Nächste Niederlage für Niko Kovac

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Einen schöneren Sieg hat der VfL Bochum bei seinem erst dritten vollen Erfolg in dieser Saison noch nicht bejubelt. Das 2:0 über den früh gestutzten benachbarten Favoriten Borussia Dortmund durch zwei Tore des zur Winterpause leihweise verpflichteten Griechen Georgios Masouras (33./35. Minute) könnte zu einem Bochumer Wendepunkt in dieser über weite Strecken frustrierenden Saison werden.

Erstmals seit Monaten verbesserte sich der VfL nach dem Erfolg im kleinen Revierderby zumindest für einen Tag auf Rang 17 und stellte dazu den Kontakt zum Sechzehnten 1. FC Heidenheim her. Egal, wie die Heidenheimer am Sonntag gegen den FSV Mainz 05 (19.30 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zur Bundesliga und bei Sky) und die fürs erste auf den letzten Rang abgerutschten Kieler in Frankfurt spielen: Der im Abstiegskampf über Jahre, zuletzt in der vorigen Saison, gestählte VfL meldete sich am Samstagnachmittag mit einer veritablen Kampfansage an die Konkurrenz zurück.

„Erklärungen dafür gibt es nicht wirklich“

Der BVB dagegen, erst zweimal in dieser Bundesligasaison auswärts siegreich, setzte die Serie trüber Auftritte jenseits des eigenen Stadions uninspiriert fort und verharrt fürs Erste weiter auf Rang elf – im hinteren Mittelfeld der Tabelle. Welch ein faktischer Kontrast zu den eigenen hohen Ansprüchen.

Entsprechend unterschiedlich war die Gemütslage der beiden Trainer. Dieter Hecking, der Nachfolger des früh entlassenen Peter Zeidler, sprach von einem „überragenden Spiel“ seiner Mannschaft, die „sofort dagewesen“ sei. Der Auftritt gegen Dortmund sei für das Erreichen des Klassenziels Klassenverbleib aber auch die „Messlatte“ für die kommenden Spiele. „Der Derbysieg wird uns nicht helfen, wenn wir absteigen sollten.“

Sein Kollege Niko Kovač, erst seit kurzem beim BVB, hat am Samstag schon die zweite Bundesliga-Niederlage in seinem zweiten Einsatz kommentieren müssen. Enttäuscht, aber nicht erkennbar wütend über den weitgehend leblosen Auftritt seiner Mannschaft, stellte er fest, „dass wir uns durch individuelle Fehler in Schwierigkeiten gebracht und es in der zweiten Halbzeit nicht geschafft haben, den Gegner unter Druck zu setzen“.

„Erklärungen dafür gibt es nicht wirklich“, hatte schon zuvor der frustrierte Torhüter Gregor Kobel dem Sender Sky gesagt. „Wir wussten, was uns erwartet, haben es aber trotzdem nicht geschafft, dagegenzuhalten.“ Nico Schlotterbeck war ebenfalls bedient: „Wenn wir es nicht hinkriegen, dann wird es eine Horrorsaison.“

Süles fatales Zuspiel

In dem mit 26.000 Zuschauern prall gefüllten Bochumer Stadion versuchte der VfL von vornherein, einen Grand ohne Vier zu spielen, um es in der Skatsprache zu sagen. Schließlich musste der Ligaletzte auf seinen besten Torschützen Myron Boadu (Oberschenkelverletzung), seinen erkrankten Stammtorwart Patrick Drewes, seinen am Auge operierten Rechtsverteidiger Felix Passlack und den nach der fünften Gelben Karte gesperrten Linksverteidiger Maximilian Wittek verzichten.

Dafür ersetzten Philipp Hofmann, der frühere Kölner Stammtorwart Timo Horn mit seinem Bochumer Bundesliga-Debüt, Erhan Masovic und Ibrahima Sissoko das Quartett vollwertig.

Besser noch: Der eher bemühte als geradlinige BVB spielte den Bochumern in die Karten, die mit dem zur Winterpause von Olympiakos Piräus gekommenen 47-maligen griechischen Nationalspieler Georgios Masouras ein As in ihren Reihen hatten.

Masouras traf gleich zweimal zur 2:0-Pausenführung des Außenseiters – nach Hofmanns wuchtiger Vorarbeit mit der Vollendung eines Konters zum 1:0 und zwei Minuten später nach dem fatalen Zuspiel des erstmals nach acht Wochen Pause wieder von vornherein eingesetzten Dortmunders Niklas Süle, der, auf der für ihn ungewohnten Rechtsverteidigerposition aufgeboten, dem zweimaligen Torschützen vor dessen Lupfer zum 2:0 den Ball perfekt in den Lauf gespielt hatte.

Zur Pause hatte Bochum die deutlich besseren Karten, während die Schwarz-Gelben keinen Stich machen konnten, auch weil Mittelstürmer Guirassy gleich zwei große Gelegenheiten zu Dortmunder Treffern mit Schüssen übers statt ins Tor versemmelt hatte (41./43.).

Schwerfälliger BVB

Die Frage aller Fragen beim wieder einmal schwer enttäuschten BVB-Anhang lautete: Würde die Borussia trotz der zwei Wirkungstreffer noch einmal den Mut aufbringen, wie beim Hinspiel an der Wende zu arbeiten? Am 27. September des Vorjahrs hatte Dortmund aus einem 0:2-Rückstand daheim noch einen 4:2-Erfolg gemacht.

Da sich Geschichte auch im Fußball nicht ständig wiederholt, bemühte sich der Favorit eher schwerfällig um eine Ergebniskorrektur. So konnten die von sich selbst berauschten Bochumer nach Belieben kontern. Wäre nicht Gregor Kobel ein einsamer Rückhalt der Borussen gewesen, das Ergebnis hätte früh desaströse Ausmaße für die wieder einmal derangierten Dortmunder angenommen. So aber warf sich der schweizerische Schlussmann mit dem Mut der Verzweiflung in die Schüsse von Holtmann (61.) und Masouras (69.).

Der 31 Jahre alte Grieche, zweifellos der Spieler des Tages, war ganz begeistert ob der aus Bochumer Sicht überschwänglichen Stimmung im Stadion und natürlich froh darüber, als zweimaliger Torschütze gefeiert zu werden.

Trainer Hecking lobte den erstmals von Beginn an eingesetzten Mittelstürmer mit reichlich internationaler Erfahrung (47 Länderspiele/10 Tore). „Er weiß, wie Fußball geht, er weiß, wo er hinlaufen muss.“ Masouras und der sieben Jahre jüngere Boadu (sieben Saisontore) scheinen prädestiniert, den VfL Bochum mit ihren Treffern vor dem nach wie vor drohenden Abstieg bewahren zu können.

Ganz anders dagegen die Stimmung bei den Dortmundern. „Es ist egal, welcher Trainer draußen steht“, sagte Nico Schlotterbeck mit Blick auf die zweite Niederlage im dritten Pflichtspiel unter Niko Kovač. „Die Mannschaft muss von sich aus aus den Pötten kommen.“



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