
DFB-Junior im TM-Interview

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Nach dem ersten Bundesliga-Jahr mit lediglich 44 Einsatzminuten dürften vor der Saison nur die Wenigsten Gladbach-Talent Lukas Ullrich auf dem Zettel gehabt haben. Ende Oktober bekam der Linksverteidiger nach der Fußverletzung von Luca Netz (21) seine Chance – und nutzte sie eindrucksvoll. Der 20-Jährige verpasste seitdem keine Partie und ist aus der Startelf momentan nicht wegzudenken. Im Transfermarkt-Interview spricht der DFB-Junior über seinen Senkrechtstart, den Schritt zu Gladbach, das Interesse anderer Klubs und die diesjährige U21-EM.
Transfermarkt: Hand aufs Herz: Hatten Sie bei Ihrem Abschluss in der zehnten Minute gegen Union Berlin Muffensausen? Das hatte Ihnen Torjäger Tim Kleindienst zwei Wochen zuvor noch bei Ihrer Vorlage gegen den VfB Stuttgart unterstellt.
Lukas Ullrich: Nein, ich hatte kein Muffensausen, weil ich solche Situationen aus der Jugend kenne. Da bin ich auch oft nach vorne und in die Box gegangen und habe Tore geschossen. Es war natürlich schön, dass ich das Tor machen konnte, aber im Endeffekt war es das Schönste, dass wir gewonnen haben.
Transfermarkt: Tim Kleindienst stand bei Ihrem Torschuss erneut im Zentrum, blieb dieses Mal aber nur Zuschauer und schlug nach dem Treffer die Hände über dem Kopf zusammen. Welchen Kommentar gab es diesmal?
Ullrich: Ich verstehe mich gut mit Tim und da ich bislang noch kein Tor geschossen hatte, hat er sich einfach sehr für mich gefreut. Er konnte es wohl kaum fassen, dass ich als Verteidiger getroffen habe, aber einen speziellen Kommentar gab es nicht.
Transfermarkt: Als gebürtiger Berliner gelang Ihnen Ihr erstes Tor ausgerechnet in Köpenick, nur unweit von Ihrem Zuhause und vor den Augen Ihrer Familie. Wie besonders war der Moment für Sie?
Ullrich: Es war etwas sehr Schönes. Meine Eltern und meine Familie waren da. Dort ein Tor zu schießen und auch zu gewinnen, wo ich früher als Kind im Stadion war, war etwas sehr Besonderes. Ich konnte danach auch noch in Berlin bleiben und hatte ein rundum schönes Wochenende.
Transfermarkt: Der Weg zum Profi führte dennoch nicht über Union, sondern über Hertha. Dort durften Sie sich im Bundesliga-Endspurt 2021/22 unter Trainer Felix Magath erstmals im Training präsentieren. Wie war es, unter so einer Legende erste Luft im Profibusiness zu schnuppern?
Ullrich: Das war natürlich etwas sehr Besonderes. Ich war auch sehr aufgeregt beim ersten Gespräch mit Magath, als 18- oder 19-Jähriger mit einer Trainerlegende in einem Büro zu sitzen und zu reden. Das war eine krasse Erfahrung unter einem solchen Trainer zu trainieren, der schon so viel erlebt hat. Seine Methoden zu sehen, hat sehr viel Spaß gemacht.
Transfermarkt: Mit einem Einsatz bei den Profis klappte es nicht, die Zeit in Berlin endete auch nicht geräuschlos. Nach Ihrer Entscheidung, zu Gladbach wechseln zu wollen, wurden Sie bei Hertha wochenlang nicht mehr berücksichtigt. Was macht das mit einem jungen Spieler, wenn er die harte Seite des Fußballbusiness schon so früh kennenlernt?
Ullrich: Ich habe es einfach positiv gesehen und habe gedacht, ich gebe trotzdem mein Bestes, gebe einfach weiter Gas. Den Rest hatte ich nicht in der Hand. Ich wollte einfach meine bestmögliche Leistung bringen, dass ich fit bleibe, viel im Kraftbereich mache und meine Defizite verbessere, damit ich spätestens im Sommer angreifen kann.
Transfermarkt: Sie mussten in der letzten Saison nach zwei frühen Kurzeinsätzen ebenfalls sehr geduldig sein und – auch verletzungsbedingt – 231 Tage auf das nächste Spiel für die Gladbach-Profis warten. Wie schwierig war es für Sie als aufstrebendes Talent, in dieser Zeit ruhig zu bleiben? Getrieben von großen Versprechungen oder dem Wunsch nach mehr Chancen haben einige einstige Top-Talente in solchen Situationen überstürzt schnell die Flucht angetreten.
Ullrich: Ich bin eher der Typ, der die Dinge nimmt, wie sie sind. Ich fand die Situation auch nicht schlimm, sondern habe es einfach so gesehen, dass ich an mir arbeiten kann. In der Zeit konnte ich viel lernen und habe auf meinen Moment gewartet. Wichtig ist dabei einfach, immer alles zu geben, um dann da zu sein, wenn man gebraucht wird.
Transfermarkt: Wie wichtig war in dieser Zeit der Austausch mit Trainer Gerardo Seoane und Assistent Guido Streichsbier, den Sie ja schon länger von den DFB-Junioren kennen?
Ullrich: Natürlich sehr wichtig. Ich habe vom Trainerteam sehr viel gelernt und werde noch sehr viel lernen. Dafür bin ich auch sehr dankbar. Gerade von Guido, den kenne ich schon sehr lange vom DFB, wo er bereits mein Trainer war. Ich mache sehr viele Extraeinheiten mit ihm und auch viele Videoanalysen, wo wir dann gucken, was ich gut mache, aber besonders auch, was ich noch besser machen kann.
Transfermarkt: Nach 487 Tagen feierten Sie Ende Oktober endlich Ihr Startelfdebüt. Seitdem sind Sie gesetzt, haben keine Partie verpasst. Sie gehören zu den Senkrechtstartern der Bundesliga, Ihre überzeugenden Leistungen wurden mit guten Noten und Nominierungen für die Elf des Spieltages gewürdigt, Ihr Marktwert explodiert. Wie haben Sie die letzten Wochen erlebt?
Ullrich: Eigentlich ganz gelassen. Ich bin da auch meiner Familie und meinem Berater dankbar, die halten mich immer auf dem Boden. Aber ich bin generell ein Mensch, der nicht abhebt, sondern einfach weitermacht und von Woche zu Woche guckt.

Transfermarkt: Sie haben hinten links im Duell mit Luca Netz aktuell die Nase vorn. Sie haben beide den Nachwuchs von Hertha BSC durchlaufen und sind dann nach Gladbach gewechselt. Haben Sie sich vor Ihrem Schritt zu den Fohlen bei ihm über seine Eindrücke erkundigt? Gab es keine Bedenken bei Ihnen, dass Gladbach auf Ihrer Position bereits ein großes Talent verpflichtet hat?
Ullrich: Kontakt gab es vorher nicht. Es ist aber schön, dass er auch Berliner ist und wir uns über die Heimat unterhalten können. Das gibt ein wenig Heimatgefühl. Wir verstehen uns gut und können beide von diesem Konkurrenzkampf profitieren, indem wir daran wachsen und unser Potenzial noch mehr ausschöpfen.
Gladbach statt Hertha: Ullrich erklärt Entscheidung für Wechsel
Transfermarkt: Sie hatten damals mehrere Anfragen vorliegen. Wie wichtig war es für Ihre Entscheidung pro Gladbach, dass sich Sportchef Roland Virkus persönlich um Sie bemüht hat?
Ullrich: Ich hatte schon Kontakt mit Roland Virkus, als er noch der Chef der Jugendabteilung war. Es waren einfach sehr gute Gespräche, wo er einen überzeugenden Plan aufgezeigt hat, wie es bei Borussia laufen soll – und zu meinem Glück, sind die Dinge dann auch so eingetroffen.
Ich kann nur für mich sagen, dass ich mal aus meiner Komfortzone rauswollte.
Transfermarkt: Dass Gladbach in den letzten Jahren nicht nur Sie, sondern auch Luca Netz, Jamil Najjar und Veit Stange aus dem Hertha-Nachwuchs abgeworben hat, hat bei einigen Berliner Fans für Unmut gesorgt. Wie würden Sie die Unterschiede beschreiben, die die Talente von der Borussia statt von einem Verbleib überzeugen konnten?
Ullrich: Ich kann nur für mich sagen, dass ich mal aus meiner Komfortzone rauswollte – auf eigenen Beinen stehen und einen Haushalt führen. Ich wollte als Mensch reifen und mich weiterentwickeln. Zusammen mit den sportlichen Perspektiven hat das Gesamtpaket einfach gepasst und ich bin sehr glücklich, dass ich hier bin bei Borussia.
Transfermarkt: Mit Luca Netz konkurrieren Sie nicht nur in Gladbach, sondern auch beim DFB. Hatte die deutsche Nationalmannschaft lange Zeit ein Linksverteidiger-Problem, stehen mit Ihnen beiden sowie Tom Rothe, Nathaniel Brown oder Max Finkgräfe einige Talente in den Startlöchern. Welche Chancen rechnen Sie sich im Jahr der U21-EM aus?
Ullrich: Darüber denke ich nicht nach. Ich gucke nur von Spiel zu Spiel mit Borussia, weil ich ja sowieso nicht beeinflussen kann, ob ich nominiert werde oder nicht. Ich kann nur alles dafür tun, hier meine Leistung zu bringen. Deswegen konzentriere ich mich darauf, was hier bei Gladbach passiert, und da haben wir wichtige Aufgaben in den nächsten Wochen vor uns.
Transfermarkt: Neben der Stabilität in der Defensive überzeugen Sie wie etwa auch ein Nathaniel Brown mehr und mehr in der Offensive. Profitieren Sie jetzt davon, in der Jugend selbst weiter vorn gespielt zu haben?
Ullrich: Ich glaube schon, dass es mir hilft, den Großteil meiner Jugend eine Position weiter vorne gespielt zu haben. Aber natürlich ist es das Wichtigste, dass man erst mal hinten sicher steht. Aber wenn es dann nach vorne geht, habe ich da auch schon ein paar Fähigkeiten, mit denen ich der Mannschaft helfen kann. Das hat auch unter anderem Roland Virkus an mir so geschätzt und interessiert.

Transfermarkt: Wie hat sich für Sie als Flügelspieler mit der Verpflichtung von Tim Kleindienst als klassischer, großgewachsener Mittelstürmer das Spiel noch mal verändert? Immerhin haben Sie ihm schon zwei Treffer vorgelegt.
Ullrich: Er ist sehr wichtig für unser Spiel. Wenn man flankt, dann ist auf jeden Fall einer da, der sich durchsetzen kann gegen die robusten Innenverteidiger. Sonst hätte er nicht so viele Tore gemacht. Darüber hinaus arbeitet er sehr viel gegen den Ball und macht Bälle vorne fest, was für unser Spiel einfach sehr enorm wichtig ist.
Transfermarkt: Mit Robin Hack harmoniert es auf der linken Seite auch sehr gut, die Freude nach dem ersten Tor nach seiner Vorlage war entsprechend riesig. Wieso passt es so gut zwischen Ihnen?
Ullrich: Wir verstehen uns abseits und auf dem Platz einfach sehr, sehr gut. Wir haben auch ein ähnliches Fußballverständnis. Deswegen harmonieren wir gut und ergänzen uns. Er weiß, dass er sich auf mich verlassen kann. Ich weiß, dass ich mich auf ihn verlassen kann. Es macht einfach Spaß, mit ihm auf einer Seite zu spielen.
Transfermarkt: Einen sichtbaren Einfluss hat auch Vizekapitän Julian Weigl, der Sie immer wieder auf dem Platz gepusht und mit großer Freude mit Ihnen gejubelt hat. Wie wichtig war er in der Anfangsphase für Sie?
Ullrich: Sehr wichtig. Er ist ein Führungsspieler und redet viel mit uns. Auch gerade mit den jungen Spielern, was es für uns viel einfacher macht. Ich verstehe mich auch mit ihm abseits des Platzes sehr gut. Er ist einfach ein feiner und sehr cooler Typ.
Transfermarkt: Sie scheuen sich aber längst nicht mehr, auch selbst mal den Ton anzugeben und Ihre Nebenmänner zu dirigieren. Wie nehmen die etablierten Spieler das wahr?
Ullrich: Ich finde, egal wer auf dem Platz steht, der muss Verantwortung übernehmen und Dinge ansprechen. Es ist egal, ob der 18 oder 30 ist. Das ist etwas Positives im Fußball, auf dem Feld sind alle gleich.
Trotz Interesse: Ullrich fokussiert auf Borussia Mönchengladbach
Transfermarkt: Das Interesse an Ihnen ist durch die Leistungen in den letzten Wochen noch mal deutlich gestiegen. So sollen Vereine aus der Bundesliga-Spitze, aber auch aus dem Ausland Sie auf der Liste haben. Namentlich genannt wurde bisher nur der VfL Wolfsburg. Wie verfolgen Sie den immer größer werdenden Rummel um Ihre Person?
Ullrich: Ja, der Rummel ist verrückt. Ich weiß auch vom Interesse mehrerer Vereine, aber das spielt für mich aktuell keine Rolle. Ich möchte mit Borussia so gut wie möglich sein, Spiele gewinnen und in der Tabelle so weit nach oben wie möglich.
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L. Ullrich |
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Transfermarkt: Gladbach hat in dieser Spielzeit nach 23 Partien schon so viele Punkte geholt wie in der Vorsaison, zuletzt waren es 2019/20 mehr, als man in der Königsklasse landete. Man ist mitten im engen Kampf um die internationalen Plätze, in der Formtabelle liegt die Fohlenelf sogar unter den ersten Vier. Ist es nicht Zeit, den Europacup als Ziel auszurufen?
Ullrich: Unser Ziel vor der Saison war ein einstelliger Tabellenplatz. Und bevor wir dieses Ziel nicht erreicht haben, macht es keinen Sinn, ein neues auszurufen. Wir geben weiter alles und dann wird man sehen, wo wir am Ende stehen. Es tut uns gut, dass wir von Woche zu Woche gucken. Einfach jetzt auf Heidenheim fokussieren, das ist das Wichtigste. Es macht gerade auf und neben dem Platz richtig Spaß, so soll es weitergehen.
FAQ: Borussia Mönchengladbach – Lukas Ullrich spricht über
1. Wer ist Lukas Ullrich?
Lukas Ullrich ist ein talentierter junger Fußballspieler, der in der Abwehr von Borussia Mönchengladbach spielt. Er hat sich in den letzten Jahren als vielversprechendes Talent entwickelt und wird von Fans und Experten beobachtet.
2. Welche Position spielt Lukas Ullrich?
Lukas Ullrich ist hauptsächlich als Linksverteidiger bekannt, kann jedoch auch in anderen defensiven Positionen eingesetzt werden. Seine Vielseitigkeit macht ihn zu einem wertvollen Spieler für das Team.
3. Wie kam Lukas Ullrich zu Borussia Mönchengladbach?
Ullrich kam aus der Jugendakademie einer anderen deutschen Mannschaft und wurde 2021 von Borussia Mönchengladbach in die erste Mannschaft geholt, nachdem er sich in den Jugendmannschaften bewährt hatte.
4. Was sagt Lukas Ullrich über seine Ziele bei Borussia Mönchengladbach?
Ullrich hat betont, dass er hart arbeiten möchte, um seine Fähigkeiten weiterzuentwickeln und einen festen Platz in der ersten Mannschaft zu finden. Er möchte seinen Beitrag zum Erfolg des Teams leisten und sich in der Bundesliga etablieren.
5. Wie steht Lukas Ullrich zum Team und der Vereinsatmosphäre?
In Interviews hat Ullrich die positive Atmosphäre und den Teamgeist bei Borussia Mönchengladbach hervorgehoben. Er fühlt sich von seinen Mitspielern und dem Trainerteam unterstützt, was ihm hilft, sich weiterzuentwickeln.
6. Welche Rolle spielt die Fanszene für Lukas Ullrich?
Ullrich hat betont, wie wichtig die Fans für die Motivation der Spieler sind. Er schätzt die Unterstützung und den leidenschaftlichen Einsatz der Fans und sieht sie als einen entscheidenden Faktor für den Erfolg des Teams an.
7. Was macht Lukas Ullrich in seiner Freizeit?
Neben dem Fußball interessiert sich Ullrich für verschiedene Freizeitaktivitäten, unter anderem für Sportarten wie Basketball und Fitness. Auch das Treffen mit Freunden und Familie ist ihm wichtig, um einen Ausgleich zum professionellen Fußball zu finden.
8. Wie sieht die Zukunftsaussicht für Lukas Ullrich aus?
Mit seinem Talent und der mindset, den er zeigt, sind die Aussichten für Lukas Ullrich vielversprechend. Es bleibt abzuwarten, wie sich seine Karriere bei Borussia Mönchengladbach entwickeln wird, aber er gilt als einer der vielversprechendsten Spieler der Bundesliga.
Falls Sie weitere Fragen zu Lukas Ullrich oder Borussia Mönchengladbach haben, zögern Sie nicht, diese zu stellen!