
Das Pokal-Aus legt die Unstimmigkeiten beim SV Werder Bremen schonungslos offen: Leonardo Bittencourt spricht Klartext – und gerät auch in der Kabine noch mal mit Derrick Köhn aneinander.

Bedient: Leonardo Bittencourt.
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Als Derrick Köhn in Minute 82 durchaus behäbig zu seiner eigentlich überfälligen Auswechslung schritt, platzte Leonardo Bittencourt bereits an Ort und Stelle in der Bielefelder Schüco-Arena erstmals der Kragen: Noch bei Köhns Verlassen des Rasens startete verbal und gestikulierend quer über den Platz die erste Auseinandersetzung zwischen den beiden Werder-Profis. An der Seitenlinie musste der Ausgewechselte dann von Cheftrainer Ole Werner eingefangen werden.
“Es steht 1:2, aber man will halt noch sein Tape abmachen und dann erst runter vom Platz. Also, ich verstehe manche Jungs nicht: Geh runter, wir haben keine Zeit mehr! Ich weiß nicht, was in manchen Köpfen los ist. Ich habe da keinen Bock mehr drauf”, platzte es in der Mixed Zone ein zweites Mal aus Bittencourt heraus.
Anschließend soll es nach kicker-Informationen dann auch in der Bremer Kabine noch zu einer weiteren Auseinandersetzung zwischen ihm und Köhn gekommen sein. Etwaige Handgreiflichkeiten wies man bei Werder zurück, das Scharmützel solle intern geklärt werden, heißt es auf Nachfrage. Konsequenzen für die Spieler seien nicht zu erwarten.
Bittencourt: “Es ist wahrscheinlich zu lieb”
Werder zerfleischt sich aktuell jedenfalls selbst: Der 0:5-Bundesliga-Klatsche zuletzt in Freiburg, als die Mannschaft bereits erstmals bedenklich in ihre Einzelteile auseinanderfiel, folgte am Dienstagabend beim 1:2-Pokal-Aus insbesondere in Hälfte eins der nächste Offenbarungseid.
Was Bittencourt im Nachgang zu einem kompletten Kahlschlag veranlasste: “Ich werde das jetzt alles klar ansprechen – und entweder marschieren die Jungs jetzt mit oder wir gehen halt unter, ganz einfach.”
Angesprochen auf die bereits zuletzt thematisierten atmosphärischen Störungen im Bremer Team, entgegnete der 31-Jährige: “Nein, die gibt es nicht – und das ist das Problem, vielleicht muss da ein bisschen Störung rein. Es ist wahrscheinlich zu lieb, alles ist immer schön, alles ist immer gut. Es werden Sachen angesprochen, aber dann heißt es gleichzeitig: ‘Ja, du weißt doch, wie ich es meine.’ Und da rasier’ ich jetzt rüber, ist mir scheißegal.”
Die Saison droht in die Bedeutungslosigkeit abzudriften
Der zur Halbzeit eingewechselte Mittelfeldspieler sorgte in den zweiten 45 Minuten zumindest für ein Bremer Aufbäumen in Bielefeld, der 276-malige Bundesliga-Profi agierte aufmüpfig, führte an – bereitete zudem anspruchsvoll den 1:2-Anschlusstreffer vor. Hätte ein solcher Spielertyp der Mannschaft nicht von Beginn an gutgetan?
“Ich kenne die deutsche Liga, die erste, zweite und dritte”, sagte der Joker: “Schade – aber letztendlich ist es die Trainer-Entscheidung. Und ich nehme das an, weil ich will, dass wir erfolgreich sind.”
Letztlich vermittelte Bittencourt jedoch nur als einer der wenigen Bremer den Anschein, sich der speziellen Anforderungen in einem Pokal-Viertelfinale bei der Arminia auch bewusst gewesen zu sein: “Da wissen wir doch, was uns erwartet.” Der große Rest offensichtlich weniger.
Bittencourt: “Wir denken, wir sind die Krassesten”
Nachdem Werder seine zuvor aussichtsreiche Position bereits in den vergangenen Wochen als schlechtestes Bundesliga-Team im Jahr 2025 (nur ein Sieg in acht Spielen) verspielt hatte, droht die Saison mit dem Pokal-Aus nun völlig in die Bedeutungslosigkeit abzudriften.
“Das regt mich halt am meisten auf. Dass wir es nicht geschafft haben, dranzubleiben”, kritisierte Bittencourt: “Keine Ahnung, warum. Wir denken, wir sind die Krassesten – oder was weiß ich. Das geht mir einfach auf den Sack, was wir hier für Chancen wegschmeißen.”
Die restlichen elf Bundesliga-Spiele rief der Werder-Profi nun in erster Linie dazu aus, “ein anderes Gesicht zu zeigen”, so Bittencourt. Falls Werder das nicht hinbekommen sollte – gegen Wolfsburg, Leverkusen und Gladbach? “Dann weiß ich auch nicht, wo das enden soll.”