
Nottingham Forest ist die grosse Sensation der Premier-League-Saison.Bild: keystone
Analyse
Nottingham Forest kämpft in der Premier League völlig überraschend um die Champions League. Dafür verantwortlich sind ein verrückter Präsident und eine Taktik, die man in der heutigen Zeit nur selten sieht.
Einzig Liverpool und Arsenal liegen nach 26 Spieltagen in der Premier League vor Nottingham Forest. Damit haben zwar zu Beginn der Saison nur die wenigsten gerechnet, aber der Traum von der Champions League wird von Runde zu Runde realistischer.
Milliardenschwerer, durchgeknallter Präsident
Um in der besten und reichsten Liga der Welt mithalten zu können, braucht man natürlich einen sehr reichen Präsidenten. Den hat Nottingham Forest 2017 in Evangelos Marinakis gefunden. Das Vermögen des Griechen, dem auch Olympiakos Piräus gehört, wird auf ungefähr 4,1 Milliarden US-Dollar geschätzt.
Unter Marinakis, dem 80 Prozent der Anteile des Klubs gehören, hat Nottingham insgesamt fast 150 Spieler verpflichtet. Bei der Übernahme des heute 57-Jährigen war Forest noch in der zweithöchsten Liga. Im Jahr 2022 gelang dann der langersehnte Aufstieg. Nach diesem investierte Marinakis dann noch mehr Geld.
Evangelos Marinakis hat bei Nottinhgam das Sagen.Bild: keystone
Noch vor der ersten Premier-League-Saison seit 1998/99 wurden 23 neue Spieler geholt – darunter auch Nati-Star Remo Freuler. Im Winter kamen dann sieben weitere hinzu. Um im englischen Oberhaus zu bestehen, wurden alleine seit dem Aufstieg vor zweieinhalb Jahren wurden über 400 Millionen Franken in Transfers investiert.
Nach zwei schwierigen Saisons, in welchen man jeweils nur knapp dem Abstieg entging, geht die offensive Transfermethode nun endlich auf.
Schiedsrichter bespuckt
Dass Marinakis kein Kind von Traurigkeit ist, hat er bereits öfter gezeigt. Mitte September hat er dem Schiedsrichter nach der Niederlage gegen Fulham auf die Füsse gespuckt. Dafür wurde er für fünf Spiele gesperrt. Allerdings beteuerte der Klub in einem Statement, dass Marinakis nicht absichtlich auf den Schiedsrichter gespuckt habe, sondern sein Rauchkonsum dafür verantwortlich war. «Er raucht zwei oder drei Zigarren pro Tag. Er muss oft husten. Sein Husten enthält Schleim. Als sich die Schiedsrichter näherten, spürte er einen Hustenanfall und hustete auf den Boden, nach unten und nach rechts, also weg von dem Weg, den die Schiedsrichter nahmen», hiess es dort.
In Griechenland eskalierte es einmal noch um einiges heftiger. Als er nach einem Spiel von Olympiakos Piräus den Schiedsrichter bedrohte und beleidigte, erhielt er für fünf Monate ein Stadioninnenraum-Verbot.
Neben der Transferpolitik steckt aber vor allem auch ein hervorragender Trainer hinter dem Erfolg Nottinghams. Im Dezember 2023 übernahm Nuno Espírito Santo das Traineramt bei Forest, das damals nur auf Rang 17 und damit nur einen Platz vor dem ersten Abstiegsplatz stand. Obwohl im Verlauf der Saison noch vier Punkte aufgrund des Financial Fairplay abgezogen wurden, konnte Nottingham die Saison mit sechs Punkten Vorsprung auf die Abstiegsränge beenden.
Nuno Espírito Santo steht seit Dezember 2023 bei Nottingham an der Seitenlinie.Bild: keystone
Den Schwung konnte Nottingham dann auch in die laufende Saison mitnehmen. Von den ersten zehn Ligaspielen wurde nur eines verloren, zum Ende des Kalenderjahres feierten die Reds dann sechs Siege in Serie und festigten den Platz in der Top-4.
Pausenplatz-Fussball bringt den Erfolg
Ein Grund für den Erfolg ist die Taktik, welche in dieser Saison bisher fabelhaft funktioniert. Nottingham lässt jeweils den Gegner das Spiel machen und lauert auf schnelle Konter. Im Prinzip steht Espírito Santos Team mit zehn Spielern hinter dem Ball in der eigenen Hälfte, während Mittelstürmer Chris Wood als einziger Spieler ins Pressing geht und das Spiel nach aussen zu lenken versucht.
Auf den Seiten lässt Nottingham den Gegner kommen, die wichtigste Devise ist dabei, den Ball nicht ins Zentrum gelangen zu lassen. Dadurch lassen sie die gegnerischen Spieler auch oft zum Schuss kommen, aber meistens aus ungefährlichen Positionen. Nottingham stellt mit dieser Taktik die viertbeste Verteidigung der Liga.
Ausserdem nimmt Nottingham viele Pässe des Gegners in Kauf, solange dessen Spieler nicht in die gefährliche Zone vordringen. Gelingt dies den Gegenspielern doch einmal, werden diese sofort attackiert. Nach einer Balleroberung schaltet Nottingham dann blitzschnell um und versucht, mit den schnellen Flügelspielern einen Konter zu lancieren, der in dieser Saison häufig mit einem Tor vollendet wird. Der Spielstil des englischen Meisters von 1977/78 erinnert ein wenig an Pausenplatzfussball, welcher fabelhaft funktioniert.
Contra-ataque do Nottingham Forest é de manual! Tinha de ser Gibbs-White nas vestes de ex a punir o Wolverhampton…
SEIS vitórias seguidas para o time de Nuno Espírito Santo, a maior sequência na primeira divisão desde 1967!pic.twitter.com/wG5uknYCwv
— Leonardo Bertozzi (@lbertozzi) January 7, 2025
Nach der Balleroberung geht es sehr schnell.
Und sollte das schnelle Umschalten mal nicht funktionieren, hat Nottingham die Geduld, um den Ball lange Zeit in der eigenen Hälfte zu halten und darauf zu hoffen, dass der Gegner aufrückt. Sobald er dies tut, wird mit einem langen Ball versucht, den Gegner auszuhebeln. Die schnellen Flügel Callum Hudson-Odoi und Anthony Elanga nutzen ihr Tempo dann, um den Ball so schnell in die gefährliche Zone zu bringen.
Mit wenig Ballbesitz zum Erfolg
Der Fokus auf schnelle Gegenstösse widerspiegelt sich auch in der Passstatistik. Kein Team spielt so wenig Pässe wie das aktuell drittplatzierte Team in der Premier League. In 26 Spielen haben sie bisher 7315 Pässe gespielt. Manchester City mit den meisten Pässen in der Liga bringt es auf doppelt so viele. Dafür spielt Nottingham prozentual gesehen ligaweit die zweitmeisten Pässe nach vorn.
Auch die Ballbesitzstatistik zeigt, dass dem Gegner das Spieldiktat jeweils schon fast aufgezwungen wird. Nur Everton hat im Schnitt weniger Ballbesitz als Nottingham. Zu knapp 40 Prozent hat der Drittplatzierte der Premier League den Ball in den eigenen Reihen. Trotzdem kommen die Gegner nicht zu vielen Chancen. Bei den beiden 1:0-Siegen gegen Tottenham und Liverpool hatten die Gegner jeweils etwa zu 70 Prozent den Ball, aber der «Expected Goals»-Wert lag bei nicht einmal einem Tor.
Wood überzeugt bei Forest
Ein Erfolgsgarant ist in dieser Saison aber auch Stürmer Chris Wood: 18 Tore gehen bereits auf das Konto des Neuseeländers. Mit seiner Grösse von 1,91 Meter ist er ein klassischer Mittelstürmer und steht im Strafraum meistens genau richtig. In dieser Saison hat er einen exzellenten Torriecher entwickelt. Er übertrifft seinen «Expected Goals»-Wert von 10,5 in dieser Saison um 7,5 Treffer. Sprich: Er macht aus sehr wenig, sehr viel.
Chris Wood überzeugt bisher in dieser Saison.Bild: keystone
Beim 7:0-Erfolg gegen Brighton (Brighton hatte 63 Prozent Ballbesitz und über 200 Pässe mehr als Nottingham gespielt) brillierte Wood mit einem Hattrick. Wood, dessen Name auf Englisch «Holz» oder «Wald» bedeutet, passt natürlich wie die Faust aufs Auge bei Nottingham Forest (auf Deutsch ebenfalls «Wald»). Auch Legende Gary Lineker spielte nach dem Kantersieg gegen Brighton darauf an, als er sagte: «Brighton hat vor lauter Wald die Bäume nicht mehr gesehen» («Brighton could not see the wood for the trees»).
Im Grundsatz kann gesagt werden, dass Nottingham wie ein Abstiegskandidat verteidigt, dies aber umsetzt wie ein Champions-League-Kandidat. Aber natürlich besteht die Frage: Wie lange geht das gut? Gegen Fulham und Newcastle United gab es zuletzt zwei Niederlagen und am heutigen Mittwochabend kommt es zum Kracher gegen Arsenal.
Mit einem Sieg gegen die verletzungsgeplagten Gunners könnte Nottingham bis auf drei Punkte an Arsenal herankommen. Sollten sie allerdings als Verlierer vom Platz gehen, könnte der Vorsprung auf die Verfolger noch kleiner werden.
Arosa verzichtet mit einer faulen Ausrede auf den administrativ bereits bewilligten Aufstieg in die Swiss League. Vor allem aber werden die Verbandsgeneräle als elendigliche Heuchler entlarvt. Eine dringend notwendige Polemik.
Vernunft siegt über Romantik, Vorsicht über Wagemut: Der EHC Arosa hatte die Bewilligung zum Aufstieg in die Swiss League vom Operetten-Gremium der Lizenzkommission erhalten. Aber bis am 24. Februar, Mitternacht, hätte die Aufstiegsbestätigung eingereicht werden müssen. Also die schriftliche Verpflichtung, aufzusteigen, wenn der Aufstieg sportlich erreicht wird. Arosa hätte lediglich den Viertelfinal gegen Thun gewinnen müssen.