Barça-Zwangsabstieg durch Verjährung nicht möglich

Barça-Zwangsabstieg durch Verjährung nicht möglich
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LaLiga-Präsident Tebas fährt verbal schwere Geschütze gegen Real Madrid auf – Foto: Gualter Fatia/Getty Images

Reals Reformvorschläge gar nicht neu?

Erst ein offenbar zu Unrecht nicht gegebener Treffer von Vinícius Júnior, dann keine Rote Karte nach einer Grätsche von hinten in die Wade von Kylian Mbappé – ausgerechnet vom späteren Siegtorschützen Carlos Romero: Seit Real Madrids 0:1-Niederlage vom 1. Februar in LaLiga gegen Espanyol kommt der spanische Fußball nicht mehr zur Ruhe. Für die Königlichen war mit der zum Skandalspiel erklärten Partie in Barcelona das Fass übergelaufen, und zwei Tage später hatte der Madrider Klub einen Brandbrief an den spanischen Fußballverband RFEF sowie den Consejo Superior de Deportes, den Obersten Sportrat, eine Behörde der spanischen Regierung, geschickt, in dem er im Grunde das gesamte Schiedsrichtersystem kritisierte, eine strukturelle Reform forderte und das System als fehlerhaft, korrupt und betrügerisch bezeichnete. Nachdem Javier Tebas auf die Vorwürfe zunächst nur mit einer Nachricht auf dem Plattform X darauf reagierte, bezog der Präsident des spanischen Ligaverbandes nun in einem Interview mit dem Portal The Objective ausführlich Stellung und attackierte seinerseits Real Madrid und seinen Präsidenten scharf.

So sei es nicht wahr, dass es erst der spanische Rekordmeister war, der Reformen angeregt habe, vielmehr sei es er, Tebas selbst, gewesen, der noch 2023 vorgeschlagen habe, die Strukturen des spanischen Fußballs, im Speziellen des Schiedsrichterwesens nach dem englischen oder deutschen Modell zu ändern. Es würde bedeuten, dass die Schiedsrichter nicht mehr ausschließlich vom Verband abhängen, sondern Teil einer autonomen Gesellschaft werden, an der sowohl die Liga als auch der Verband beteiligt wären. In diesem Modell würde ein CEO ernannt, der von einem Verwaltungsrat kontrolliert würde, in dem die Liga, der Verband und andere wichtige Interessengruppen wie die Spielergewerkschaft vertreten wären. Real Madrid hingegen, das bis November des letzten Jahres ein Mitglied im Vorstand des Verbandes habe, greife nun diese Vorschläge auf, obwohl es lange geschwiegen habe: „Wenn sie im Vorstand des Verbandes saßen, der das zuständige Gremium in Sachen Schiedsrichterwesen ist, warum haben sie dort nichts gesagt? Warum haben sie keine Änderungen vorgeschlagen, als sie die Gelegenheit dazu hatten? Oder hatten sie kein Interesse daran, die Dinge richtig zu stellen?“, so Tebas. Jetzt werde aber von Real Madrid und seinem Fernsehsender (Realmadrid TV) ein verbal aggressives, manipuliertes Narrativ aufgebaut, nicht nur gegen die Schiedsrichter, sondern gegen den Wettbewerb selbst: „Den ganzen Tag lang wird von einer Verfälschung des Wettbewerbs gesprochen, was meiner Meinung nach ein bewusster Versuch ist, den Wettbewerb zu schädigen.“ 

„Sie weinen schon im Voraus“

Deshalb habe Liga-Verband LFP nun Realmadrid TV und den Verein selbst beim spanischen Fußballverband RFEF angezeigt, so Tebas, woraufhin sie sich auf das Recht auf freie Meinungsäußerung berufen haben. Dennoch bleibt der LaLiga-Chef bei seiner Meinung, dass alles, was die Königlichen in den letzten Wochen behaupten, eine absolut falsche Geschichte sei, die den gesamten Fußball in Frage stelle. Vor allem der Vorstand von Real Madrid habe mit dem Brief, den er neulich verschickt hat, dazu beigetragen. Gleichzeitig betont Tebas, dass zwischen dem Verein und seiner Führung unterschieden werden müsse: „Real Madrid ist viel mehr als sein Vorstand, und es gibt viele Madridistas, die diese Haltung nicht teilen, ich kenne viele Madridistas, die mit dieser Haltung des ständigen Jammerns des Klubs nicht einverstanden sind, mit diesem weinenden Klub, denn es scheint, als ob sie immer weinen. Sie weinen schon für dieses Wochenende oder die nächste Woche vor. Und an allem scheint eine angebliche jüdisch-freimaurerische Verschwörung schuld zu sein, und so ist es nicht. Wir sagen schon seit langem, was wir ändern wollen.“

Dabei macht der 62-jährige Funktionär überhaupt keinen Hehl aus seiner Animosität gegenüber Florentino Pérez, mit dem er nach eigener Aussage seit über drei Jahren nicht mehr gesprochen hat. Dabei sind ihm die Super-League-Pläne des Real-Präsidenten immer noch der größte Dorn im Auge. „Florentino Pérez vertritt einen oligarchischen Fußball, einen Fußball nur für die Reichen, wo einige wenige für alle anderen entscheiden. Wie er selbst einmal in El Chiringuito sagte: ‘Ich werde entscheiden, wie die Solidarität verteilt wird.’ Das ist der Fußball, den er verteidigt. Wir hingegen verteidigen einen demokratischeren Fußball, in dem jeder Verein eine Stimme hat. Florentino respektiert das nicht, er respektiert die Mehrheit nicht“, wettert Tebas. Ob Pérez die zitierte Aussage in der Fernseh-Talk-Show El Chiringuito so jemals getätigt hat, sei dahingestellt, das Zitat lässt sich durch Quellen jedenfalls nicht belegen. Einstweilen rechnet Tebas keineswegs damit, dass die Super League vom Tisch ist, denn „Florentino verliert nie. Wo immer Florentino ist, steht nichts still.“

Prompte Reaktion nach Ancelottis Kritik

Nachdem die Heulsusen-Attacke des LaLiga-Präsidenten bereits am Wochenende publik wurden, äußerte sich Real Madrids Trainer Carlo Ancelotti auf der Pressekonferenz am Dienstag dazu und warf Tebas vor, sich zu viel mit Real Madrid und viel zu wenig mit den wahren Problemen des spanischen Fußballs zu beschäftigen. Tebas’ Reaktion ließ nicht lange auf sich warten, denn nur wenige Minuten nach Ancelottis Aussagen in Valdebebas, reagierte der 62-Jährige mit einem X-Beitrag, in dem er betonte, dass seine Aussagen der Vereinsführung, und nicht dem Verein selbst gegolten hätten. Gleichzeitig behauptet Tebas, nach eigener Aussage ein Real-Fan zu sein, dessen Madridismo sich aber im Winterschlaf befinde, da er „Madridista, aber kein Florentinista“ sei, der königliche Vorstand würde Ancelotti für die Verbreitung seines Narratives einsetzen, was eine Schande sei.

Barça-Zwangsabstieg wegen Verjährung vom Tisch

Obwohl der Großteil des Interviews mit The Objective sich sich um Real Madrid und seinen Präsidenten drehte, äußerte sich Tebas auch zu anderen Themen, unter anderem auch über den Fall Negreira. Gegen den FC Barcelona wird wegen vermeintlicher Korruption im Sport, unfairer Verwaltung und Dokumentenfälschung ermittelt. Dass Barça dabei das Schlimmste noch bevorsteht, glaubt der LaLiga-Boss nicht. Zwar habe der Ligaverband beantragt, den Fall vor Gericht zu bringen, weil ihrer Ansicht nach genügend Beweise vorliegen, um festzustellen, dass der FC Barcelona ein Verbrechen der Sportkorruption begangen habe, und zwar nicht nur mit dem bloßen Angebot, sondern auch mit der Zahlung an Negreira mit der Absicht, Auf- und Abstiege zu beeinflussen. Dies reiche aus, um von Korruption im Sport auszugehen. Im Rahmen der vorliegenden Ermittlungen konnte Barça zwar der Kauf von Schiedsrichtern nicht nachgewiesen werden, doch die Zahlungen an Negreira sind laut Tebas unstrittig, und das sei bereits Korruption im Sport. Doch selbst bei einer Verurteilung vor Gericht muss der katalanische Großklub wohl keine sportlichen Konsequenzen befürchten: „In diesem Fall beträgt die Verjährungsfrist für Straftaten drei Jahre, und wir können keine andere Verjährungsfrist erfinden. Also, nein, aus diesem Grund würde es nicht zu einer Herabstufung der Ligazugehörigkeit kommen. Der Umfang der Strafen für Korruption im Sport weist viele Nuancen auf, und ich werde nicht zu sehr ins Detail gehen, da wir hier sonst einen Kurs in Strafrecht belegen würden. Zusammenfassend lässt sich jedoch sagen, dass die Sanktionen von der Auflösung einer Körperschaft oder eines Unternehmens bis hin zu Geldstrafen reichen können“, stellt Tebas klar.


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