
Wenn die Vertreter der europäischen Ligen sich diese Woche in Frankfurt/Main treffen, dominieren zwei Themen: Die Rückkehr von Spaniens La Liga in diesen Kreis und die Auswirkungen der erhöhten Champions-League-Prämien auf die nationalen Wettbewerbe.

Bald zurück bei den European Leagues: Javier Tebas und die spanische La Liga.
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Zu ihrem 20-jähren Jubiläum samt 50. Generalversammlung gastiert die Vereinigung der europäischen Ligen, die European Leagues (EL), in dieser Woche in Frankfurt/Main. Und es wird eine Sitzung, die mittelfristig entscheidend werden könnte für die Zukunft der EL. Denn die Gruppierung wählt sowohl ihren Vorstand neu als auch ihren Präsidenten. Zudem kehrt die mächtige La Liga mit ihrem streitbaren Präsidenten Javier Tebas zurück, die die EL vor zwei Jahren im Streit verlassen hat.
Schon am Rande des Spobis kamen die Offiziellen zusammen
Das ist vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklungen und Herausforderungen im europäischen Fußball aus EL-Sicht nicht die schlechteste Nachricht. Denn vor allem die Spanier um Tebas waren es, die in den vergangenen Jahren eng mit den Vertretern der Deutschen Fußball-Liga (DFL) sowie den Funktionären der englischen Premier League gegen eine weitere Öffnung der europäischen Finanzregeln bei der UEFA eingetreten sind im Kampf gegen Klubs in den Händen von Staatsfonds wie Paris St. Germain oder Manchester City, die theoretisch grenzenlos Geld nachschießen könnten.
Hochrangige Vertreter der Ligen waren zuletzt schon einmal in Deutschland zusammengekommen – auf der Spobis-Konferenz in Hamburg, an deren Rande Anfang Februar ein Meeting des amtierenden Vorstands stattfand und wo sich einige Ligabosse auch in Diskussionsrunden geäußert haben. Wer sich zuletzt in diesen Kreisen umhörte, der bekam schnell einen Überblick über die Themen, die die EL umtreiben und in den kommenden Monaten sicherlich diskutiert werden.
Faktor fünf bis sechs bei niederländischen Klubs
Dazu dürfte beispielweise angesichts der gestiegenen Ausschüttungen aus den UEFA-Klubwettbewerben die nationale Wettbewerbsbalance gehören. Denn seit der laufenden Saison mit dem neuen Liga-Modus in Champions-, Europa- und Conference League nimmt die UEFA statt 3,5 nun 4,4 Milliarden Euro ein. Von denen wiederum werden 3,317 Milliarden Euro an die Wettbewerbsteilnehmer ausgeschüttet – vor allem natürlich an die, die in der Königsklasse antreten. Das Einnahmen-Maximum für einen Klub liegt in diesem Wettbewerb bei 156,03 Millionen Euro.
Um eine Vorstellung von den Folgen der gewachsenen Champions-League-Ausschüttungen für die nationalen Ligen zu bekommen: Die holländische Eredivisie erhält pro Jahr rund 125 Millionen Euro für die Exklusivübertragung durch ESPN, der Rest der Medieneinnahmen ist überschaubar – PSV Eindhoven und Feyenoord Rotterdam haben inklusive der 11 Millionen Euro Prämie für den Achtelfinaleinzug bis dato bereits mehr als 60 Millionen Euro in der laufenden Champions-League-Kampagne eingenommen. Damit enteilen sie der nationalen Konkurrenz in der Folge natürlich weiter, weil sie international grob überschlagen das Fünf- bis Sechsfache dessen erhalten, was sie über den nationalen Wettbewerb an Mediengeld einnehmen.
Topverdiener aus Deutschland: FC Bayern vor Bayer 04
Übrigens: Top-Verdiener aus Deutschland ist nach dem Achtelfinal-Einzug der FC Bayern mit rund 92,4 Millionen Euro, dicht gefolgt von Bayer 04 Leverkusen mit 87,1 Millionen Euro. Bei Bayer stammen 50,57 Mio., beim FCB 48,37 Mio. Euro aus den Sieg-, Antritts- und Platzierungsprämien, der Rest fließt über die sogenannte Wertprämie. Zum Vergleich: In der Bundesliga dürfte Bayer in der laufenden Saison auf 80,52 Mio. kommen, der FCB auf 91,07 Mio. Plus: Genau wie Borussia Dortmund dürfen sich die Münchner über Einnahmen aus der aufgeblähten FIFA-Klub-WM freuen, die im Sommer stattfindet. Experten rechnen mit Antrittsgagen von rund 40 Millionen Euro für die Klubs.
Dass dieses Turnier bei den EL ohnehin keinen guten Stand hat, zeigt die Beschwerde bei der EU-Kommission, die EL und Spielergewerkschaft Fifpro eingereicht haben. Denn neben der Belastung für die Profis hat das Turnier auch Folgen für den Wettbewerbskalender. Zudem befürchten die einzelnen Ligen einen Kannibalisierungsprozess in Sachen Medienrechte, die in aller Regel die wichtigsten Einnahmequellen der Klubs sind. Je schillernder und größer Champions League oder Klub-WM, desto schwieriger wird es für die einzelnen Ligen, ihren finanziellen status quo zu halten. Unter den Kandidaten für den neuen Vorstand ist übrigens auch DFL-Geschäftsführer Dr. Marc Lenz, der dem Gremium bereits aktuell angehört.