
Wetzlar. Seit dem vergangenen Sommer bleibt Dominik Mappes mehr Zeit für seine kleine Familie. Vorbei ist die tägliche Pendelei zwischen dem Wohnort im mittelhessischen Hüttenberg und dem Arbeitsplatz in Gummersbach. Der Verkehrsfunk, der immer wieder Staus und Baustellen auf der Autobahn vermeldete, hat Sendepause. Der 30-jährige Regisseur spielt wieder vor der Haustür – bei der HSG Wetzlar, die am Sonntag (16.30 Uhr/THW-Kiel-Liveticker) den THW Kiel in der Buderus Arena empfängt.
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Haken dran! Hinter die Pendelei, aber auch hinter die Zebras. Acht vergebliche Anläufe unternahm Mappes mit dem TV Hüttenberg, dem HC Erlangen, den Eulen Ludwigshafen und dem VfL Gummersbach, um einen Sieg gegen den THW Kiel feiern zu können. Am 19. Spieltag der Vorsaison konnte der Spielmacher endlich einen Erfolg verbuchen.
Mappes feierte mit dem VfL Gummersbach endlich „seinen“ Sieg gegen die Zebras
Mit 40:29 jagten die Gummersbacher den THW aus der Schwalbe-Arena, Mappes steuerte vier Tore bei und setzte im neunten Versuch einen Haken auf seiner persönlichen Bucket-List. „Man will in seiner Karriere gegen alle großen Klubs mal gewinnen. Dass es dann endlich gegen den THW geklappt hat und auch noch so deutlich, machte die Sache umso schöner. Das kann mir keiner mehr nehmen – ist aber auch schon Vergangenheit“, sagt Mappes.
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Seine Gegenwart heißt Wetzlar. Nur zwölf Kilometer entfernt von der eigenen Haustür in Hüttenberg. Dort, wo er seine handballerischen Wurzeln hat. Wo er mit seiner Frau, einer Lehrerin, und seinem vierjährigen Sohn 2021 ein Eigenheim kaufte. Mappes, der Mittelhesse, der nach kürzester Zeit bereits Identifikationsfigur bei der HSG ist.
Nach dem sechsten Platz mit dem VfL verabschiedete er sich im Sommer aus dem Oberbergischen. „Es waren zwei richtig schöne Jahre in Gummersbach, gekrönt mit der Qualifikation für das internationale Geschäft”, blickt Mappes auf die VfL-Zeit zurück, die ihm eine Nominierung für den 35er-Kader vor der WM 2023 bescherte, aber nicht in einem Länderspiel mündete. „Ich saß jeden Tag 75 Minuten pro Fahrt im Auto, gerade nach Spielen war es anstrengend“, begründet er seinen vorzeitigen Abschied.
Abstiegskampf statt European League
Anstatt in der European League spielt Mappes mit der HSG nun um den Klassenerhalt. Der knappe 28:27-Sieg zum Rückrundenauftakt beim Aufsteiger SG BBM Bietigheim ließ das Polster der HSG auf den ersten Abstiegsplatz auf neun Punkte anwachsen. „Es war ein Druckspiel“, sagt Mappes. „Doch die Aufgabe haben wir gelöst.“
Entspannter blickt er dem Kieler Gastspiel in der hessischen Domstadt entgegen: „Angst haben wir keine. Wenn wir etwas Zählbares hier behalten wollen, benötigen wir ein perfektes Spiel“, orakelt er und fordert „viel Geduld und wenige Fehler“ ein: „Wenn wir dann noch das Torwartduell gewinnen, können wir den THW vielleicht ein bisschen ärgern.“
Mappes wurde zum HBL-All-Star
Die Zeiten, als sich Wetzlar zum Kieler Angstgegner aufschwang, erlebte er nicht im HSG-Trikot, aber dennoch aus allernächster Nähe. Mappes entstammt der Talentschmiede des TV Hüttenberg, war treibende Kraft des TVH-Durchmarschs von der Dritten bis in die Bundesliga, wurde 2018 sogar ins HBL-All-Star-Team gewählt und weckte als aufstrebendes Spielmachertalent Begehrlichkeiten.
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Er wechselte zum HC Erlangen, wo er jedoch durch muskuläre Verletzungen ausgebremst wurde, zog nach einem Jahr weiter zur ehemaligen TSG Friesenheim nach Ludwigshafen, ehe er 2021 inmitten der Pandemiewirren zu seinem Heimatklub TV Hüttenberg in die Zweite Liga zurückkehrte. „Wir sind damals Eltern geworden und wollten einfach wieder nach Hause.“
Doch der VfL Gummersbach warb um den torgefährlichen Mittelmann und überzeugte ihn 2022 nochmals von einem Wechsel, dem Wohnort Hüttenberg blieb er jedoch treu. Nach zwei Jahren beendete er die Episode im Oberbergischen mit einem Haken hinter dem THW auf der Bucket-Liste. Ab jetzt zählt nur noch Wetzlar.
KN