
Der jüngst noch in Dortmund gehandelte Ralf Rangnick übt scharfe Grundsatzkritik am Klub – und rätselt auch über die BVB-Auftritte von Marcel Sabitzer.
Borussia Dortmund ist auch dem österreichischen Nationaltrainer Ralf Rangnick ein Rätsel. Vor allem, wenn er auf seinen Schützling Marcel Sabitzer blickt.
In einem Interview bei BildTV brach der langjährige Bundesliga-Coach am Sonntag eine Lanze für Sabitzer: Er habe im ÖFB-Team stets performt und zu den Leistungsträgern gehört. „Wenn du ihn jetzt in Dortmund spielen siehst, ist er fast nicht wiederzuerkennen. Das muss ja irgendwelche Gründe haben.“
Rangnick: Beim BVB sind die Spieler schlechter
Sabitzer war am Samstag mit dem BVB in Bochum mit 0:2 untergegangen, in der Bundesliga steht Dortmund auf Rang elf. Es ist die größte Krise seit vielen Jahren.
Woran es liegt? Einen häufig gewählten Erklärungsansatz lehnte Rangnick ab: „Ich bin kein so großer Freund von Mentalitätsdebatten. Die Vorstellung, dass die Spieler in Dortmund plötzlich eine schlechte Mentalität haben und gerne Spiele verlieren, glaube ich einfach nicht. Das ist nicht der Fall.“
Es müsse also „schon auch andere Gründe geben, warum die Spieler in Dortmund gefühlt immer schlechter spielen als woanders.“ Es handele sich schließlich um Profis, „die, bevor sie zum BVB gewechselt sind, in ihren Vereinen über viele Jahre richtig gute Leistungen gebracht haben.“
Rangnick hinterfragt Dortmunds Transferpolitik
Seit kurzem hat beim BVB Trainer Niko Kovac das Sagen. Vor seiner Einstellung war auch Rangnick ein Kandidat, wie er selbst bestätigte. Es habe Gespräche gegeben, aber seine Aufgaben in Österreich stünden für ihn im Vordergrund.
Auch vor dem Hintergrund seiner Absage an Dortmund ist pikant, dass er auch mit dem Blick auf das große Ganze in Dortmund scharfe Kritik übt: In der Ära Jürgen Klopp, befand Rangnick, sei der BVB-Kader gezielt so zusammengestellt worden, „dass die Spieler perfekt zur Spielweise von Klopp passten“ – bekanntermaßen mit großem Erfolg. Seit Klopp habe der BVB nun aber nicht nur unzählige Trainer verschlissen, sondern auch bei Transfers keine klare Handschrift mehr.
„Man hat nicht stringent nach einer bestimmten Vorstellung, wie man Fußball spielen will, den Kader zusammengestellt“, sagte Rangnick: „Dass dann Dinge entstehen wie jetzt, ist dann so. Man hat nicht das Gefühl, dass es um die Frage geht: Wie wollen wir spielen? Wie wollen wir auftreten? Wie wollen wir wahrgenommen werden? Da kann man den Spielern keinen Vorwurf machen, es liegt daran, dass schon seit Jahren der Fixpunkt fehlt. Dass seit Jahren nicht mehr anhand der Spielidee eines Trainers die Frage verfolgt wird: Wie wollen wir spielen?“