

Der BVB steht am Scheideweg. Und das Spiel auf St. Pauli ist richtungsweisend. Ein Kommentar.
Dortmund – Für Borussia Dortmund steht am Samstag die ganze Saison auf dem Spiel. Warum der BVB beim FC St. Pauli unbedingt gewinnen muss, kommentiert RUHR24-Redakteur Nicolas Luik.
Warum das Spiel gegen St. Pauli die gesamte BVB-Saison entscheidet
Beim jüngsten 6:0-Kantersieg gegen Union Berlin dominierte der BVB die Schlussviertelstunde in einer Weise, die langjährige Beobachter kaum mehr für möglich hielten. Es waren glanzvolle 15 Minuten, die an bessere Zeiten erinnerten.
Auffällig: Die Dortmunder griffen diesmal zu einfachen Mitteln wie Flanken aus dem Halbfeld, waren sich auch für den einen oder anderen Distanzschuss nicht zu schade – anstatt sich pausenlos am gegnerischen Sechzehner ins Nirwana zu „kombinieren“.
BVB spielt plötzlich mit Selbstvertrauen und findet spielerische Lösungen
Variables Offensivspiel macht weniger ausrechenbar. Zudem scheint die Defensive gefestigt: Nico Schlotterbeck und Emre Can harmonieren zusammen in der Abwehrzentrale und sorgen für Stabilität.
Möglicherweise tritt endlich ein Trainer-Effekt beim BVB ein. Niko Kovac hat seine Mannschaft und einzelne Spieler zuletzt über alle Maßen öffentlich starkgeredet. So sehr, dass es schon befremdlich wirkte.
BVB wie verwandelt: Haben wir gegen Union Berlin eine neue Borussia gesehen?
Pascal Groß etwa bekam vor dem Spiel gegen Union Berlin ein Sonderlob, obwohl er in den Wochen zuvor enttäuscht hatte. Der Mittelfeld-Mann bedankte sich in offensiverer Rolle als üblich mit vier Tor-Vorlagen in einem Spiel. Das schafften seit Beginn der detaillierten Datenerfassung 2004/05 nur zwei weitere Spieler im deutschen Oberhaus.
Hat der neue Trainer es tatsächlich geschafft, dem BVB ein neues Selbstverständnis zu vermitteln? Mehr Selbstvertrauen, mehr Gier und eine spielerische Identität? Klar ist: Es war „nur“ Union Berlin. Ein unangenehmer Gegner zwar, der aus sechs Bundesliga-Spielen in Dortmund aber noch keinen einzigen Punkt geholt hat.
BVB steht in Hamburg am Scheideweg: Mit Sieg ist sogar die Champions League noch drin
Entscheidend für den weiteren Saisonverlauf wird sein, wie der BVB sich am Samstag (1. März, 15.30 Uhr) beim FC St. Pauli präsentiert. Dortmund steht in Hamburg am Scheideweg.
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Im Erfolgsfall ist sogar die Qualifikation für die Champions League noch drin. Denn die potenziell stärksten Konkurrenten VfB Stuttgart und RB Leipzig schwächeln. Sie sind nur vier beziehungsweise sechs Punkte entfernt vom Revierklub.
BVB-Niederlage in St. Pauli wäre erneuter Offenbarungseid: Grüßt wieder das Murmeltier?
Der Rückstand auf den Viertplatzierten SC Freiburg beträgt sieben Punkte. Gewinnt der BVB auf St. Pauli, kann nach oben noch etwas gehen. Verliert die Kovac-Elf aber am Millerntor, ist die komplette Saison im Eimer.
Dann war das Schützenfest gegen Union Berlin wieder nur eine Eintagsfliege. Das gewohnte Aufflackern eines Potenzials, das im darauffolgenden Spiel wie weggeblasen ist.

BVB auf St. Pauli vor richtungsweisendem Spiel – Punkt-Verlust bedeutet Europa-Aus
Dann herrscht die Gewissheit – sowohl intern als auch extern – dass auch der neunte Trainer in den vergangenen zehn Jahren diesem Verein keine Konstanz verleihen kann. Dass der BVB nicht so gut ist, wie er sich selbst wünschen würde.
Und rein rechnerisch ist es so: Die Spiele werden immer weniger. Mit jeder weiteren Niederlage oder selbst einem Remis wird es statistisch immer unrealistischer, überhaupt noch ins internationale Geschäft einzuziehen.
BVB hat brutales Restprogramm: Deshalb ist ein Sieg auf St. Pauli elementar wichtig
Zumal eine Siegesserie im Falle des Scheiterns auf St. Pauli wegen des knüppelharten Restprogramms unrealistisch ist. Der BVB muss noch in Leipzig, in Freiburg, in München, in Sinsheim und in Leverkusen ran!
Wenn es die Mannschaft nicht schafft, bei einem Aufsteiger zu gewinnen, wie soll sie bei RB, beim FC Bayern und beim amtierenden Deutschen Meister bestehen? Versagt die Borussia auf St. Pauli, ist die Saison verloren.
Deshalb ist es am Samstag von elementarer Bedeutung, weiter Fortschritte zu zeigen, Selbstvertrauen zu tanken und drei Punkte zu holen. Und so gestärkt in den schwierigen Saison-Endspurt zu gehen.
Dieser Kommentar entspricht der Meinung des Autors und muss nicht die Ansicht der kompletten Redaktion widerspiegeln.