
Wolfsburg. Vor allem für die lahmende Offensive müssen die Fußballerinnen des VfL Wolfsburg vor dem Topspiel gegen Frankfurt schnell Antworten finden.
Es ist eine ungewohnte wie knifflige Situation bei den Fußballerinnen des VfL Wolfsburg: Schon das 0:0 in der Bundesliga beim 1. FC Köln vor einer Woche warf Fragen auf. Das historische Aus des Abo-Siegers im DFB-Pokal-Viertelfinale am Mittwoch bei der TSG Hoffenheim hat diese noch mal in einer ganz anderen Qualität unterstrichen. Am Sonntag (16.45 Uhr) steht vor erwarteten 8.000 Zuschauern in der VW-Arena das Spitzenspiel gegen Tabellenführer Eintracht Frankfurt an. Und die Wölfinnen müssen binnen kürzester Zeit Antworten und Lösungen präsentieren.
Vor allem die sonst so brandgefährliche Wolfsburger Offensive lahmt im Februar 2025 gewaltig. Kein Tor in Köln, keines in Hoffenheim. Vergleichbar sind beide Partien nicht, denn beim 1. FC hätte der VfL angesichts zahlreicher Top-Möglichkeiten auch einen Kantersieg herausschießen können. Bei der Pokal-Sensation der TSG war die Abteilung Attacke dagegen ziemlich ratlos, wie sie die Kraichgauerinnen knacken kann, ohne dass die sich komplett hinten eingeigelt hätten. Trainer Tommy Stroot, der die Erwartungen nach dem für ihn „wahrscheinlich besten Trainingslager“ selbst hoch angesetzt hatte, hatte eigentlich erwartet, dass seine Mannschaft schon weiter sei.
Welchen Vorwurf sich die VfL-Fußballerinnen auch laut ihrem Coach gefallen lassen müssen
So viel Kritik wie nach dieser verkorksten Woche ist in den vergangenen Jahren selten auf ihn und sein Team eingeprasselt. Die Mannschaft wirkt angeschlagen, der Klub wie im Krisenmodus. Bei den meisten Kritikpunkten ging bei der Spieltags-Pressekonferenz auch der Trainer mit: „Diese Sauberkeit im letzten Pass zu haben, diese Klarheit im letzten Abschluss zu haben. Da müssen wir uns vorwerfen, dass wir in den Aktionen nicht sauber genug waren und vielleicht auch hin und wieder zu hektisch.“ Es war im zurückliegenden Jahrzehnt eigentlich eine große Stärke der Wolfsburgerinnen, sich auch von Rückschlägen nicht unterkriegen zu lassen und spät im Spiel noch reagieren zu können. Das aber fehlte in Hoffenheim komplett.
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„Dieses entscheidende 1:0 oder das entscheidende 1:1 zu erzielen und in diesen Momenten sehr klar zu bleiben, das ist aktuell die Challenge, die wir haben.““
Klarheit und Ruhe in Drucksituationen – darum geht‘s in Wolfsburg. Stroot erklärt: „Und das vor allem in engen Spielen, in denen es darum geht, eine Entscheidung zu fällen. Wenn man 2:0 führt, ist es leicht, das dritte vierte, fünfte Tor nachzulegen. Aber dieses entscheidende 1:0 oder das entscheidende 1:1 zu erzielen und in diesen Momenten sehr klar zu bleiben, das ist aktuell die Challenge, die wir haben.“
Der Ansatz des VfL-Trainers wirkt dabei simpel: „Weiterzumachen ist erstmal ganz wichtig.“ Die Qualitäten dieser Mannschaft seien nach zwei torlosen Partien nicht verschwunden. „Es gilt, das Ganze in diesen Konstellationen abzurufen“, so Stroot weiter. „Und das nochmal herauszukitzeln, ist ein ganz entscheidender Faktor.“ Die ersten Eindrücke, wie sich die Mannschaft nach der ersten Pokal-Niederlage seit November 2013 im Training und in den Gesprächen präsentierte, stimmen den 36-Jährigen positiv, dass es gegen Frankfurt klappen kann.
Alles-oder-nichts-Spiel Frankfurt? In diese Falle tappt Wolfsburgs Coach nicht
Gleichwohl tappt der Coach nicht in die Falle, aus Frankfurt ein Alles-oder-nichts-Spiel zu machen. In punkto Bundesliga-Titelkampf backen die Wolfsburgerinnen erst einmal kleinere Brötchen. Sie hatten sich vor Saisonbeginn ohnehin klar als Herausforderer positioniert. Zunächst einmal gelte es, betonte Stroot am Freitag, so schnell wie möglich die Champions-League-Qualifikation einzutüten. Dafür muss ein Platz in den Top 3 her. Erst danach schaue man Schritt für Schritt weiter, wie weit nach oben es gehen kann. Dennoch gilt angesichts von drei Punkten Rückstand auf die Eintracht und dem deutlich schwächeren Torverhältnis: „Wir haben vor, dieses Spiel an uns zu reißen und es auch zu gewinnen.“

Laura Freigang (in weiß) und Eintracht Frankfurt feierten gegen den VfL im Hinspiel einen verdienten 3:0-Erfolg.
© IMAGO/Norina Toenges | IMAGO/Norina Toenges
Ein Schlüsselspiel und ein Stimmungstest wird Frankfurt auf jeden Fall. In der Hinserie hatten die Wölfinnen bei der Eintracht eine hochverdiente 0:3-Niederlage kassiert. Das Team aus der Main-Metropole schafft es bisher, die Phalanx des Spitzenduos VfL und Bayern München zu brechen. Erwartet hatten das viele schon in den zurückliegenden Jahren. „Wir wissen aus dem Hinspiel wie unangenehm sie sind, wie stark sie in Umschaltsituationen sind, welche Dynamik sie entwickeln können“, betont der Wolfsburg-Trainer und ergänzt: „Wir wissen aber auch: Wenn wir sauber in unsere Aktionen reinkommen und unsere Qualitäten auf den Platz bringen, dass wir für jede Mannschaft in der Frauen-Bundesliga eben dementsprechend sehr gefährlich sein können und in der Lage sind, solche Spiele zu gewinnen.“
Führungsspielerin Marina Hegering dürfte in die Startelf zurückkehren
Mit Abwehrspielerin Marina Hegering, die in Hoffenheim in der Schlussphase eingewechselt wurde, steht gegen Frankfurt eine weitere Führungsspielerin wieder für die Startelf bereit. „Spielerinnen mit einer so großen Erfahrung wie Marina dabei zu haben, ist in solchen Situationen sehr wertvoll. Die Art und Weise wie sie verteidigt und mit Mentalität in die Duelle geht, kann die Arena auch ein bisschen anstecken und tut jeder Mannschaft in gewissen Situationen gut.“

Marina Hegering ist bei den VfL-Fußballerinnen für das Spitzenspiel gegen Eintracht Frankfurt wieder eine Option für die Startelf.
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Im Spitzenspiel wird der Fokus auch auf Stina Johannes liegen. Die Eintracht-Keeperin, die aus Hannover stammt, soll ab der kommenden Saison das Wölfinnen-Tor hüten. Ob Torhüterin Merle Frohms, seit dem Start in die zweite Saisonhälfte überraschend nur noch Nummer 2, gegen ihren Ex-Klub auf der Bank Platz nimmt, ist noch offen. Sie hatte zuletzt mit einer Grippe gefehlt. Weiter im Aufbau befinden sich Kristin Demann, Camilla Küver und Luca Papp.
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