Bundesliga: VfL Bochum düpiert BVB – Masouras-Doppelpack in 2 Minuten

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Siege für Gladbach & Freiburg 

Bundesliga: VfL Bochum düpiert BVB – Masouras-Doppelpack in 2 Minuten

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Blamage statt Befreiungsschlag: Borussia Dortmund hat das Derby beim stark abstiegsbedrohten VfL Bochum verloren und rutscht immer tiefer in die Krise. Das Team von Trainer Niko Kovac unterlag dem Revierrivalen verdient mit 0:2 (0:2). Vier Tage nach dem Sieg in der Champions League bei Sporting leistete sich der BVB krasse defensive Patzer und war vorne harmlos.

Einen Rückschlag im Kampf um die Königsklassenplätze kassierte auch der VfB Stuttgart durch das 1:2 (0:0) gegen den VfL Wolfsburg. Der SC Freiburg kletterte dank eines 1:0 (0:0) bei Aufsteiger FC St. Pauli an den Schwaben vorbei auf Platz fünf. Auch Borussia Mönchengladbach untermauerte dank des 2:1 (2:0) beim 1. FC Union Berlin seine Europapokal-Ambitionen.

Das Szenario einer BVB-Saison ohne internationalen Startplatz wird immer realistischer. Dortmund ist nur noch Mittelmaß. Erstmals seit 41 Jahren unter Timo Konietzka verlor wieder ein BVB-Trainer seine ersten beiden Bundesliga-Partien. In den vergangenen sechs Ligaspielen hat die Borussia nur einmal drei Punkte geholt.

Bochum schöpfte mit dem prestigeträchtigen Erfolg dagegen neuen Mut im Abstiegskampf. Der VfL gab zumindest vorübergehend den letzten Platz an Holstein Kiel ab. Vor 26.000 Zuschauern im ausverkauften Ruhrstadion erzielte Georgios Masouras (33./35. Minute) beide Bochumer Tore.

Kovac hatte ein „schwieriges“ und „Kampf-geprägtes“ Spiel erwartet. Und tatsächlich hielt der VfL von Beginn an mit hoher Einsatzbereitschaft, aber auch mit Spielfreude, dagegen. Die Gastgeber kamen gut in die Partie. Dortmund hatte früh Probleme. Gerade einmal drei Minuten waren gespielt, da war BVB-Keeper Gregor Kobel bei einem Schuss von Bochums Winterneuzugang Masouras erstmals gefordert. Auch bei der zweiten Chance des Griechen war der 27-Jährige zur Stelle. In der 11. Minute zeigte sich dann auch die Borussia gefährlich vor dem gegnerischen Tor. Serhou Guirassy ließ VfL-Verteidiger Erhan Masovic ins Leere laufen und scheiterte dann freistehend an Torwart Timo Horn. Der 31-Jährige gab als Ersatz für den erkrankten Patrick Drewes sein Pflichtspieldebüt für Bochum.

Viel zu tun bekam er in der Folge erstmal nicht mehr. Die Gastgeber blieben gegen den Champions-League-Finalisten des Vorjahres die bessere Mannschaft und belohnten sich mit einem Doppelpack: Erst drückte Masouras den Ball nach starker Vorarbeit von Philipp Hofmann über die Linie, dann nutzte er einen haarsträubenden Dortmunder Abwehrfehler eiskalt aus. Niklas Süle, der erstmals seit Anfang Dezember wieder in der Bundesliga spielte, wollte den Ball zu Kobel zurückspielen. Masouras lief den Rückpass jedoch ab und traf zum 2:0 für Bochum.

Dortmund mühte sich um eine schnelle Antwort, kam jedoch nur vereinzelt zu Chancen. Guirassy und Nico Schlotterbeck trafen das Tor nicht, bei einem Versuch von Julian Brandt war Horn zur Stelle. Auf der Gegenseite verhinderte Kobel nach einer Stunde gegen den agilen Gerrit Holtmann das dritte Bochumer Tor. Mit zunehmender Spieldauer erhöhte der BVB zwar den Druck. Den Gästen fiel jedoch zu wenig ein, um die gut sortierte Bochumer Abwehr vor größere Probleme zu stellen. Der VfL brachte den Sieg souverän über die Zeit.

VfL Wolfsburg dreht Partie beim VfB Stuttgart

Trotz des sehenswerten Solos von Joker Nick Woltemade hat der VfB Stuttgart einen Rückschlag im Kampf um die erneute Qualifikation für die Champions League hinnehmen müssen. Die Mannschaft von Coach Sebastian Hoeneß musste sich in der Bundesliga dem VfL Wolfsburg mit 1:2 (0:0) geschlagen geben. Dadurch beendeten die Gäste, die sich weiter im Tabellenmittelfeld aufhalten, ihre Sieglos-Serie im fünften Anlauf. Stuttgart verpasste den Sprung auf einen Königsklassen-Platz und ist nur noch Sechster.

58.000 Zuschauer sahen ein intensives, aber auch fehlerbehaftetes Duell. Die beste Möglichkeit im ersten Durchgang vergab VfB-Kapitän Atakan Karazor per Kopf (44. Minute). Nach der Pause brachte Woltemade die Gastgeber in Führung (72.), ehe der ehemalige Stuttgarter Tiago Tomás nur fünf Minuten später ausglich und Mohamed Amoura die Partie per verwandeltem Handelfmeter drehte (87.).

Hoeneß hatte ungeachtet der fehlenden Erfolgserlebnisse vor den Niedersachsen gewarnt: „Das ist eine richtig gute Mannschaft. Sie haben sich zuletzt auf gutem Niveau stabilisiert. Es wird eine schwere Aufgabe.“ Besonders in der Anfangs- und in der Schlussphase zeigten die Wolfsburger, weshalb der Stuttgarter Trainer Recht hatte.

Zumal seine eigene Mannschaft eher passiv startete. Der VfB rannte häufig hinterher und wagte erst nach einer Viertelstunde erste zaghafte Angriffsversuche über die sonst so gefährliche linke Seite mit den beiden Nationalspielern Chris Führich und Maximilian Mittelstädt. Doch immer wieder fehlte den Mitspielern bei Hereingaben die entscheidenden Zentimeter oder eine saubere Ballannahme.

In der Defensive hatte Josha Vagnoman so seine liebe Mühe – vor allem mit dem quirligen VfL-Flügelspieler Patrick Wimmer. Nach einem Diagonalball entwischte der Österreicher seinem Gegenspieler, doch VfB-Abwehrchef Jeff Chabot rettete für den abgehängten Vagnoman in höchster Not (22.). Wenig später touchierte der Rechtsverteidiger der Schwaben Amoura im Strafraum, Tobias Welz reichte die Berührung allerdings nicht für einen Elfmeterpfiff. Ähnlich bewertete er die Situation nach einer halben Stunde, als Chabot nach einem ruhenden Ball zu Boden ging.

Hasenhüttl verfolgte das Spiel unaufgeregt mit den Händen in den Taschen seiner langen Winterjacke. Schon im Vorfeld hatte er vermutet, dass der VfL auch mit einer ersatzgeschwächte Elf dem Vizemeister Paroli bieten würde. „Wir haben zwar wieder einen guten Gegner vor der Brust, aber wir sind auch nicht so schlecht und fahren da mit Selbstvertrauen hin“, hatte der 57-Jährige gesagt. Unter anderem musste er Kapitän Maximilian Arnold und Stammtorhüter Kamil Grabara ersetzen. Trotz der Ausfälle und fehlender Torschüsse zeigten die Gäste im ersten Durchgang einen ordentlichen Auftritt.

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Auch nach dem Seitenwechsel fehlte den Gastgebern, die erstmals seit ihrem Aus in der Champions League und dem Weiterkommen im DFB-Pokal wieder eine komplette Trainingswoche absolvieren konnten, die nötige Konsequenz im letzten Drittel. Leweling prüfte Marius Müller, der im Nachfassen die Situation entschärfte (52.).

Offensiv taten sich beide Mannschaften weiter schwer. Die Wolfsburger erweckten zeitweise den Eindruck, als könnten sie mit dem Punkt gut leben. Denn allzu großes Risiko wagten sie auch weiterhin nicht. Das wurde kurzzeitig bestraft. Der eingewechselte Woltemade ließ alle VfL-Abwehrspieler aussteigen und erzielte die Führung. Diese hatte allerdings nur fünf Minuten Bestand, denn auf der Gegenseite ärgerte Tomás seinen Ex-Klub. Dann zog Wimmer ab und traf den ausgestreckten Arm von Vagnoman. Den fälligen Strafstoß, den Welz nach Betrachtung der Bilder gab, verwandelte Amoura mit etwas Glück.

Union Berlin unterliegt Borussia Mönchengladbach knapp

Der Positivtrend des 1. FC Union Berlin ist schon wieder gestoppt. Die Eisernen kassierten daheim im ausverkauften Stadion An der Alten Försterei ein 1:2 (0:2) gegen Europapokal-Anwärter Borussia Mönchengladbach. Mit schnellem und direktem Spiel legten die Gäste die Schwächen der Mannschaft von Trainer Steffen Baumgart offen, die Tore für Gladbach erzielten Lukas Ullrich (10. Minute) und Tim Kleindienst (26.).

Per Foulelfmeter gelang Andrej Ilic (63.) noch der Anschlusstreffer für die Berliner nach einer deutlichen Leistungssteigerung in der zweiten Hälfte. Für zumindest einen Punkt reichte es aber nicht. In der Tabelle verpassten es die Berliner, sich nach zuletzt vier Punkten aus zwei Spielen weiter von den Abstiegsrängen abzusetzen. Die Gladbacher unterstrichen ihre Ambitionen auf den Einzug ins internationale Geschäft.

Eines wollte Baumgart unbedingt wieder: In die neue Trainingswoche mit einem Lächeln wie nach dem Sieg zuvor auswärts gegen die TSG 1899 Hoffenheim starten. Sogar zwei Spiele nacheinander ohne Gegentor ließen die Eisernen zunächst auch recht resolut wirken. Sie versuchten, das Spiel zu machen. Und nach nur vier Minuten landete der Ball plötzlich auf der Latte des Gladbacher Tores. Außenverteidiger Robert Skov hatte es nach vorn gezogen, sein Kopfball sorgte für den ersten Aufreger-Moment.

Doch jubeln konnten die Gäste ein paar Minuten später. Zu leicht ließen die Berliner die Borussen über deren linke Seite wirbeln. Ullrich leitete den Angriff selbst ein, nach einer Vorlage von Robin Hack drosch er den Ball vor dem Block der Union-Anhänger ins Tor – auf den Rängen herrschte kurz erst einmal Ruhe.

Auch das frühe Verletzungs-Aus für Gladbachs Keeper Moritz Nicolas, für den Jonas Omlin von der Bank ohne großes Aufwärmen ins Tor musste, konnten die Gastgeber nicht nutzen. Stattdessen setzten sich die Borussen beim nächsten Treffer auf ihrer rechten Seite durch, Nationalspieler Kleindienst musste in der Mitte nur noch den Fuß hinhalten.

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Und die Gastgeber konnten froh sein, mit nur zwei Gegentoren in die Pause zu gehen. Torwart Frederick Rönnow musste gleich mehrfach retten, bei einem Lattenkracher von Robin Hack nach einer herrlichen Ballannahme wäre aber auch er in der langen Nachspielzeit der ersten Hälfte geschlagen gewesen.

Den Willen, die Partie wieder zu ihren Gunsten zu kippen, konnte niemand der Mannschaft von Baumgart absprechen. Dass die nun mit einer Dreierkette agierenden Berliner nach der Pause auf ein schnelles Tor drängen würden, damit dürfte Kollege Gerardo Seoane auch gerechnet haben. Probleme bekamen die Gäste dennoch. In der 54. Minute retteten die Gladbacher gerade noch mit vereinten Kräften nach einem 15-Meter-Schuss von Benedict Hollerbach.

Nach einem Schubser von Kleindienst gegen den eingewechselten Tom Rothe zeigte Schiedsrichter Sven Jablonski auf den Elfmeterpunkt – allerdings erst nach mehrfacher Ansicht der Szene per Video. Ilic verwandelte den Strafstoß sicher. Zwar wurde es noch mal richtig spannend – ein Tor fiel trotz einer Riesenchance für Tom Rothe in der sechsminütigen Nachspielzeit aber nicht mehr.

Freiburg siegt bei St. Pauli: Slapstick von Grifo, Pechvogel Treu

Durch ein Eigentor kurz vor Schluss hat der FC St. Pauli ein emotionales Bundesliga-Heimspiel noch verloren. Begleitet von der Debatte um die Stadionhymne des Klubs und von dem Duell der beiden Eggestein-Brüder unterlag der Aufsteiger dem SC Freiburg mit 0:1 (0:0).

Das Tor für den Tabellensechsten der Fußball-Bundesliga fiel erst in der 88. Minute, weil Philipp Treu einen Schuss von Christian Günter noch ins eigene Netz lenkte. Für die Freiburger war es im engen Rennen um die Europa-League-Plätze bereits der dritte 1:0-Sieg in Serie. Da fiel es am Ende auch nicht mehr ins Gewicht, dass Vincenzo Grifo kurz vor der Pause einen Foulelfmeter auf groteske Weise verschossen hatte (45.).

Für den Aufsteiger aus Hamburg war es dagegen ein bitterer Nachmittag in einer angespannten Situation. Kurz nach dem 0:1 verletzte sich auch noch der amerikanische Neuzugang James Sands offenbar schwerer am Knie. Und diesmal war es am Millerntor auch schon vor dem Spiel laut geworden. Da begründeten Präsident Oke Göttlich und Sicherheitschef Sven Brux über die Stadionmikrofone die Entscheidung, zum ersten Mal seit 20 Jahren nicht mehr das Lied „Herz von St. Pauli“ vor einem Heimspiel des Kiezklubs zu spielen.

Hintergrund ist die NS-Vergangenheit des Texters, die die Mitarbeitenden des Vereinsmuseums selbst recherchiert hatten. Seitdem diskutieren viele St.-Pauli-Fans, ob man das Lied im Stadion weiter einspielen oder dieses Ritual beenden solle. Die Reaktion vor dem Anpfiff war ähnlich zwiegespalten: Ein Teil der Anhänger applaudierte, ein anderer Teil pfiff den Präsidenten sogar aus.

Zwischen St. Paulis Johannes und Freiburgs Maximilian Eggestein ging es da deutlich harmonischer zu. Beide wuchsen in Hannover auf, beide wurden bei Werder Bremen ausgebildet – und beide hatten es in diesem Spiel gleichermaßen schwer. Gegen die überlegenen Freiburger bekam St. Paulis Eggestein als einsamer Mittelstürmer nur selten den Ball. Gegen kompakt verteidigende Hamburger wiederum tat sich Freiburgs Eggestein als Spielgestalter ebenfalls schwer. Nur selten war einmal eine Lücke in diesem Abwehrverbund zu finden.

Die Gäste hatten trotzdem die deutlich besseren Chancen. In der 13. Minute tauchte Ritsu Doan auf einmal allein vor Nikola Vasilj auf, scheiterte aber mit einem zu unpräzisen Schuss am starken St.-Pauli-Torwart. Ein Freistoß von Grifo flog nur knapp über das Tor (43.) und dann folgte der Slapstick-Elfmeter des 31-Jährigen: Locker, lässig lief Grifo an und wollte den Ball in die Mitte des Tores lupfen. Doch da stand Vasilj und hätte den auch mit einer Mütze fangen können.

Beim FC St. Pauli gehören insgesamt vier ehemalige Freiburger zum Kader und auch der Sportchef Andreas Bornemann spielte und arbeitete früher einmal für den SC. Der Stadionsprecher stellte die Hamburger deshalb auf launische Weise als „Badischer FC“ vor, aber die besondere Kenntnis der Freiburger Spielweise half dem Aufsteiger kaum.

Offensiv blieb St. Pauli auch nach der Pause harmlos. Die meisten vielversprechenden Konterchancen wurden zu überhastet abgeschlossen. Auch bei einer Schlussoffensive in den letzten zehn Minuten kam bis auf eine gute Kopfballchance für Jackson Irvine (85.) nichts heraus. Aber auch die dominanten Freiburger nutzten ihre Möglichkeiten lange Zeit nicht. In der 57. Minute trat erneut Grifo an: diesmal zum Freistoß und diesmal auch mit Schmackes. Aber wieder hielt Vasilj stark.



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