Bremen braucht in der Bundesliga wieder einen Plan B

Bremen braucht in der Bundesliga wieder einen Plan B
#image_title


Für viele Fans liegt es auf der Hand, warum Werder so viele Spiele nicht gewinnt: Die Ecken sind schlecht, die Stürmer wie Marvin Ducksch treffen zu selten, die Abwehr ist langsam, es fehlt einfach ein Zehner und Trainer Ole Werner hält an den falschen Spielern fest. Das ist nicht mal alles falsch, aber halt auch sehr pauschal und nicht immer fair. Zuletzt gab es aber sehr deutliche Hinweise, was auf dem Feld tatsächlich ein gravierendes Problem ist – und das hat mit den eingangs aufgeführten Defiziten nichts zu tun.

Man muss sich nur das zweite Hoffenheimer Tor anschauen, um die Thematik zu verstehen: Werders Torwart Michael Zetterer hatte den Ball nach einem Hoffenheimer Angriff in der Hand, er wollte das Spiel schnell machen und suchte weit vorne, jenseits der Mittellinie, eine Anspielstation für einen satten Abschlag. Aber: Wo früher Niclas Füllkrug problemlos angespielt werden konnte, war jetzt kein Bremer Angreifer in Position und anspielbar. Zetterer regte sich darüber auf, er fluchte und fuchtelte mit den Armen – und dann machte er das, was Werder oft macht in dieser Situation: Der Torwart rollte den Ball zu einem seiner Innenverteidiger, diesmal war es der linke, Anthony Jung.

Vier Stationen, aber kein Raumgewinn

Was nun passierte, war für den Gegner vorhersehbar und führte direkt ins Verderben: Jung passte den Ball noch weiter nach links zum Außenbahnspieler Issa Kaboré – und der sah plötzlich gleich mehrere Gegenspieler wie im Rudel in seine Richtung laufen. Hastig versuchte er, den Ball loszuwerden, passte ihn ungenau in die Mitte des Spielfeldes – wo die Hoffenheimer den Ball leicht erobern konnten und jetzt nur noch wenige Meter zum Bremer Tor hatten.

Denn: Werder hatte zwar versucht, den Ball über vier Stationen zu spielen (Zetterer, Jung, Kaboré, Schmid), war bei diesen mühsamen Versuchen eines Spielaufbaus immer noch gefährlich nah am eigenen Strafraum. Prompt nutzte Hoffenheim die Chance und traf zur 2:1-Führung – nur wenigen Sekunden, nachdem Zetterer den Ball in der Hand hielt und ihn eigentlich nach vorne spielen wollte.

Was hier passierte, war kein Zufall: Es gab diese Szene in den vergangenen Spielen fast baugleich auf beiden Seiten, wenn Werder sich im Spielaufbau versuchte. Mal über den linken Verteidiger und die linke Außenbahn, mal über die rechte Seite – und immer lauerte der Gegner auf diesen Bremer Spielzug, stellte mögliche Passwege zu und eroberte dann nah am Strafraum den schlampig oder hektisch gespielten dritten oder vierten Bremer Pass. Das war unter anderem gegen Heidenheim und Augsburg zu sehen, jetzt auch mehrmals gegen Hoffenheim – keines dieser Spiele gewann Werder.

Hoffenheims Trainer Christian Ilzer sagte nach dem Sieg im Weserstadion, sein Matchplan habe gut funktioniert. Seine Mannschaft habe „viele Dinge top umgesetzt, drei Tore nach Ballgewinnen, die wir super ausgespielt haben.“ Diese Ballgewinne entstanden durch das Pressing der Gäste, die sich natürlich vorab professionell mit den Schwächen der Bremer Mannschaft auseinandergesetzt hatten. Eine Lupe brauchten sie dafür nicht.

Es ist ein grundsätzliches Problem, wie schwer es Werder fällt, von hinten heraus sicher ein Spiel aufzuziehen. Die Gegner wissen das und nutzen es aus. Auch vor dem dritten Hoffenheimer Treffer kam der Ballverlust nur eine Station nach dem Bremer Innenverteidiger, und weil Werder seit Wochen Probleme damit hat, im eigenen Strafraum Flanken zu verteidigen, streute der Gegner das ein: frühe Balleroberung, dann Pass auf den rechten Flügel, Flanke, Kopfball, Tor.

Schon nach dem Aufstieg war Werder eine Mannschaft, die Probleme hatte, gegen schnelle und aggressive Bundesligamannschaften das Spiel in Ruhe aufzubauen. Deshalb wurde oft der lange Ball auf Füllkrug gewählt. Als der weg war, folgte eine Variante des Lockens: Werder spielte den Ball hinten so lange quer, bis Gegner und Zuschauer müde vom Zusehen waren – dann folgte ein Angriffsversuch mit einem langen Ball in den Zehnerraum. Auch diese Variante stellten die Gegner dann aber oft zu. Und jetzt braucht Werder dringend wieder einen Plan B. André Silva sollte als zentraler Angreifer, den man vorne anspielen kann, genau dabei helfen. Auf dem Feld sehen konnte man das bisher aber noch nicht.

Werder ist wieder sehr berechenbar geworden – bei der Aufstellung, bei den Spielzügen und bei den sich wiederholenden Fehlern. Erfolgreicher wurde Werder dadurch nicht. Nur ein Sieg in sieben Spielen des Jahres 2025 zeigt deutlich: Werder hat gerade erhebliche Probleme und seine Überraschungsmomente aus der Hinrunde verloren.

Zur Startseite



Source link