Borussia Dortmund besiegt FC St. Pauli


Karim Adeyemi jubelte – aber er jubelte leise. Dabei hätte sein 2:0 mehr Freude verdient gehabt: Erst war er schneller und entschlossener als Philipp Treu, dann ließ er Eric Smith stehen und schob kühl ein, sodass auch Nikola Vasilj im Tor des FC St. Pauli keine Abwehrmöglichkeit hatte. Stumm und unbewegt schaute der 23-Jährige danach Richtung Dortmund-Fans.

Dieser feine Lauf nach Maximilian Beiers Befreiung im Anschluss an einen Hamburger Eckball war einer der raren Höhepunkte beim verdienten Sieg des BVB am Samstagnachmittag vor knapp 30.000 Menschen am Millerntor.

Auch bei zwei anderen Szenen stand der Stürmer mit den Wuschel-Locken im Mittelpunkt; in der 45. Minute gelang ihm beinahe das 1:0 – es war die einzige sehenswerte Szene der Dortmunder in einer ersten Halbzeit, die schwer an das 0:2 in Bochum vor zwei Wochen erinnerte. Doch nach der Pause wurde es besser. Erst bereitete Adeyemi den etwas kurios verlaufenden Treffer Serhou Guirassys vor (51. Minute, achtes Rückrundentor), dann war es der deutsche Nationalspieler selbst, der St. Paulis tapfere Bemühungen durchkreuzte, endlich mal wieder zuhause zu punkten. Quasi mit seinem 2:0 in der 58. Minute war der Mut des Aufsteigers dahin.

Der Rest dieser Partie war zum Einschlummern: St. Pauli konnte nicht, bei Dortmund wusste man nicht genau, ob mehr nicht möglich war. Souverän verteidigte Niko Kovacs Elf die zarten Versuche St. Paulis, wohl wissend, dass Alexander Blessins Mannschaft meist gut startet und stark nachlässt und für Aufholjagden eher nicht in Frage kommt.

„Wir stehen gerade kompakter, geschlossener“

Das Lob der Mannschaft in Schwarz und Gelb ging umgehend an den Trainer zurück – und an Adeyemi: „Karim arbeitet sehr gut gegen den Ball und kann mit seinem Tempo so viel für uns rausholen. Wir stehen gerade kompakter, geschlossener, lassen nicht viel zu“, sagte Abwehrspieler Nico Schlotterbeck in Richtung Stürmer und Coach.

Nun waren weder Union Berlin (6:0) in der Vorwoche noch der FC St. Pauli an diesem ersten Tag im März die bedrohlichsten Kontrahenten. Doch so zerzaust, wie der BVB zuletzt dastand, sind es nun wohl die kleinen Dinge, die Fußballspieler froh machen: Für den Moment landen sechs Punkte und 8:0-Tore auf dem Dortmunder Konto; das dürfte Selbstvertrauen spenden vor dem Champions-League-Achtelfinale am Dienstag (21.00 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zur Champions League und bei Prime Video) gegen OSC Lille. Zum ersten Mal in dieser Saison hat der BVB nun zweimal nacheinander gewonnen; St. Pauli verlor das vierte Spiel am Stück.

Sehr viel schlechter als in der ersten Halbzeit konnte es allerdings auch nicht werden. Im Aufbau langsam und in Person von Emre Can häufig fehlerhaft, in der Offensive ideenlos und weitgehend ungefährlich trat der BVB 45 Minuten lang an. Da hatten Kovacs Profis Glück, nach Chancen von Elias Saad, Jackson Irvine und Hauke Wahl nicht zurückzuliegen.

Vor allem Noah Weißhaupt, Leihspieler aus Freiburg, erschreckte Dortmund mit seinen Tempovorteilen. Umstritten, ob Rami Bensebainis Halten an Weißhaupt im Strafraum in der 33. Minute nicht doch ein Strafstoß war. Weder der ansonsten gute Schiedsrichter Stieler noch der Videoassistent im „Kölner Keller“ griffen ein.

St. Pauli nutzte die Dortmunder Schwächen aber nicht aus und wurde dafür bestraft. Schon die Möglichkeit Adeyemis in der 45. Minute ließ verschüttete Qualitäten aufblitzen, die dann nach dem Wechsel den Unterschied machten: Individuelle Klasse reichte, um in Hamburg zu siegen.

„Wir haben in der Pause von Dreier- auf Viererkette umgestellt und konnten St. Paulis erste Reihe so besser überwinden“, erklärte Kovac später, „wir hatten dann weniger Schwierigkeiten im Spielaufbau. Nach dem 1:0 hatten wir die Kontrolle und haben verdient gewonnen.“ Auch der, der gleichermaßen sinnbildlich für Dortmunder Erwartungen und Enttäuschungen steht, durfte am Ende noch mitmachen – Kovac wechselte zwei Minuten vor Schluss Julian Brandt ein. Es war das erste Mal in dieser Saison, dass Brandt – wenn fit – nicht in der Startelf stand.



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