen Gegentreffer eingefangen und dabei zwar keinen Glanz versprüht, aber jeweils einen geordneten und kampfeslustigen Eindruck hinterlassen. In der Champions League ging es eine Runde weiter, im Achtelfinale wartet am Dienstag OSC Lille. Und in der Liga sind die Europapokalplätze wieder in Griffweite gerückt.
„Kompliment an die Jungs, wie sie das Spiel angegangen sind“, sagte Kovac. Denn diese Jungs hätten erst dagegengehalten, dann mitgespielt und schließlich gewonnen. Mit diesem Dreisatz konnte der Kroate bekanntlich schon immer viel anfangen. Und er lieferte überdies eine schlüssige Argumentationslinie dafür, warum es ein wenig gedauert hat, bis der BVB auf St. Pauli besser in die Partie kam. Zunächst habe sich die Dreierkette schwer damit getan, dass sie von drei St. Pauli-Angreifern angelaufen wurde, meinte Kovac. Eine Umstellung auf Viererkette zur Halbzeit habe dann geholfen, „die erste Linie zu überspielen“. Fußball ist eben gar nicht so kompliziert. Und Niko Kovac, das wurde nicht nur am Samstag deutlich, mag’s weiterhin gerne effizient.