Sammer rechnet mit deutschem Fußball ab – adelt aber
Matthias Sammer, ehemalige Größe des deutschen Fußballs und heutiger Sportdirektor der Deutschen Fußball Liga (DFL), hat in einem aufsehenerregenden Interview mit der „Sport Bild“ sowohl Kritik als auch Lob für den aktuellen Zustand des deutschen Fußballs geäußert. Sammer, der maßgeblich am Erfolg der deutschen Nationalmannschaft und des FC Bayern München beteiligt war, nutzt die Plattform, um tiefgehende Einblicke in die Probleme und Stärken des deutschen Fußballs zu geben.
Kritik an der aktuellen Situation
„Wir sind nicht mehr die gefürchtete Nation im internationalen Fußball wie vor einigen Jahren“, sagte Sammer. Er kritisierte die stagnierende Entwicklung der Talente und forderte eine grundlegende Evaluierung der Nachwuchsförderung. „Wir brauchen einen Überbau, der nicht nur die Quantität, sondern auch die Qualität in den Fokus stellt“, so Sammer weiter.
Besonders die sportlichen Misserfolge bei großen Turnieren könnten als Indikator für das abnehmende Niveau des deutschen Fußballs angesehen werden. Sammer nannte dabei die enttäuschende Leistung bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2022 in Katar, wo die deutsche Nationalmannschaft in der Gruppenphase ausschied. „Das war ein deutliches Signal, dass sich etwas ändern muss“, so der 55-Jährige.
Nachwuchsarbeit im Fokus
Ein zentraler Punkt in Sammers Analyse ist die Nachwuchsarbeit. „Wir müssen die Strukturen in den Jugendakademien verbessern und die Talente gezielt auf die Profi-Herausforderungen vorbereiten“, erklärte Sammer. Er hob hervor, dass Länder wie Frankreich und Spanien in der Nachwuchsförderung einen klaren Vorteil hätten. „Man muss die Stärken unserer Spieler erkennen und diese weiterentwickeln“, führte er aus und verwies auf erfolgreiche Modelle aus dem Ausland.
Sammers Hoffnung liegt auf einer Reform im deutschen Fußball. „Wir brauchen mehr Wissenschaft, mehr Analyse und vor allem mehr Mut im Umgang mit Talenten“, so der Sportdirektor. Viele Jugendspieler würden nicht ausreichend gefordert oder gefördert, was ihrer weiteren Entwicklung im Profibereich schadete.
Positives Feedback für bestehende Strukturen
Dennoch erhebt Sammer nicht nur Kritik, sondern findet auch lobende Worte für einige Aspekte des deutschen Fußballs. Insbesondere das Engagement der Vereine in sozialen Projekten und ihr Bemühen um Integration sind ihm wichtig. „Diese Dinge passieren oft hinter den Kulissen, aber sie sind essenziell für das gesellschaftliche Bild des Fußballs in Deutschland“, betonte Sammer.
Auch die Bundesliga als Spielklasse erhält positives Feedback. „Die Bundesliga hat sich zu einer der spannendsten Ligen der Welt entwickelt. Die Konkurrenz ist groß, und das zieht Zuschauer an“, so Sammer. Diese Stärke gilt es auszubauen, um im internationalen Wettbewerb weiterhin bestehen zu können.
Veränderungen im Leistungssport
Ein weiterer Punkt, der Sammer am Herzen liegt, ist die Anpassung an neue sportliche Rahmenbedingungen. „Wir müssen bereit sein, uns weiterzuentwickeln und moderne Ansätze im Leistungssport zu integrieren“, erklärte Sammer. Dazu zählt auch der Einsatz neuer Technologien, um Spieler optimal zu unterstützen.
Künftige Herausforderungen
Die Herausforderungen, die auf den deutschen Fußball warten, sind vielfältig. Die Etablierung eines Planes, der sowohl kurzfristige als auch langfristige Ziele definiert, ist dringend notwendig. „Wir müssen eine Strategie entwickeln, die alle Akteure im deutschen Fußball verbindet – von den Amateuren über die Bundesliga bis zur Nationalmannschaft“, forderte Sammer.
Die kommenden Monate und Jahre werden entscheidend sein, um die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft zu stellen. Sammer sieht hier die Verantwortung nicht nur bei den Clubs, sondern auch bei den Verbänden, besonders dem Deutschen Fußball-Bund (DFB).
Fazit eines Experten
„Ich bin überzeugt, dass wir die Herausforderung annehmen können. Der deutsche Fußball hat eine reiche Geschichte, und es liegt an uns, diese Geschichte fortzuschreiben“, schloss Sammer. Seine Worte sind sowohl ein Aufruf als auch eine Mahnung, die aktuellen Fehler zu analysieren und mutig in die Zukunft zu blicken. Das Bild, das Sammer vom deutschen Fußball zeichnet, ist eines voller Widersprüche, doch gibt es auch einen Funken Hoffnung, dass aus der aktuellen Krise neue Kräfte hervorgehen können.